Dorfentwicklung Dorf soll für alle attraktiv und lebenswert bleiben

Ferschweiler · Im Frühjahr 2020 beginnt in Ferschweiler der Bau eines Mehrgenerationen-Haus und einer Dorfscheune.

Zukunftswerkstatt regt Mehrgenerationen-Haus und  Dorfscheune an
Foto: Rosemarie Bitzigeio

Noch bevor der Ferschweiler „Kümmerer-Club“ überhaupt offiziell gegründet wurde, werden bereits die ersten gemeinsam ausgeheckten Ideen in die Tat umgesetzt. Dorfentwicklerin Rosemarie Bitzigeio und Ortsbürgermeister Rudi Schmitt regten die Gründung der Initiative an, die über verschiedene Projekte wichtige Dorffunktionen stärken soll.

Die Ausgangsüberlegung: Manchmal ist es eine Herausforderung, auf dem Land eine Wohnung zu finden, die der Lebensphase der Suchenden entspricht. Singles möchten oft nur ein kleines Appartement, Senioren brauchen Barrierefreiheit und junge Familien wollen vielleicht nicht sofort selbst bauen. Ist keine entsprechende Bleibe zu finden, droht die Abwanderung in den nächsten Ort – und genau hier setzt der Club an: In der Hochstraße in Ferschweiler werden ab 2020 zwei Wohngebäude mit insgesamt zehn Appartements errichtet, die den Bedürfnissen dieser Zielgruppen entsprechen, damit die Ferschweilerer im eigenen Dorf bleiben können, wenn sie möchten.

„Hier soll ein ein Stück regionaltypischer und zugleich moderner Baukultur entstehen, gleichzeitig wollen wir hohe Ansprüche verwirklichen, was die ökologische Bilanz der Gebäude und die Qualität der Materialien angeht.“ sagt Planerin Rosemarie Bitzigeio.

Sie stellte das Mehrgenerationen-Haus und die Dorfscheune bei einer Sitzung des Ortsgemeinderates und im Anschluss in der Zukunftswerkstatt in Ferschweiler vor: Mit einer Virtual-Reality-Brille konnten Interessenten die Räume von innen und die Häuser von außen betrachten. Zwei Wohnungen sind bereits jetzt, vor Baubeginn, verkauft; die übrigen werden vorerst zur Miete angeboten werden.

Dabei soll das Mehrgenerationen-Haus mit der Dorfscheune noch viel mehr bieten als hochwertige Wohnungen – es soll sich nach dem Motto „Gemeinsam statt einsam“ zu einem sozialen Dorfzentrum entwickeln.

Die Wohngebäude werden um einen großen Hof herum platziert, der als Begegnungsort eine gute Nachbarschaft fördern soll. An diesem Hof liegt auch die sogenannte Dorfscheune, in der die Ferschweiler Dorfgemeinschaft Aktivitäten für die Bewohner und das ganze Dorf anbieten will. In den darauf abgestimmten Räumlichkeiten der Dorfscheune soll es Filmeabende und Public Viewing, einen regionalen Markt, gemeinsame Mahlzeiten, Lerntreffen und Reparaturwerkstätten geben. So ein Arzt gewonnen werden kann, soll er hier ein Sprechzimmer bekommen, es wird einen Jugendraum und Räumlichkeiten für die vielen Ehrenamtlichen geben.

Die Realisierung der Aktionen übernimmt der noch nicht ganz gegründete, aber bereits aktive „Kümmerer-Club“. Denn in Ferschweiler gibt es jetzt schon sehr reges Engagement.

Es werden regelmäßig Spielenachmittage für Jung und Alt organisiert, seit Anfang 2019 gibt es wieder einen Jugendtreff und Senioren können seit einigen Monaten zum Bewegungs- und Entspannungstraining gehen. Mehr als 50 Freiwillige haben 2018 und 2019 die „historischen Päädscher“ (Fußwege) instandgesetzt.

„Wir haben eigentlich schon lange einen Kümmerer-Club in Ferschweiler“, sagt Bürgermeister Rudi Schmitt nicht ohne Stolz auf seine Gemeinde und glaubt auch fest daran, dass die Dorfscheune mit vielen Helfern realisiert werden kann.

Die Ideen für die Projekte, die in der Dorfscheune realisiert werden sollen, wurden in sogenannten Zukunftswerkstätten mit der Dorfplanerin des Büros Plan Lenz entwickelt. „Wir wollen mit diesen Maßnahmen die wichtigen Dorffunktionen im Ortskern erhalten und sichern. Dabei ist das Mehrgenerationenhaus mit der Dorfscheune unser sogenanntes „Leuchtturmprojekt“ in der Dorfmitte. Hier soll eine gemeinschaftliche und doch sehr individuelle Lebensform mit Ehrenamt und Nachbarschaftshilfe entstehen: ‚Gemeinsam statt einsam‘ im Dorf“, so die Planerin. Sobald die Bauarbeiten am Mehrgenerationenhaus und der Dorfscheune losgehen, wollen sie und die Ferschweilerer die Grundsteinlegung und die einzelnen Bauetappen feiern, indem das ganze Dorf zum gemeinsamen Frühstück auf die Baustelle eingeladen wird.

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