Weltfremdes Gutachten von außen

Zum Interview "Eine gute Schule ist wichtiger als die nächstgelegene" mit Wolf Krämer-Mandeau, der das Trierer Schulentwicklungskonzept entworfen hat (TV vom 5. September):

Beim Lesen überkam mich das Gefühl: Hier war ein Außenstehender mit hoher fachlicher Kompetenz in der Theorie, aber keiner Kenntnis der örtlichen Gegebenheiten am Werk. Wie auch, wenn man keinerlei Kenntnisse über die internen Faktoren der Schulen wie soziale Kompetenz, Qualität des Lehrpersonals und Wohlfühlfaktor der Schule hat. Diese sind ja auch nicht in den als Beurteilungsgrundlage zur Verfügung stehenden kalten Zahlen erfasst. Herr Krämer-Mandeau behauptet: "Wir gehen immer zuerst von der pädagogischen Aufstellung aus, vom bestmöglichen Angebot für die Schüler, von einer pädagogisch sinnvollen Größe der Schule. Erst danach kommt ein Filter der Finanzierbarkeit, vorgegeben durch die Möglichkeiten der Kommune." In der Grundschule Euren besteht eines der bestmöglichen Angebote. Eltern aus benachbarten Gemeinden und Ortsteilen haben ihre Kinder aus diesem Grund in der Eurener Grundschule angemeldet. Krämer-Mandeau sagt selbst: "Wir haben eine starke Polarisierung zwischen Schulen, die bei den Eltern sehr gefragt sind, und solchen, die man weniger gerne wählt. Dafür nehmen die Eltern auch längere Wege in Kauf und stellen Anträge, vom Schulbezirk abzuweichen." Auch die örtlichen Gegebenheiten scheinen Herrn Krämer-Mandeau nicht ganz geläufig zu sein. Er sagt: "Interessanterweise bleiben wir mit unseren Vorschlägen in fast allen Fällen innerhalb der Zwei-Kilometer-Grenze, also dem gesetzlich definierten Nah-Weg, der zu Fuß bewältigt werden kann." Welche Eltern würden ihre Kinder im Winter durch den stockdunklen Zewener Weg zu Fuß zur Grundschule Zewen (drei Kilometer) gehen lassen? Wie weltfremd ein solches Gutachten sein kann. Ich lade Herrn Krämer-Mandeau ein, mit mir den "gesetzlich definierten Nah-Weg" von Euren nach Zewen in den frühen Morgenstunden zu erwandern. Sind in den Berechnungsgrundlagen die Bustransferkosten zwischen Euren und Zewen eingerechnet? Warum auch? Die Kinder können ja die Strecke zu Fuß gehen. Peter Bohr, Trier-Euren

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