Hoffen auf die EU

Wie ernst man in Washington das verhinderte Mordkomplott nimmt, bei dem der Iran angeblich mit Hilfe des mexikanischen Drogenkartells den Botschafter Saudi-Arabiens und andere US-Ziele ins Visier nahm, zeigen die offiziellen Stellungnahmen: Präsident Obama und Außenministerin Clinton melden sich zu Wort, der Justizminister und FBI-Chef tragen die wichtigsten Details vor. Das zeigt: Die Vorwürfe sind keine Lappalie, die man auf die leichte Schulter nimmt und nach einigen diplomatischen Rügen vergessen will.

Und man glaubt, felsenfeste Beweise zu haben.
Doch was sind nun die Optionen im Umgang mit einem Regime, das schon Obama-Vorgänger George W. Bush als "Schurkenstaat" brandmarkte, der weiter unverdrossen und allen Sanktionen zum Trotz an der Atombombe bastelt, im Nachbarland Irak Bomben legen lässt, mit der Hamas-Terrororganisation kooperiert und nach Lust und Laune ausländische Staatsbürger als Faustpfand nimmt, um Lösegeld und politische Zugeständnisse abzupressen? Was die Strafmaßnahmen Washingtons und der Vereinten Nationen angeht, so darf Iran weitgehend als "austherapiert" gelten.
Das US-Finanzministerium schweigt lieber zu dem interessanten Detail, wieviel Geld sich auf den US-Konten jener mutmaßlichen iranischen Hintermänner der Terroraktion befand, die jetzt eingefroren wurden. Viel dürfte es nach den Erfahrungen, die man auf UN-Ebene mit solchen Sanktionen gemacht hat, nicht sein.
Und eine Rüge vom UN-Sicherheitsrat? Sie wäre - wenn sie denn überhaupt gegen den Willen von Teherans wichtigen Handelspartnern Russland und China zustande käme - das Papier nicht wert, auf dem sie formuliert würde.
Gleichzeitig wird sich Friedensnobelpreisträger Obama, der gerade das Truppenengagement im Irak und in Afghanistan reduziert, ein Jahr vor den Wahlen auf kein militärisches Abenteuer einlassen, das in Nahost schnell zum Flächenbrand werden könnte.
Was also bleibt? Die Hoffnung Washingtons, man möge sich innerhalb der Europäischen Union - und auch in Berlin - endlich zu massiven Strafen für ein Land bereitfinden, dessen Verhalten schon lange nicht mehr den internationalen Normen einer akzeptablen Koexistenz entspricht.
nachrichten@volksfreund.de

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