Abfall Glatter Hohn

Zur Berichterstattung über das neue Gebührensystem des regionalen Entsorgers ART schreiben Rudolf Kiefer und Jürgen Thomann:

Bei der ganzen Diskussion vermisse ich einen wichtigen Aspekt. Die neue Gebührenordnung ist ein Schlag ins Gesicht derer, die sich bemühen, so wenig wie möglich Abfall zu produzieren.

Wurde bisher die Sparsamkeit in Sachen Müllproduktion belohnt, indem man zur Grundgebühr nur für jede Leerung einen Betrag X zahlte (Beispiel: Eine Tonne mit 240 Liter Inhalt kostete 40,00 Euro Grundgebühr und bei sechs Leerungen 23,40 Euro), so wird man jetzt auf kaltem Wege gezwungen, 13 Leerungen/Jahr (133,72 Euro) zu bezahlen. Dabei wird dann ab der 14. Leerung flugs für jede weitere Leerung eine zusätzliche Gebühr verlangt. Eine Erstattung für nicht in Anspruch genommene Leerungen sucht der Leser vergeblich.

Wenn man vor diesem Hintergrund in dem Informationsschreiben zur Umstellung des Systems im Betreff lesen muss: „Abfallvermeidung lohnt sich für alle“, so muss das in den Ohren des betroffenen Bürgers wie glatter Hohn klingen.

Denn diese Erhöhung – legt man das obige Beispiel zugrunde – führt zu einer Preissteigerung von über 100 Prozent. So etwas nennt man gemeinhin Beutelschneiderei.

Für wen sich die Abfallvermeidung somit lohnt, liegt klar auf der Hand.

Erstaunlich ist nur, dass die Vertreter des Volkes ein solches System ohne große Diskussion durchwinken, ohne sich offenbar einmal ernsthaft darüber Gedanken zu machen, welche tatsächlichen Auswirkungen mit der Gebührenumstellung verbunden sind. Denn viele werden nunmehr nicht so wenig wie möglich Müll produzieren, sondern werden bestrebt sein, die 13 Leerungen pro Jahr, die bezahlt werden müssen, auch in Anspruch zu nehmen.

Einerseits sollen wir die Welt retten durch Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes; die Müllvermeidung ist in diesem Zusammenhang offenbar nicht mehr von Interesse.

Rudolf Kiefer, Oberkail

Zum Leserbrief „Kein Grund zum Jammern“ (TV vom 26. Oktober):

Da ich nach Meinung von Jürgen Fehres aus Mülheim a.d. Mosel das neue System der Abfallwirtschaft in Verbindung mit den Gebühren nicht verstanden habe, hier noch einmal mein Ansatz: Ich habe die Müll-Gebühren der ART für 2020 unter dem Aspekt des Preis-Leistungsverhältnisses analysiert. Als Preis-Leistungs-Verhältnis wird die betriebswirtschaftliche Kennzahl für den Quotienten zwischen den Kosten (Preis) und einer klar definierten Leistung für Güter und Dienstleistungen bezeichnet.

Einfach ausgedrückt: Welche Gebühr (Preis) muss ich zum Beispiel für „1000 Liter Müll entsorgen“ (klar definierte Leistung) zahlen?

Nach dem Gebührenrechner der ART, den ich als Grundlage benutzt habe, zahle ich im Jahr 2020 in Stadt Trier/Landkreis Trier-Saarburg für drei Personen und für 26 Entleerungen einer 120-Liter-Tonne pro Jahr 240,89 Euro. Das bedeutet: Ich zahle für die Entsorgung von 3120 Liter im Jahr 240,89 Euro. Der Preis-Leistungsquotient beträgt demnach 240,89 Euro : 3120 Liter = 0,0772 Euro pro Liter. Der Preis für die Entsorgung von 1000 Euro beträgt demnach 77,20 Euro.

Im Jahr 2019 zahlte ich aber für die Entsorgung von 3120 Liter nur 123,60 Euro. Der Preis für die Entsorgung von 1000 Liter beträgt damit nur 39,61 Euro!

Die ART verlangt im Jahr 2020 in Trier Stadt/Landkreis Trier-Saarburg für die gleiche Leistung wie im Jahr 2019 fast die doppelte Gebühr. Die Preissteigerung beträgt exakt 94,9 Prozent.

Herr Fehres meint, ich bräuchte ja in meinem Landkreis für drei Personen nur die 80-Liter-Tonne zur Grundgebühr von 78,44 Euro im Jahr zu nehmen. Da hat er recht! Ich würde dann aber bei 26 Leerungen einer 80-Liter-Tonne im Jahr nach dem Gebührenrechner der ART 204,02 Euro zahlen. Das bedeutet: Für die Abfuhr von 2080 Litern Müll verlangt die ART 204,02 Euro. Der Preis für die Entsorgung von 1000 Litern beträgt dann 98,09 Euro! Die Entsorgung von 1000 Litern Müll ist dann fast zweieinhalb mal teurer als 2019 (2020: 98,09 Euro für 1000 Liter, 2019: 39,61 Euro für 1000 Liter)!

Wähle ich 2020 eine 80-Liter-Tonne und komme mit drei Personen mit 13 Leerungen pro Jahr hin, dann zahle ich für die Entsorgung von 1040 Litern Müll im Jahr 78,44 Euro, der Preis-Leistungs-Quotient beträgt 0,07542, für die Entsorgung von 1000 Litern zahle ich 75,42 Euro, das sind 90,4 Prozent mehr als 2019!

Die Methode, dem Verbraucher im Preis-Leistungs-Vergleich „Sand in die Augen zu streuen“, ist in der heutigen Konsumwirtschaft in der Regel Geschäftsprinzip! (Was ist günstiger? 270 Gramm Schokolade Marke A zum Sonderpreis von 2,25 Euro oder 100 Gramm Schokolade Marke A zu 0,82 Euro?)

Da Herr Fehres in seinem Landkreis  Bernkastel-Wittlich für bestimmte Leistungen der ART 2020 noch mehr als ich in Trier-Saarburg zahlen muss, habe ich deswegen „keinen Grund zu jammern“.

Jürgen Thomann, Föhren

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