Bestattungswesen Ein Besuch im Bestattungswald: Gräber unter Bäumen liegen im Trend

Konz · Die Ruhestätten im Konzer Stadtwald sind sehr gefragt. Die Verwaltung denkt darüber nach, das Angebot weiter auszubauen. Im Kreis Trier-Saarburg gibt es Gemeinden, die der Saar-Mosel-Stadt nacheifern.

Revierförster Martin Bee erklärt bei seinen Führungen allen Interessierten die Idee hinter dem Waldfrieden.

Revierförster Martin Bee erklärt bei seinen Führungen allen Interessierten die Idee hinter dem Waldfrieden.

Foto: TV/Christian Kremer

Ein Rauschen liegt in der Luft, vom Wind und von der rund 200 Meter entfernten Roscheider Straße. Der Waldboden ist weich, und die Strecke zu den ersten Grabstätten ist angenehm zu laufen. Die Bäume, unter denen die Urnen liegen, sind nicht weit vom Parkplatz am Waldfriedhof im Konzer Wohngebiet Roscheid entfernt.

Unter einer Eiche mit einer schwarzen Plakette haben schon mehrere Menschen ihre letzte Ruhestätte gefunden. Die Namen der Verstorbenen stehen auf grauen Schildern, die am Stamm des Baumes angebracht sind.  Der Konzer Waldfrieden ist der einzige Bestattungswald im Kreis Trier-Saarburg. Und die Bestattungsform ist beliebt: Die 726 Grabstellen wurden am 11. August 2016 offiziell eingeweiht. Inzwischen sind schon 271 Gräber verkauft. 105 Menschen wurden bis jetzt in dem Waldstück beerdigt.

Bei dieser rasanten Entwicklung ist es kein Wunder, dass andere Gemeinden den Konzern nacheifern: In der Verbandsgemeinde Kell am See haben sich die fünf Gemeinden Hentern, Paschel, Schömerich, Zerf und Baldringen zusammengetan, um einen solchen Bestattungswald an der Ruwer bei Hentern anzulegen. Die Hochwaldgemeinden haben aber noch einige Hürden zu überwinden, bis dort die ersten Toten ihre letzte Ruhe finden (siehe Info). In der Verbandsgemeinde Schweich dauert es wohl noch länger: In der jüngsten Stadtratssitzung in Schweich wurde ein Antrag der SPD-Fraktion auf Einrichtung eines Friedwalds mehrheitlich abgelehnt. CDU und Freie Wähler begründen ihr Nein damit, dass die bestehenden Friedhöfe schon defizitär seien. Ein Friedwald bedeute weitere Investitionen in Infrastruktur und Betreuung. Auch sei die Standortwahl nicht einfach.

Die Idee für diese Bestattungsform hat ihren Ursprung in Naturreligionen. Einige Nomadenvölker haben ihre Toten schon immer im Wald beigesetzt. Der Schweizer Ingenieur Ueli Sauter  hat sich das Konzept 1993 mit seiner Friedwald GmbH markenrechtlich schützen lassen. Seit 1999 ist die Friedwald GmbH unter Führung einer Juristen auch in Deutschland aktiv. Weitere Unternehmen – zum Beispiel die Ruheforst GmbH, die einen Bestattungswald bei Losheim betreibt – kopieren die Idee. Revierförster Bee wollte hingegen von Anfang an einen kommunalen Bestattungswald. Erstmalig wurde das 2007 in Konz in Konz-Filzen diskutiert. Dort scheiterte das Projekt, weil die Menschen Angst vor zusätzlichem Verkehr im Ort hatten. Ab 2014 kam deshalb der Standort in Roscheid ins Spiel.

Bee erklärt das Konzept: „Die Philosophie ist, dass die Menschen naturverbunden sind und sich im Wald gut aufgehoben fühlen.“ Das ganze Ambiente sei nicht so traurig – vor allem bei Bestattungen. Und es komme hinzu, dass die Gräber bei Urnenbestattungen generell weniger Pflege brauchten. Bee: „Im Waldfrieden fällt die Pflege sogar ganz weg.“ Damit spielt er darauf an, dass die individuelle Pflege der Grabflächen im Bestattungswald sogar unzulässig ist.

 Diese Bäume liegen am Eingang zum Waldfrieden in Konz, um Radfahrer zum Absteigen zu bringen.

Diese Bäume liegen am Eingang zum Waldfrieden in Konz, um Radfahrer zum Absteigen zu bringen.

Foto: TV/Christian Kremer

Köstler von der Verbandsgemeindeverwaltung bestätigt das. Auch die Kosten spielten eine Rolle bei der Frage nach der Art der Bestattung, sagt sie. Unter den Urnenbestattungsmöglichkeiten in Konz ist die im Waldfrieden an einem Baum mit acht Grabstellen am günstigsten. 500 Euro kostet ein Grab. 100 Euro weniger als ein normales Urnengrab auf dem Friedhof. Wegen der großen Nachfrage will die Stadt Konz den Bereich erweitern. Spätestens 2019 sollen weitere Bäume zur Verfügung stehen. So weit es möglich ist, sollen diese  nah am Parkplatz liegen. Die Verwaltung will die Wege zu den Grabstätten kurz halten.

Von dem anfänglichen Ärger mit Radfahrern, Hundebesitzern und anderen Waldnutzern ist in Konz nicht mehr die Rede. Laut Bee ist es friedlicher geworden in dem Waldstück. Vor allem die Mountainbiker, die kurz nach der Inbetriebnahme des Bestattungswalds als störend empfunden wurden, hielten sich dort inzwischen zurück.

Radfahren ist genauso verboten wie das Hinterlassen von Müll im Waldfrieden. Hunde sollten angeleint sein.

Radfahren ist genauso verboten wie das Hinterlassen von Müll im Waldfrieden. Hunde sollten angeleint sein.

Foto: TV/Christian Kremer

Allerdings gibt es ein anderes Problem: Nicht alle Angehörigen der Toten, die in dem Wald ihre letzte Ruhe gefunden hätten, hielten sich an die Regeln. An einem Grab hat jemand einen Busch eingepflanzt, an einem anderen steht ein Holzrahmen mit mehreren Blumen und Steinen. Zudem liegen laut Bee und Köstler wieder Blumenkränze im Wald, deren Fassungen der Natur schaden, weil sie Plastik enthalten. All das ist unzulässig. Der Förster und die Verwaltung weisen aber ausdrücklich darauf hin, dass das Auslegen von Blumensträußen unproblematisch ist, das Einpflanzen oder Aufstellen von Plastiktöpfen mit Pflanzen aber nicht.

 So sehen die Plaketten auf den Stämmen der Bestattungsbäume aus. Darauf sind die Namen und die Lebensdaten zu lesen.

So sehen die Plaketten auf den Stämmen der Bestattungsbäume aus. Darauf sind die Namen und die Lebensdaten zu lesen.

Foto: TV/Christian Kremer

Wer sich ein Bild vom Bestattungswald in Konz machen möchte, kann an den Führungen von Revierförster Martin Bee teilnehmen. Die nächsten Termine: 1. und 29. Juli sowie 2. September.  Die Friedhofsverwaltung der Stadt Konz ist  per E-Mail an waldfrieden@konz.de oder unter 06501/83170 erreichbar.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort