kunstgeschichte(n)

Anna und Max besuchen mit Onkel Franz einen befreundeten Künstler. Der sitzt vor einem hohen Tisch, auf dem eine dicke Steinplatte liegt.

Darauf zeichnet er gerade eine Figur. Anna stupst Max an: "Als ich neulich auf die Steinplatten vor dem Haus gemalt habe, musste ich hinterher eine Stunde schrubben". Das hört der Künstler und lacht: "Hier schrubbt später keiner. Was ich mache, ist eine Lithographie, ein Steindruck". Die Lithographie ist eine gut zweihundert Jahre alte Technik, um Bilder zu drucken. Sie wurde in Frankreich erfunden. Das Wort ist griechisch und bedeutet "auf einen Stein schreiben". Anders als bei der normalen Zeichnung wird das Bild, das gedruckt herauskommen soll, spiegelverkehrt aufgezeichnet. Die Lithographie beruht auf dem simplen Trick, dass sich Fett und Wasser abstoßen. Das kann jeder leicht nachprüfen, zum Beispiel beim Schuhputzen: Wenn man das Leder gut eincremt, perlen die Wassertropfen ab. Die Lithographie funktioniert genauso. Zuerst wird auf dem glatten Stein mit fettiger Kreide oder Tusche ein Bild gezeichnet. Dann wird der Stein nass gemacht. Das Wasser kann nur dort einziehen, wo kein Fett ist. Die fettige Zeichnung stößt das Wasser ab, wie die Schuhcreme den Regen. Anschließend geht es umgekehrt. Über den Stein wird mit einer Walze Druckerfarbe aufgetragen. Diesmal nimmt nur die fettige Zeichnung die Farbe auf. Die nassen Teile des Steins stoßen sie dagegen ab. Um das Bild zu drucken, wird anschließend ein Blatt Papier auf den Stein gelegt und mit einer Druckerwalze fest darübergerollt. Die farbige Zeichnung drückt sich dabei auf dem Papier ab, und schon ist das gedruckte Bild fertig. Lithographien sind bei Künstlern beliebt. Sie haben den Vorteil, dass man richtig frei zeichnen kann. Deshalb sind ihre Darstellungen oft viel lebendiger als zum Beispiel Drucke, bei denen Bilder in Platten geritzt werden. Außerdem kann man bei Lithographien große Farbflächen drucken. Zu den Künstlern, die berühmte Lithographien hergestellt haben, gehören Pablo Picasso und Henri de Toulouse-Lautrec. Eva-Maria Reuther

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