Unternehmen Ende eines Traditionsbetriebs: Roland Münz hat Prüm bunter gemacht

Prüm · Roland Münz hört auf: Er schließt am letzten Junitag sein Blumengeschäft mit Gärtnerei in der Prümer Hillstraße. Nur an einer Stelle steht er den Bürgern noch eine Zeit lang zur Verfügung.

 Nach 103 Jahren geht‘s nicht weiter: Roland Münz vor seinem Geschäft in der Prümer Hillstraße.

Nach 103 Jahren geht‘s nicht weiter: Roland Münz vor seinem Geschäft in der Prümer Hillstraße.

Foto: Fritz-Peter Linden

„Ist ja schon ‘ne Nummer“, sagt Roland Münz. „103 Jahre“. Stimmt, ist ‘ne Nummer: Genau so lange nämlich besteht inzwischen das Blumengeschäft mit Gärtnerei seiner  Familie in der Prümer Hillstraße.

Aber mehr werden es nicht: Roland Münz, der von diesen 103 Jahren immerhin 70 miterlebte, davon 52 als Gärtner und 48 als Meister, hört auf. Am Donnerstag, 30. Juni, öffnen Geschäft und Gärtnerei zum letzten Mal.

Es hatte sich bereits 2019 abgezeichnet, als wir in unserer Zeitung über das 100-jährige Bestehen und die Geschichte des Blumenhauses berichteten: Schon damals sah es nicht danach aus, dass Münz eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger finden würde. Dabei blieb’s, deshalb ist Ende Juni Schluss.

Mit einer Ausnahme: Die Grabpflege, sagt Münz, werde er fortsetzen. Das sei eine Dienstleistung, „die nicht an jeder Ecke zu bekommen ist“. Für immerhin rund 200 Kunden hat er diese Tätigkeit übernommen. „Die wird in diesem Jahr noch unter meiner Regie betrieben. Im nächsten Jahr macht das meine Nachfolgerin Astrid Geditz, dann bin ich bei ihr beschäftigt. Das geht also ganz reibungslos weiter.“

Nur das andere eben nicht. Roland Münz hat das Bild der Abteistadt geprägt, an vielen Stellen sah und sieht man seine Arbeit. Zuletzt bepflanzte er vor zwei Wochen wieder lauter gelbe Blumenkästen im Rahmen der Aktion „Beedabei“, wir berichteten (die Initiatoren der Aktion zeichneten ihn 2020 als engagiertesten Gärtner aus).

Außerdem gehörte er lange dem Vorstand des Gewerbevereins an, ebenso wie dem Verkehrsverein. Immer wieder machte er Pflanzaktionen auch mit Kindern quer- pardon -beet durch die Stadt.

Eine besondere Erfolgsgeschichte ist auch die lokale Währung: Der Prümtaler, der vor elf Jahren eingeführt wurde. Anfangs wurde der „Taler“, mit dem man nur in Prüm, aber in vielen Geschäften, bezahlen kann, im Café Endres ausgegeben, dann übernahm Münz den Verkauf.

Dabei sei er anfangs gar nicht überzeugt gewesen von der Idee, wie er bekennt: „Ich war zuerst bei den Skeptikern. Und dann hab ich die Verkaufsstelle bekommen.“

Und heute? Hat er rund 120.000 Prümtaler verkauft, im Wert von jeweils 10 oder 25 Euro. Das mache also insgesamt mindestens 1,5 Millionen Euro aus: Geld, das vollständig in der Stadt ausgegeben wurde.

Und das war’s dann. Die Prümtaler werden inzwischen in der Buchhandlung Hildesheim verkauft. Und vom 1. Juli an, teilt Hans-Peter Fuchs, der zweite Vorsitzende des Gewerbevereins mit, dann auch in der Buchhandlung Behme.

Und hat noch etwas zu sagen: Wie wichtig es nämlich gewesen sei, einen Fachhändler wie Münz so lange in der Stadt gehabt zu haben. „Und er hat ja auch jahrelang Vorstandsarbeit im Gewerbeverein gemacht. Da gilt es auch von unserer Seite zu danken“, sagt Fuchs.

Und das war‘s dann. Vier Wochen noch, dann geht in der Pümer Hillstraße eine ziemliche Ära zu Ende. Ein Verlust für Kundinnen und Kunden, für die Stadt und ihr Gewerbe. Aber auch für den, der jetzt aufhört: „Wir haben ganz viele treue Kunden“, sagt Roland Münz. Und zu denen eben auch eine „ganz andere Beziehung als so ein Supermarkt.“ Diese Beziehung aufzugeben, sagt er, das schmerze schon, „das ist für uns ein großer Verlust“.

Seine Schwester Hildegund, bis vor kurzem noch im Geschäft tätig, ist bereits im Ruhestand. Zwei der drei Münz-Beschäftigten haben schon neue Jobs gefunden. Sie seien eben Fachkräfte, sagt Roland Münz, und die würden gesucht.

Blumen Münz – „das war auf jeden Fall eine absolute Institution“, sagt Stadtbürgermeister Johannes Reuschen. „Hildegund und Roland, die gehören einfach zum Stadtbild.“ Das gehe jetzt leider alles verloren. Der Ruhestand sei zwar „wirklich verdient – aber es macht einen schon traurig“. Gut aber, dass es mit der Grabpflege weitergehe.

Finaler Hinweis für alle mit Gutschein fürs Geschäft oder einer Kundenkarte: Bis 30. Juni, sagt Roland Münz, sei alles noch einlösbar oder zu verrechnen.

 Blumenschmuck im Schatten der Basilika: Roland Münz und seine Mitarbeiter präparieren die Bienenkästen für die Stadt.

Blumenschmuck im Schatten der Basilika: Roland Münz und seine Mitarbeiter präparieren die Bienenkästen für die Stadt.

Foto: Roland Münz

Sein letzter Rat? Hat nichts mit Blumen zu tun, sondern mit seinem vierbeinigen Freund, der ihn seit einiger Zeit durch die Straßen zieht: „Ich kann jedem empfehlen, der älter ist: Schaff dir einen Hund an. Das ist die beste Gesundheitsvorsorge.“

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