Telefonaktion Feierabendbier: Wann es gefährlich ist

Trier · Zwei Psychologinnen beantworten Leserfragen am TV-Telefon:

Ich trinke jeden Abend einen halben Liter Bier. Bin ich damit schon süchtig?

Ina Harder, Diplom-Psychologin und Psychologische Psychotherapeutin der Diakonie in Trier: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sagt, dass es keinen risikolosen Alkoholkonsum gibt, sie spricht von einem risikoarmen Konsum, wenn Männer nicht mehr als 24 Gramm Alkohol am Tag trinken – das entspricht etwa einem halben Liter Bier. Bei Frauen liegt die Grenze bei zwölf Gramm. Und die WHO nennt weitere Kriterien: Zusätzlich sollte nicht jeden Abend getrunken werden, also es sollten mehrere Abstinenztage während der Woche eingelegt werden. Weiter ist wichtig, nicht während der Arbeit, bei der Einnahme von Medikamenten oder wenn man Auto fahren muss, zu trinken. Und beantworten Sie sich ehrlich die Frage, ob sie noch ohne Bier am Abend entspannen können. Sucht entwickelt sich schleichend.

Mein Sohn fährt ständig alkoholisiert Auto. Obwohl ich ihn immer wieder darauf hinweise, ändert er nichts. Was kann ich tun?

Harder: Sprechen Sie ihn weiterhin darauf an und versuchen Sie, ihn in diesen Situationen wenn möglich, vom Fahren abzuhalten. Und sagen Sie ihm, wenn er nüchtern ist, dass Sie beim nächsten Mal die Polizei rufen, sollte er sein Verhalten nicht ändern – bevor jemand zu Schaden kommt.


Meine Tochter ist schon häufig am Wochenende sturzbetrunken nach Hause gekommen. Was kann ich machen?

Anne Ferchio, Diplom-Psychologin bei der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Palais e.V. in Trier: Jugendliche probieren oftmals Rauschmittel wie Alkohol oder Cannabis auf Partys aus. Manchmal ist es schwierig, zu unterscheiden, ob es noch Ausprobieren ist oder ob es in Richtung Sucht geht. Bleiben Sie mit Ihrer Tochter in Kontakt und vermitteln Sie eine klare Haltung zum Thema Alkohol und Drogen. Sagen Sie ihr offen, dass Sie sich sorgen und sprechen Sie mit ihr darüber, was ihr der Rausch gibt.

Mein Mann trinkt seit Jahren regelmäßig Alkohol in größeren Mengen am Abend. Ich habe Sorge, dass er süchtig ist. Wenn ich es anspreche, hört er nicht zu oder verharmlost es. Was kann ich machen?

Harder: Gut, dass Sie nicht wegschauen und Ihre Beobachtungen immer wieder ansprechen und ihm Unterstützung anbieten. Auch Angehörige können sich beraten lassen. Alles,  was Ihnen auf dem Herzen liegt, können Sie in einer Selbsthilfegruppe, etwa beim Kreuzbund, besprechen. Oder Sie können sich in einer Suchtberatungsstelle in Einzelgesprächen Hilfe holen.

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