Bildung Busse, Technik, kleine Klassen – Speicherer Gymnasium wirbt um Schüler

Speicher · Das zweite Schuljahr an der genossenschaftlichen Schule in Speicher ist mit rund 60 Kindern gut angelaufen. Dorthin kommen sie mit Bussen, die die Genossenschaft selbst organisiert hat. Es ist eines von vielen Argumenten, mit denen das Team Schüler anlocken will.

 Alwin Ersfeld würde sich noch mehr Anmeldungen am Gymnasium in Speicher wünschen – und wirbt dafür auf einer digitalen Tafel.

Alwin Ersfeld würde sich noch mehr Anmeldungen am Gymnasium in Speicher wünschen – und wirbt dafür auf einer digitalen Tafel.

Foto: TV/Christian Altmayer

Acht Kilometer liegen zwischen Dudeldorf und Speicher. Keine weite Strecke, könnte man meinen. Für einen Menschen ohne Auto ist die Distanz trotzdem kaum zu überbrücken. Denn auf direktem Weg fahren hier keine Busse hin und her. Wer vom Dorf in die Nachbarstadt will, muss eine halbe Weltreise auf sich nehmen. Ähnlich schlecht sind die Verbindungen von Niersbach, Zemmer oder Spangdahlem, und vielen anderen Ortschaften in der Eifel.

Das hat einige Eltern vergangenes Jahr noch vor Probleme gestellt. Vor allem diejenigen, deren Kinder das genossenschaftliche Gymnasium Speicher besuchen. Denn noch ist die private Einrichtung nicht als Ersatzschule anerkannt. Und das heißt: Der Eifelkreis Bitburg-Prüm muss sich noch nicht um die Beförderung der Schüler kümmern.

Nun hat die Genossenschaft, die das Gymnasium betreibt, aber kurzerhand selbst Abhilfe geschaffen. Seit Beginn des neuen Schuljahrs fahren nämlich drei neue Buslinien durchs Speicherer Land. Die Fahrzeuge der Firma Faber aus Binsfeld bringen Schüler aus umliegenden Orten morgens zur Schule und nachmittags nach Hause. Ein Bus fährt eine Runde über Dudeldorf und Beilingen. Ein zweiter holt Kinder in Binsfeld, Arenrath, Niersbach, Zemmer, Orenhofen, Auw und Preist ab. Und ein dritter fährt über Oberkail und Spangdahlem. 5000 Euro kostet der Service insgesamt. Den Großteil übernimmt die Genossenschaft, sagt deren Vorsitzender Alwin Ersfeld. Die Eltern zahlen im Monat nur einen „symbolischen Beitrag“ von 20 Euro.

Die Buslinien sind nur eine von vielen Argumenten der Speicherer, um Eltern von der neuen Schule zu überzeugen. Ein paar Beispiele gefällig? Bislang gab es in Speicher noch keinen Tag Unterrichtsausfall. Pro Jahrgang gibt es nur zwei Klassen mit jeweils rund 15 Schülern. Das heißt laut Ersfeld: Der Betreuungsschlüssel ist sehr hoch. Außerdem verfügt das Gymnasium über eine technische Ausstattung von der in vielen Regelschulen nur geträumt werde, sagt Ersfeld: Smartboards und Laptops sind fest in den Unterricht integriert.

Trotz dieser Vorzüge gehört das Werben um Schüler für Ersfeld und sein Team seit der Eröffnung des Gymnasiums im August 2018 zum Tagesgeschäft. Mit großen Werbetafeln und Flyeraktionen macht die Schule vielerorts auf sich aufmerksam. Mit Erfolg: Derzeit besuchen rund 60 Kinder die Schule, zwei Jahrgänge in vier Klassen. Es gebe aber, sagt der Unternehmer, noch immer Leute, die die Einrichtung nicht auf dem Schirm hätten – vor allem in der Fidei und in Bitburg. In den kommenden Wochen wolle die Schulleitung daher in den Grundschulen klappern. Ersfeld will aber auch Mädchen und Jungs aus der Orientierungsstufe anderer Gymnasien vom Wechsel nach Speicher überzeugen. „In Bitburg gibt es viele Schüler aus dem Speicherer Raum. Die hätten wir gerne zurück“, gibt sich der Chef der Genossen kämpferisch.

Kämpfen müssen die Speicherer auch um Zuschüsse. Denn derzeit, sagt Ersfeld, „leben“ die Betreiber von einem Kredit, von Spenden, Sponsoren, Stiftungen und Fördergeld der Kommunen. Bis 2021 muss die Genossenschaft den Schulbetrieb noch auf diese Art aufrechterhalten. Erst dann gibt es, nach der Anerkennung durch die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), Landesgeld. Etwas Hilfe gibt es jetzt von der Europäischen Union. 108 000 Euro Fördergeld sollen 2019 und 2020 in die Ausstattung der Klassenräume mit Möbeln und technischen Geräten wie Smartboards fließen. Und auch aus Berlin könnte es etwas Geld geben, meint Ersfeld. Seit dem Besuch eines Staatssekretärs im August diesen Jahres liefen gute Gespräche mit Bundesbehörden.

Die Genossen putzen also vielerorts Klinken, um die drei Jahre bis zur Anerkennung zu überbrücken. Es warten aber auch große Herausforderungen auf die Betreiber. Den wohl größten finanziellen Kraftakt wird das zweite Gebäude auf dem Schulgelände erfordern. 2021, schätzt Ersfeld, werde der derzeit genutzte Bau nämlich zu eng werden. Doch der zweite Trakt ist marode, vielleicht sogar reif für die Abrissbirne. Derzeit werde geprüft, was wirtschaftlicher ist: eine Sanierung oder ein Neubau. Gewiss ist derzeit nur, dass beide Optionen Millionen verschlingen werden.

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