Ein Ort und seine Geschichte: Der Staudenhof bei Mauel Das Geisterdorf an der Prüm

Mauel · Im Wald zwischen Mauel und Oberweiler liegt eine verlassene Ortschaft. In den 1990er-Jahren haben die letzten Einwohner den Staudenhof verlassen. Warum es heute immer noch einige Menschen in die abgelegene Siedlung treibt.

Bilderstrecke: Das Geisterdorf Staudenhof in der Eifel
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Foto: TV/Christian Altmayer

Ein gelber Bagger ragt aus dem Gebüsch hervor, der Greifarm der Maschine: wie eingefroren. Als wäre der Fahrer nur kurz Zigaretten holen gegangen, und nie zurückgekehrt. Doch sie sind schon lange fort, die Bewohner dieses Geisterdorfes. Unkraut wuchert meterhoch aus dem Fenster eines Gebäudes, ein abgebrochenes Wagenrad liegt davor. Es wird sich wohl nie wieder drehen.

Das Dach des Nachbarbaus, ein paar Meter weiter, ist zusammengefallen und hat die Einrichtung begraben — zersplittertes Holz unter gebrochenem Schutt. Putz bröckelt von den Fassaden, legt das Mauer­werk frei. Von manchem Heim ist nicht mehr übrig als eine Ruine. Auf die Einsturzgefahr weisen Warnschilder hin.

Die Siedlung Staudenhof, nahe Mauel (Verbandsgemeinde Arzfeld), wäre wohl der perfekte Drehort für einen Endzeitfilm. Deutschland nach der Atombombe oder, in diesen Zeiten noch gruseliger: nach dem Ausbruch eines tödlichen Virus.

Doch es war keine Katastrophe, die den Weiler hat aussterben lassen, sondern ganz einfach der Strukturwandel. Die Geschichte des Staudenhofs beginnt 1760 mit der Errichtung des Eisenhüttenwerks Merkeshausen. Die dringend benötigten Arbeiter ziehen damals in eigens für sie gebaute Baracken am Waldrand.

In den folgenden Jahren wächst die kleine Ortschaft im Prümtal. Sie zählt bald über 120 Einwohner und ist somit sogar bald größer als der Nachbarort Mauel. Doch mit der Stilllegung des Hüttenwerks endet auch der Aufschwung der einst aufstrebenden Siedlung.

Die Menschen ziehen zunehmend weg. In den 1960er-Jahren gilt Staudenhof als kleinste Gemeinde in der Bundesrepublik Deutschland. Die siebenköpfige Familie, die übrig bleibt, ringt dem kargen Boden ihren Lebensunterhalt ab. Doch es reicht nicht. 1990 packen die letzten beiden Staudenhofer ihre Sachen und ziehen fort.

Warum sollte hier auch noch jemand wohnen wollen? Die Wüstung, zwischen Oberweiler und Mauel, ist heute nur noch auf Wanderkarten eingezeichnet. Wegweiser gibt es keine, eine passable Straße dorthin ebenso wenig. Mit der Kutsche war der Weg noch zu schaffen, ohne Geländewagen oder Traktor heute: keine Chance.

 Lage des Staudenhofes

Lage des Staudenhofes

Foto: TV/Schramm, Johannes

Wer den vergessenen Ort erreichen will, muss mehr als drei Kilometer lang durch den Wald stapfen. Ein schöner Wanderweg übrigens, der beste Ausgangspunkt ist ein Parkplatz an der Landesstraße 12.

Doch trotz der Abgeschiedenheit, oder gerade deswegen, gibt es immer wieder Leute, die sich zum Staudenhof verirren. Auch auf unserem Spaziergang begegnen wir einigen Wanderern.

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Foto: TV/Schramm, Johannes

Auch Leute, die sich für sogenannte Lost Places (auf Deutsch: Verlorene Orte) interessieren, sind hier anzutreffen. Und sogar Urlauber. Denn die alte Schule, das einzige renovierte Gebäude im Dorf, wird als Ferien-Exil vermietet.

Die Ruhe lockt aber auch Menschen an, die nichts Gutes im Sinn haben. Davon zeugen schwarz verkohlte Stellen an einigen Gebäuden. Im März haben sich Brandstifter in der Siedlung ausgetobt, einen früheren Stall und eine Bude abgefackelt. Ermittelt wurden die Täter bislang nicht.

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