Bei der Feuerwehr schwelt es weiter

Bitburg · Heute gilt's: Die Feuerwehren im Kreis wollen nach einem Eklat im August und monatelangen Querelen endlich eine neue Führung wählen. Aber selbst wenn sie sich diesmal auf einen neuen Spitzenmann einigen können. Im Gefahrstoffzug rumort es weiter. Der Leiter und sein Stellvertreter wollen hinschmeißen.

Sie würden aufatmen, wenn es diesmal glückt: Heute kommt die achtköpfige Führungsmannschaft der 221 Wehren im Eifelkreis erneut zusammen, um einen Kreisfeuerwehrinspekteur (KFI) zu wählen. Dieses wichtige Ehrenamt (siehe Extra) ist im Eifelkreis seit dem Rücktritt von Manfred Schuler, der zum 30. September von seinen Aufgaben entpflichtet wurde, unbesetzt.
Kommissarisch hat Landrat Joachim Streit für die Übergangszeit bis zur Neuwahl eines Kreisfeuerwehrinspekteurs Thomas Birnfeld, den feuertechnischen Bediensteten der Kreisverwaltung, als KFI eingesetzt. Heute soll im zweiten Anlauf eine Entscheidung fallen. Die Namen der Kandidaten, die sich heute in nicht öffentlicher Sitzung zur Wahl stellen, gibt die Kreisverwaltung nicht preis. Da es möglich ist, dass die Wehrleiter auch in der Sitzung noch weitere Kandidaten vorschlagen oder sich selbst zur Wahl stellen, soll jegliche Stimmungsmache oder Einflussnahme im Vorfeld vermieden werden. Nach TV-Informationen gibt es mindestens zwei Kandidaten.

Es klappt nicht auf Anhieb: Ende August ist die KFI-Wahl gescheitert. Damals hatte sich Willi Schlöder, Wehrleiter aus Kyllburg, um das Amt beworben. Gegen ihn stimmten aber fünf seiner sieben Wehrleiterkollegen (der TV berichtete). Pikant: Dem Vernehmen nach soll vor der Wahl von einigen Wehrleitern gezielt Stimmung gegen Schlöder gemacht worden sein. Schlöder sagt: "So, wie da hinter meinem Rücken taktiert worden ist, steht für mich fest, dass ich kein weiteres Mal antrete." Was ihn enttäuscht, ist, dass keiner der Kollegen, die gegen ihn waren, das Gespräch mit ihm gesucht hätten: "Das habe ich eigentlich erwartet. Aber von denen kam keiner auf mich zu", sagt Schlöder. Warum es für ihn keine Mehrheit gab, erklärt er sich rückblickend mit "persönlichen Differenzen".

Es knirscht weiter: Offen zutage trat im Zusammenhang mit der gescheiterten KFI-Wahl auch ein weiterer Brandherd: Im Gefahrstoffzug rumort es. Der Leiter dieser Spezialeinheit (siehe Extra), Reiner Pint, sowie auch sein Stellvertreter, Jürgen Dunkel, wollen hinschmeißen. Das ist aber nicht so einfach. Die Männer müssen vom Landrat entpflichtet werden. Und das soll erst nach der heutigen Wahl passieren - vielleicht auch, weil die Hoffnung besteht, dass mit einem neuen Kreisfeuerwehrinspekteur, dem organisatorisch auch der Gefahrstoffzug unterstellt ist, sich die Konflikte dort beheben lassen. Leiter Reiner Pint bleibt nach TV-Informationen aber bei seinem Rücktrittsgesuch, und sein Stellvertreter Jürgen Dunkel sagt klipp und klar: "Für mich ist erst mal Schluss."

Es gibt ungelöste Probleme: Die Situation im Gefahrstoffzug beschreibt Volkmar Leisen, zweiter stellvertretender Leiter: "Die Stimmung ist angespannt. Wenn sich nichts ändert, drohen weitere Rücktritte." Die Einheit sei häufiger vom stellvertretenden KFI Richard Wirtz, Wehrleiter aus Irrel, kritisiert worden, was zu der angespannten Stimmung beigetragen habe. Das behaupten jedenfalls die Schreiber eines anonymen Briefes, der die TV-Redaktion mit der Unterzeichnung "Gefahrstoffzug Eifelkreis" erreicht hat. Wirtz selbst hingegen betont, dass er gar nicht mehr für den Gefahrstoffzug zuständig ist. Kommissarisch wurde auch diese Aufgabe Thomas Birnfeld übertragen.

Es bleiben Zweifel: Volkmar Leisen baut auf die heutige Wahl: "Beim Gefahrstoffzug versprechen wir uns davon, dass nun endlich noch mal alle an einem Strang ziehen." Landrat Streit sagt: "Ich bin guter Dinge, dass nach der langen Zeit die Kandidatensuche von Erfolg beschieden ist und die Wehrleiter einen neuen KFI wählen. Wir haben vonseiten der Kreisverwaltung alles uns Mögliche getan, um interessierte Kandidaten in ihrem Bemühen zu unterstützen." Während einige Wehrleiter optimistisch sind, dass die Wahl diesmal gelingt, haben andere angesichts der Gräben, die sich in der Führungsriege aufgetan haben, daran ihre Zweifel.
Ein Interview mit dem ehemaligen Kreisfeuerwehrinspekteur Manfred Schuler lesen Sie heute auf Seite 10.
Extra

Einen Kreisfeuerwehrinspekteur (KFI) muss es nach Vorschrift des Brandschutzgesetzes in jedem Landkreis geben. Es ist ein Ehrenamt. Die wichtigste Funktion des KFI ist die Beratung des Landrats in allen Feuerwehrfragen. Zudem hat der KFI bei größeren Notfällen die Einsatzleitung. Er wird von den acht Wehrleitern des Eifelkreises gewählt und dem Landrat zur Ernennung vorgeschlagen. Nach Auskunft der Kreisverwaltung erfordert das KFI-Amt einen Einsatz von Minimum 15 Stunden pro Woche. ch Im Gefahrstoffzug des Eifelkreises engagieren sich nach Angaben der Kreisverwaltung rund 50 Wehrleute aus dem ganzen Kreis, die für ihr Ehrenamt teils an der Feuerwehr- und Katastrophenschutzschule des Landes ausgebildet wurden. Der Gefahrstoffzug kommt bei Unfällen mit gefährlichen Stoffen - etwa Chemikalien - zum Einsatz. Alarmiert werden kann der gesamte Zug oder einzelne Einheiten wie etwa das Messfahrzeug. Laut Kreisverwaltung gibt es drei bis fünf Einsätze pro Jahr. scho

Das sagen die acht Wehrleiter


Manfred Burbach, Wehrleiter Stadt Bitburg: "Ich gehe davon aus, dass wir einen neuen Kreisfeuerwehrinspekteur (KFI) wählen werden. Alle Kandidaten, von denen ich gehört habe, finde ich sehr kompetent und menschlich absolut in Ordnung.

Willi Schlöder, Wehrleiter VG Kyllburg: "Ich würde nicht meine Hand darauf verwetten, dass das am Mittwoch mit der Neuwahl eines KFI wirklich klappt. Ich weiß jedenfalls, wem ich meine Stimme geben werde."

Richard Wirtz, Wehrleiter VG Irrel: "Ich gehe davon aus, dass wir einen KFI wählen werden. Das hatte ich allerdings auch beim letzten Mal schon erwartet. Ich hoffe, dass nach der Wahl endlich wieder Ruhe einkehrt."

Arnold Faber, Wehrleiter VG Speicher: "Ich könnten mit jedem der zur Wahl stehenden Kandidaten leben.
Ich wäre froh, wenn das endlich vom Tisch ist und wir nun einen neuen KFI finden."

Alfred Thome, Wehrleiter VG Neuerburg: "Ich gehe davon aus, dass es diesmal klappt.
Es wäre gut, wenn wir jetzt noch mal einen Weg erreichen, der normal ist, und das Schiff wieder in ruhige Gewässer kommt."

Herbert Schreiber, Wehrleiter VG Arzfeld: "Ich bin noch nicht sicher, ob die KFI-Wahl diesmal gelingt. Nach der Erfahrung vom August sitzen wir womöglich wieder nicht alle in einem Boot.
Wenn das eine freie Wahl sein soll, erwarte ich auch, dass der Landrat keine Werbung für einen der Kandidaten betreibt."

Reinhard Houscht, Wehrleiter VG Prüm: "Ich gehe davon aus, dass wir das nun im zweiten Anlauf reibungslos über die Bühne bekommen und uns auf einen neuen Kreisfeuerwehrinspekteur bei der Wahl einigen und die Missverständnisse, die es beim ersten Anlauf gab, inzwischen ausgeräumt sind."

Klaus-Peter Dimmer, Wehrleiter VG Bitburg-Land: "Ich hoffe, dass wir uns nun im zweiten Anlauf auf einen Kandidaten verständigen können und die Neuwahl eines Kreisfeuerwehrinspekteurs klappt."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort