Selbst ist der Mann

Wilma hat recht. Sie hat mir gesagt, dass ich nicht meckern, sondern etwas tun soll. Deshalb belade ich jetzt meine Schubkarre mit dem (neben der Garage liegenden) Splitt und fahre in die Oberstadt.

Dort bessere ich dann eigenhändig ein Loch nach dem anderen auf dem Schotterparkplatz aus, weil dazu offenbar sonst niemand in der Lage ist. Ich habe ausgerechnet, dass ich 150 Mal fahren muss. Und schon braucht sich niemand mehr für das Gelände schämen. Die Ausbesserungsarbeiten werden sich allerdings ein wenig hinziehen.

Denn ich habe mir vorgenommen, ab sofort täglich fünf Mal die Meistermann-Ausstellung im Alten Rathaus anzuschauen. Es wäre doch gelacht, wenn in fünf Monaten keine 1000 Besucher die Schau sehen wollten. Oder wäre das todtraurig? Jedenfalls könnte ich den Schnitt auf immerhin zehn Kunstfreunde pro Tag erhöhen. Wenn das nicht ein Erfolg ist! Aber auch die Alte Synagoge ist kein richtiger Besuchermagnet. Also lautet das tägliche Programm: vier Mal Rathaus und drei Mal Synagoge.

Oder wir machen es ganz anders. Angesichts des jährlichen Zuschussbedarfs wäre es betriebswirtschaftlich gesehen sinnvoller, jedem Besucher fünf Euro in die Hand zu drücken und ihn fortzuschicken. Aber auf die Idee ist bisher noch nie einer gekommen. Stattdessen sollen nun Ausstellungen über so unnützen Kram wie Stadtgeschichte die Leute anlocken. Wer will denn so was sehen? Eben. Also ran an die Schaufel, rein ins Museum und weiter in die Synagoge. Oder doch nicht. Ach, ich lasse lieber Wilma meckern, den Parkplatz krumm und buckelig und Synagoge sowie Museum unbesucht. Das war schließlich schon immer so. Warum sollte sich etwas daran ändern?

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