Mensch …Thomas Gottschalk!

Ja, hat das denn wirklich sein müssen? Ein Vierteljahrhundert waren Sie der Gigant der deutschen Fernsehunterhaltung, und nun machen Sie sich auf Ihre alten Tage freiwillig zum Vorabend-Hänneschen.

 Thomas Gottschalk kann erst mal entspannt weitermachen. Foto: Jörg Carstensen

Thomas Gottschalk kann erst mal entspannt weitermachen. Foto: Jörg Carstensen

MENSCH …

Mit einer Sendung, in die die ARD-Entwicklungsabteilung wahrscheinlich ein paar Millionen Euro investiert hat, die aber so wirkt, als sei das Konzept im Verlauf von maximal einer Zigarettenlänge im Raucherräumchen des Funkhauses entstanden. Und zwar morgens um sieben, oder zu irgendeinem anderen Zeitpunkt, wo kreative Leute gerade unter Denklähmung leiden.

"Wir lassen den Gottschalk planlos quasseln, setzen ihm ein paar Claqueure unter dem Titel ,Redaktion' ins Studio, labern sinnfrei über Twitter oder Facebook und laden prominente Gäste ein, die die letzten Sekunden vor den Werbeblöcken mit Halbsätzen füllen" - so etwa dürfte das inhaltliche Ergebnis des Brain(?)-Stormings ausgesehen haben, das doch garantiert einem Dutzend Intendanten zur Abstimmung vorgelegen hat.

Dass die Zuschauer im Laufe der Woche massenweise vor diesem Trash geflüchtet sind, kann nur den überraschen, der keine Sendung gesehen hat. Für Sie, Herr Gottschalk, kam es aber noch viel dicker. Erst hatten Sie kein Glück, und dann kam noch das Pech dazu, dass die geschätzten Medienkollegen gerade beim Wulff-Prügeln ein kleines Aufmerksamkeitstief verkraften mussten und dringend ein Ersatzobjekt für den aktuellen Hämeschub brauchten. "Katastrophe", "Selbstdemontage", "Quasselshow", "Sprechdurchfall" - um nur die zitierfähigsten Kritiken zu nennen. Die einzigen, die sich freuten, waren die Textautoren des RTL-Dschungelcamps, die tagelang Hohnig (nein, liebe Deutschlehrer, kein Schreibfehler) aus Ihrem Quoten-Sinkflug saugen konnten.

Fragt sich nur: Warum tun sich das die Großen immer an? Warum muss Schumi, das Jahrhundert-Renngenie, in der Formel 1 hinterherdackeln wie ein Bobbycar-Fahrer? Warum degradiert sich der begnadete Manager Hans-Olaf Henkel zur omnipräsenten Talkshow-Marionette? Warum macht Boris Becker den Affen für Fernsehsender der dritten Liga? Am Geld kann's doch nicht liegen, so wenig wie bei Ihnen.

Mensch, Herr Gottschalk, Sie hätten es so leicht haben können, als elder statesman der deutschen Fernsehunterhaltung in die Geschichte einzugehen. Machen Sie's bitte nicht kaputt.

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