Luxemburg Der Herzschlag von Pink Floyd

Luxemburg · Zwei Gründungs­mitglieder von Pink Floyd leben noch – und sowohl Roger Waters als auch Nick Mason sind aktuell auf Tour. Wie unterschiedlich ihre Programme sind, zeigt Mason mit „Saucerful of Secrets“ im ausverkauften Luxemburger „Atelier“.

 Zurück zum Frühwerk: Pink-Floyd-Schlagzeuger Nick Mason spielt mit seiner neuen Band Saucerful of Secrets im ausverkauften Atelier in Luxemburg.  

Zurück zum Frühwerk: Pink-Floyd-Schlagzeuger Nick Mason spielt mit seiner neuen Band Saucerful of Secrets im ausverkauften Atelier in Luxemburg.  

Foto: Andreas Feichtner

Juni 2018: Pink-Floyd-Legende Roger Waters demonstriert in der vollen Kölner Lanxess-Arena, dass er auch mit Mitte 70 noch der Großmeister unter den Gigantomanen ist, der Boss des Bombasts. Sound und Optik sind kaum zu überbieten. Er lässt auf der „Us&Them“-Tour zwar keine Mauer hochziehen wie zu „The Wall“-Zeiten. Aber dafür ein altes Kohlekraftwerk aus neuen LED-Wänden. Die Battersea Power Station erhebt sich quer durch die 20 000er-Arena. Darüber schwebt ein überdimensionales Schwein. Da ist kein Ton an der falschen Stelle, kein Platz für Improvisation. Aber viel Zeit für Waters’ Anti-Trump- und Anti-Israel-Botschaften. Unter Altersmilde leidet Roger Waters nicht.

Sonntagabend im Luxemburger „Den Atelier“. Das neben Waters zweite noch lebende Gründungsmitglied von Pink Floyd ist ebenfalls gerade auf Tour, Schlagzeuger Nick Mason. Mit seiner Band „Saucerful of Secrets“ spielt er ausnahmslos Pink-Floyd-Songs – in einer 100-minütigen Show, die man gar nicht genug empfehlen kann. Und das, obwohl keine der üblichen Verdächtigen zu hören sind.  Oder auch gerade deshalb. Kein „Money“ und kein „Another Brick in the Wall“, kein „Wish you were here“ oder „Comfortably Numb“. Nick Mason und seine Band konzentrieren sich ganz auf das Floyd’sche Frühwerk, vieles davon aus den psychedelischen Anfangstagen mit Syd Barrett. Alles, was dann ab „Dark Side of the Moon“ kommt, überlässt er anderen. Den früheren Kollegen wie Waters oder David Gilmour. Oder den Epigonen.

Und das ist auch sehr gut so. Denn „Saucerful of Secrets“ erinnern noch mal daran, welche fantastischen Stücke Pink Floyd im Oeuvre haben, die nie oder selten live gespielt werden. Etwa das erst knapp ein halbes Jahrhundert nach der Aufnahme veröffentlichte „Vegetable Man“ von 1967. Verschrobene Popsongs wie „Arnold Layne“, rotzige Rocknummern wie „The Nile Song“ oder psychedelische Ausbrüche wie in „Set the Controls for the Heart of the Sun“ – daran hat Nick Mason besonderen Spaß. Auch, weil er nun endlich den großen Paiste-Gong bedienen darf, der hinter ihm aufgebaut ist. „Roger hat mich nie den Gong spielen lassen. Heute ist mein großer Abend“, scherzt er. Ein weiterer Höhepunkt im Atelier ist die geniale Verknüpfung der so schlichten wie schönen Ballade „If“ mit Auszügen aus der opulenten Suite „Atom Heart Mother“. Ein Song, der 1970 eine ganze Platten-Seite des gleichnamigen Albums füllte.

Nick Mason – sehr sympathisch, ohne Star-Allüren – macht gleich zu Beginn klar, dass kein klassisches Pink-Floyd-Konzert zu hören sein wird. Das von der ersten Minute an euphorische Publikum weiß aber auch so, worauf es sich einlässt. Hier ist kein Platz für Pomp und große Inszenierung, dafür aber für Improvisation. Und auch wenn das gefährlich nach Floskel klingt: Da stehen und sitzen fünf Herren auf der Bühne, die richtig Lust auf die Songs haben. Klar, dass der legendäre Schlagzeuger allerherzlichst im Liveclub empfangen wird. Mason, 74, ist der einzige Musiker, der auf allen Pink-Floyd-Alben zu hören ist. „Er ist der Herzschlag von Pink Floyd“, so nennt es Gitarrist und Sänger Gary Kemp – der im Übrigen die überraschendste Personalie ist. Kemp war in den 80ern mit Spandau Ballet und Songs wie „Gold“, „True“ oder „Through the Barricades“ ziemlich erfolgreich im Pop unterwegs. Musikalisch ist das Galaxien von dem entfernt, was er mit Mason, Guy Pratt – dem Waters-Nachfolger bei Pink Floyd – Keyboarder Dom Beken und Gitarrist Lee Harris auf die Bühne bringt.

Eine Mini-Schnittmenge zwischen „Saucerful of Secrets“ und Waters gibt’s dann doch. Sie beschränkt sich auf einen Satz, der in Luxemburg und in Köln zu hören war: „One of these days I’m going to cut you into little pieces“. Ein Klassiker von 1971. Mit einem Sound, wie man ihn vorher nicht gehört hatte. Die im Studio verfremdete Stimme kommt von Nick Mason, der danach aber nicht mehr stimmlich in Erscheinung getreten war .

Sowohl Waters als auch Mason spielen „One of these Days“ live, auch von Gitarrist David Gilmour ist der Song oft zu hören. Dass die drei noch mal zusammen auf der Bühne stehen werden, ist sehr unwahrscheinlich – auch wenn Nick Mason, der mit beiden Ex-Kollegen gut klarkommt, sofort für eine Reunion bereit stünde: Waters und Gilmour haben sich eher nichts mehr zu sagen. Aber dank Nick Mason gibt’s nun ja noch eine gute Alternative mehr.

 Nick Mason's Saucerful of Secrets im Atelier. Foto: Andreas Feichtner

Nick Mason's Saucerful of Secrets im Atelier. Foto: Andreas Feichtner

Foto: Andreas Feichtner
 Nick Mason's Saucerful of Secrets im Atelier. Foto: Andreas Feichtner

Nick Mason's Saucerful of Secrets im Atelier. Foto: Andreas Feichtner

Foto: Andreas Feichtner

Zum Vormerken: Die großen Pink-Floyd-Hits und mehr gibt es am 22. März 2019 in der Arena Trier von The Australian Pink Floyd zu hören. Sie gelten als vielleicht beste Tribute-Band.

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