Leserbriefe Bürokraten, Technokraten, Kontrolleure – grotesk!

Zu den Artikeln „Bauern droht Kürzung von Subventionen“ und „Dunkle Wolken überm Acker“ (TV vom 21./22. April) sowie „Preis­sturz bei Milch – Butter aber teurer“ (TV vom 4. Mai) meint Alfred Hauer:

Zum wiederholten Male geht es um die drohende Kürzung von EU-Fördergeldern, und permanent zeigt sich, wie gefährlich diese politische  Abhängigkeit für einen gesamten Berufsstand ist.

Erst kürzlich wurde von der offiziellen Bauernlobby angesichts der Abschaffung der Milchkontingentierung der unternehmerische Aspekt der Bauern bezüglich freier Produktionsentscheidungen betont. Wie weit es damit her ist, zeigt sich sehr schnell in fallenden Milchpreisen.

Dass politisch gewollte niedrige Lebensmittelpreise trotz Brüsseler Agrarausgaben in schwindelerregender Höhe ein massenhaftes Höfesterben nicht verhindern können, beweist die Absurdität dieser bereits seit Jahrzehnten fehlgeleiteten Agrarpolitik.Etwa alle zehn  Jahre halbiert sich die Anzahl  der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland mit zunehmend gravierenden Folgen für den gesamten ländlichen Raum.

Das zusätzlich Fatale an diesem 58-Milliarden-Euro-Etat ist die Tatsache, dass tatsächlich kaum die Hälfte davon bei den Bauern ankommt.

An den unüberschaubaren Fördertöpfen und in den zahllosen Verwaltungsinstanzen sitzen Heerscharen von Bürokraten, Technokraten und Kontrolleuren, die uns Bauern „beraten, verwalten und kontrollieren“. Verschiedene Verordnungen und Strukturen haben inzwischen groteske Formen angenommen.

Es wäre ja für uns deutsche Bauern noch viel schlimmer gekommen, würde nicht jeder zweite Betrieb durch erhebliche Einnahmen aus dem im Jahr 2000 verabschiedeten Erneuerbare-Energien-Gesetz profitieren. Letztendlich kommen dieser europäische Agrar-Verschiebebahnhof und die gießkannenähnliche Förderung auf Flächenbasis den Steuerzahler teurer zu stehen als direkt über faire Preise eine sinnvolle regionale Erzeugung zu fördern.

Industrieähnliche Strukturen bei massiver Benachteiligung der Veredlungswirtschaft in von Natur aus benachteiligten Regionen sind die Folge.

Die Ausrichtung der Landwirtschaft auf einen weltweiten, „globalen Markt“ ist  eine Fehlentwicklung – auch mit gravierenden Folgen für Entwicklungs- und Schwellenländer. Zunehmende Flüchtlingsströme sind eine weitere Folge.

Hoffentlich verdient die nächste Agrarreform diesen Namen wirklich!

Alfred Hauer, Niederweiler

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