Aus dem Archiv (Dezember 2019) Ein großer Kasten Arbeit wartet auf die VG Speicher

Speicher · Das Nebengebäude des Speicherer Schulzentrums ist in desolatem Zustand. Die Verbandsgemeinde würde Aula, Mensa und Schwimmbad gerne erhalten. Eine Sanierung könnte aber 2,6 Millionen Euro kosten.

Das marode Nebengebäude des Speicherer Schulzentrums
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Das marode Nebengebäude des Speicherer Schulzentrums

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Foto: TV/Christian Altmayer

Die Speicherer Kindertagesstätte  gehört zu den modernsten im Land. Auch von außen macht der Neubau einiges her: die riesigen Fensterfronten, die sauber-weiße Fassade. Das Nachbargebäude wirkt neben dieser Anlage hingegen wie ein Fremdkörper. Das Weiß geht dort in schmutziges Grau über. Der Beton ist an einigen Stellen aufgeplatzt und legt den Blick auf verrostete Stahlträger frei. Flechten und Moos wachsen auf dem Flachdach. Die Fenster sind teilweise gesplittert, die Wandfarbe abgeblättert.

Und das sind nur die sichtbaren Baustellen des 1967 errichteten Kastens, der unter anderem Schwimmbad,  Mensa und  Aula der Schulen beherbergt. Der von der Verbandsgemeinde beauftragte Architekt Ralf Mathey sieht rund 2,6 Millionen Euro Sanierungsbedarf. „Aber das ist nur eine ganz grobe Schätzung“, sagt der Speicherer Unternehmer im Hauptausschuss der Verbandsgemeinde.

Klar ist: Es gibt einiges zu tun. Nicht nur die Bausubstanz ist laut Mathey „desolat“. Auch im Inneren bestehe „erheblicher Handlungsbedarf“. „Das Gebäude befindet sich noch in seinem energetischen Urzustand“, sagt Mathey. Es gebe in einigen Teilen der Anlage praktisch gar keinen Wärmeschutz und nur unzureichenden Sonnenschutz.

Heizkörper und Leitungen seien korrodiert, und werden „in absehbarer Zeit versagen“. Und auch der Kessel sei in die Jahre gekommen. Edmund Weimann, Bauamtsleiter der VG, ergänzt: „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis uns der um die Ohren fliegt.“

Auch der Brandschutz entspreche laut Mathey nicht mehr den gesetzlichen Vorgaben. Verbaute Holzteile müssten ersetzt, Rettungswege geschaffen und Fluchttüren ergänzt werden. Die Lüftungsanlage im Erdgeschoss und die Beleuchtung hätte ebenfalls eine Erneuerung nötig. Umkleiden, Duschen und Toiletten im Untergeschoss seien „Stand Sechziger Jahre“.

Kurz: Einzig das Schwimmbecken befindet sich in gutem Zustand. Der Rest des Gebäudes hat laut Mathey eine Generalsanierung nötig. Und die wäre ohne sehr viel Geld eben nicht zu haben.

„Die Zahlen machen mich erstmal sprachlos“, sagt Peter Reichert (FDP) nach Matheys Präsentation im Hauptausschuss: „Es macht definitiv Sinn, das Gebäude zu erhalten. Aber das wird extrem teuer.“

Auch für Adalbert Maier (SPD) sind die Kosten des Projektes erschreckend: „2,6 Millionen – dafür bekommt man auch einiges neu gebaut. Vielleicht wäre das besser, als diese teure Sanierung anzugehen?“

Parteikollege Oswald Krumeich fügt hinzu: „Über Jahre wurde da praktisch gar nichts gemacht.“ Nun stehe die VG vor einem Problem, das sie kaum mit all den anderen finanziellen Hürden stemmen könne. Krumeich meint damit auch die Sanierung der Grundschule Spangdahlem, deren Kostenermittlung, wie jüngst bekannt wurde, explodiert ist (der TV berichtete): „Wir können das nicht alles auf einmal machen.“

Sonja Thome (CDU) sieht das offenbar anders: „Unser oberstes Ziel muss es sein, die Infrastruktur zu erhalten.“ Die Zeit laufe, angesichts des Zustands des Hauses davon. „Wir brauchen ein Schwimmbad in der VG“, sagt auch Senta Plein (CDU): „In anderen Kommunen sind die Kurse voll. Dann können unsere Kinder das Schwimmen nirgendwo mehr lernen.“

Bürgermeister Manfred Rodens (CDU) gibt den beiden Recht: „Es stimmt. 30 Jahre lang ist nichts passiert. Wenn wir aber jetzt nichts unternehmen, können wir das Schwimmbad gleich zuschütten.“ Der VG-Chef plädiert deshalb dafür, dass der Hauptausschuss einen Grundsatzbeschluss fasst.

Dieser Idee folgt das Gremium dann auch und empfiehlt dem VG-Rat, die Anlage zu erhalten. Die Planer sollen aber prüfen, ob ein Neubau nicht doch günstiger werden würde, als eine Generalsanierung. Arrangieren konnten sich damit alle Mitglieder, bis auf Adalbert Meier, der sich enthielt.

Der Herforster hätte eine seiner Ansicht nach kostengünstigere Version vorgezogen: Nämlich die, zunächst das Schwimmbad zu sanieren und die Mensa in die Räume der Grundschule Speicher zu integrieren. Doch diese Idee wurde von den anderen Mitgliedern des Ausschusses zurückgewiesen.

Zum Abschluss malt Bürgermeister Rodens noch einen Silberstreif an den derzeit recht trüben Horizont: „Vielleicht sieht die Welt mit Zuschüssen nur halb so schlimm aus.“ Immerhin gebe es bei Bund und Land Fördertöpfe für solche Renovierungsarbeiten.

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