Unternehmensnachfolge Inhaberwechsel: Bleialf behält seinen Friseursalon

Bleialf/Jünkerath-Glaadt · Geglückte Nachfolge im Eifeler Handwerk: Lara Schöddert übernimmt von Gertrud Hell – und steht für Mut in schwieriger Zeit und einer geplagten Branche. Dabei sind die Folgen der Pandemie nicht die einzige Herausforderung. Auftakt einer kleinen Serie zum Thema gelungene Betriebsübergabe.

 Stillhalten, bitte, die neue Chefin übernimmt (von links): Lara Schöddert, Gertrud Hell und Ehemann Edmund in Bleialf.

Stillhalten, bitte, die neue Chefin übernimmt (von links): Lara Schöddert, Gertrud Hell und Ehemann Edmund in Bleialf.

Foto: Fritz-Peter Linden

Die bisher zweieinhalb pandemischen Jahre, es ist weithin bekannt, haben vielen Unternehmen und Branchen massive Probleme bereitet. Eine der besonders zerzausten: Das Friseurhandwerk.

Als wäre das nicht schon schwierig genug, kommt in vielen Handwerksbetrieben die Frage nach Fortführung und Nachfolge hinzu, wenn die Chefin aufhört. Gerade erst berichteten wir, dass ein brummender Traditionsbetrieb wie Blumen Münz in Prüm schließen muss – weil niemand das Geschäft fortführt.

Manchmal aber gelingt‘s eben doch. Umso erfreulicher, dass trotz aller Sorgen aus Bleialf jetzt positive Kunde kommt: Lara Schöddert aus Jünkerath-Glaadt, Friseurmeisterin und bisher Mitarbeiterin bei Gertrud Hell, wird zum 1. Juli deren Salon am Marktplatz in der Dorfmitte übernehmen. „Ich freu mich darauf“, sagt die 30-Jährige. „Das war immer mein Traum, mich selbstständig zu machen.“ Jetzt sei sie froh über die Chance, die sie erhalte. „Und die nehme ich auch so an. Aber eben auch das Risiko.“

Auch Gertrud Hell, die mit 65 Jahren – und nach 35 Jahren im Betrieb  sie fing im gleichen Alter an wie Lara Schöddert – aufhört, freut sich: „Das ist doch eine gute Nachricht“, sagt sie. Und ist erleichtert, dass es in Bleialf mit dem Salon weitergeht, während sie mit ihrem Mann Edmund dann „mehr gemeinsame Zeit im neuen Lebesabschnitt verbringen“ dürfe. Zumal ihr Mann „das Ganze in all den Jahren und allen Lagen begleitet hat“, indem er an vielen Stellen mithalf. „Er hat praktisch alles gemacht. Außer Haare.“

Es ist aber gerade auch eine gute Nachricht vor dem düsteren Hintergrund der vergangenen Jahre und – siehe das von der Neu-Chefin angesprochene Risiko – den weiteren Herausforderungen, die bald auf alle Unternehmen zukommen.

Da muss man nur Dirk Kleis fragen, den Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft MEHR (Mosel-Eifel-Hunsrück-Region). Er hat die Übergabe in Bleialf begleitet und bekundet seinen Respekt „vor Gertrud Hells Lebensleistung“ – und ebenso vor dem Mut der jungen Meisterin dafür, „diesen Sprung zu wagen“. Gerade jetzt: Das Friseurhandwerk habe bekanntlich besonders gelitten.

„Zweimal Lockdown, Beschäftigte in Kurzarbeit – hinzu kamen, nachdem sie wieder öffnen durften, die bis vor Kurzem sehr hohen Arbeitsstandards“. Kleis meint damit die Regelung, dass um jeden Friseurstuhl freier Raum zum Nachbarkunden eingerichtet sein musste. Die Folge: Umsatzeinbrüche in Höhe von 25 bis 30 Prozent bundesweit, weitere Kurzarbeit, weil durch die verringerte Zahl der Frisier-Plätze nicht alle Mitarbeiterinnen gleichzeitig in den Salons sein konnten. Außerdem, ergänzt Kleis, „wurden auch in der Lockdown-Zeit Haare geschnitten, aber nicht unbedingt da, wo das auch gemessen und gezählt wird“.

Noch eine Konsequenz aus all diesen Kalamitäten: Nicht zuletzt auch die Ausbildungszahlen seien dadurch „total im Keller“ gelandet.

Leichter werde es übrigens auch für viele Betriebe nicht, egal welcher Branche, wenn die Pandemie vielleicht einmal keine Einschränkungen mehr verlangen sollte: Vom 1. Oktober an „gilt der neue Mindestlohn von 12 Euro für jeden – egal, ob er überhaupt was gelernt hat“, sagt Kleis.

Zudem erwarten die Branchenvertreter in der Folge auch deutlich steigende Vergütungen bei den Tariflöhnen, damit es wieder einen Abstand zum Mindestlohn gibt. Gerade bei den Friseuren muss ein neuer Tarifvertrag her: Denn da liegt das Einstiegsgehalt für Gesellen bei 10 Euro.

Aber das wird eben alle Branchen treffen, nicht nur das Friseurhandwerk. Bleiben wir beim vorerst aber Positiven: In Bleialf geht es weiter. Und wir wollen in Kürze von weiteren erfreulichen Beispielen berichten – in einer kleinen Artikelreihe.

 Die neue Chefin übernimmt (von links): Lara Schöddert, Gertrud Hell und Ehemann Edmund in Bleialf.

Die neue Chefin übernimmt (von links): Lara Schöddert, Gertrud Hell und Ehemann Edmund in Bleialf.

Foto: Fritz-Peter Linden

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