Leserbrief Frauen im Priesteramt wären eine Bereicherung für die Kirche

Kirche

Zu den Artikeln „Mahnwache vor dem Trierer Dom: Frauen wollen Priesterinnen werden“, „Drinnen weiht der Bischof und draußen hagelt‘s Proteste“ und zum Kontra-Kommentar „Es geht auch ohne Priesterinnen!“ (TV, 25. Juni):

Als ich den Kontra-Kommentar zum Priesteramt für Frauen gelesen habe, ist mir schier der Atem stehengeblieben. Im ersten Moment dachte ich, dem Mann hat jemand der Hardliner aus Rom die Hand geführt, als er den Beitrag geschrieben hat. Selbstverständlich waren es die Herren Priester, die den Menschen den Glauben von der Kanzel von oben herunter verkündet haben, denn die Frauen dürften es ja nicht.

Aber auch nicht zu vergessen: Es waren überwiegend Männer, sprich Missionare, die in vielen Länder der Welt den Glauben mit Feuer, Schwert und Knüppel in die Köpfe der Menschen gepflanzt haben. Und überhaupt gehört auch das zur Wahrheit: Es waren von jeher die Frauen, die in der katholischen Kirche die Basisarbeit gemacht haben.

Es sind die Mütter, die den Glauben schon früh ihren Kindern nahebringen. Es sind die Frauen, die in den Pfarreien zum Beispiel den Küsterdienst und viele andere Dienste verrichten. Sie sind es, die den Laden überhaupt am Laufen halten. Die Herren der Schöpfung machen sich hier eher einen schlanken Fuß und tun sich wichtig. Es ist an der Zeit, den Frauen endlich die Anerkennung zu geben, die sie verdienen.

Seit Jahrhunderten wird vor allem von den Herren aus dem Klerus das Argument vorgebracht, dass Jesus nur Männer als Apostel berufen habe. Dieses Argument dient aus meiner Sicht nur dem Zweck der Abschreckung der Frauen und der Absicherung der Privilegien der geistlichen Herren.

Frauen im Priesteramt wären eine Bereicherung für die Kirche und würden eine ganz neue Kultur in die verkrustete Institution bringen.

Dass es auch anders geht, kann man bei der evangelischen Kirche sehen, die wirklich super Frauen im Pastorenamt haben.

Aber ich bin da ziemlich skeptisch, was den Reformwillen der katholischen Kirche betrifft. Und es hat auch nichts mit dem Zeitgeist zu tun, dem man sich nicht anbiedern will. Wenn die Kirche es nicht schafft, Glaubwürdigkeit durch echte Aufarbeitung des Missbrauchskandals und wirkliche Reformen an ihren Strukturen zu gewinnen, wird sie in die Bedeutungslosigkeit versinken.

Halbherzige Maßnahmen wie der synodale Weg werden da auch nicht wirklich helfen. Es werden sich immer mehr Menschen von der Kirche abwenden. Als moralische Institution zu gelten, dieses Recht hat sie schon längst verloren. Hier trifft der Satz zu: „Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit.“

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