Schwergewichte und feingliedrige Gebilde

Trier · An die Malerin Chikako Kato und die Bildhauerin Laura Eckert geht zu gleichen Teilen der Ramboux Preis 2014 der Stadt Trier. Acht Bewerber hatten es in die Endauswahl geschafft. Ihre Arbeiten sind jetzt im Stadtmuseum Simeonstift als wohlgeratene, aber nicht unbedingt aufregende Schau zu sehen.

Trier. Eins steht zweifellos fest: bei ihrer Auswahl zum diesjährigen Ramboux Preis hat sich die Jury um Qualität bemüht.
Das zeigt gleich der Blick in die sehr schön präsentierte Wettbewerbsausstellung, die im zweiten Stock des Simeonstifts die Arbeiten der acht Künstler versammelt, die in die Endausscheidung kamen. Insgesamt hatten sich 16 Künstler beworben. Als eine Schau "zeitgemäßer Kunst" bezeichnet die Jury die Werke aus den Bereichen Bildhauerei, Malerei, Grafik, Fotografie und Installation.
Gegensätzliche Positionen


Man kann trefflich darüber streiten, was in der Kunst "zeitgemäß" ist. Jedenfalls wurden mit den Preisträgerinnen Chikako Kato und Laura Eckert zwei völlig unterschiedliche Positionen ausgewählt. Die originellere ist fraglos die von Chikako Kato. Die zarten, feingliedrigen Gemälde der 1973 in Hokkaido geborene Japanerin, die in Trier lebt, wurzeln farblich und zeichnerisch in der Tradition ihrer Heimat.
Katos anrührende Arbeiten sind unter dem Eindruck der Einsamkeit und Sprachlosigkeit in einer fremden Kultur entstanden. Ihre Symbolik hat die Künstlerin aus der Elektrizität, der Lehre von Widerstand und Spannung, entlehnt. Als Bilder menschlicher Gemeinschaft, von Zusammengehörigkeit und Isolierung, schweben ihre bunten Elektroden im Bildraum, sammeln sich als geballte Kraft, um dann wieder auseinander zu streben.
Gegen Katos zartes Werk sind Laura Eckerts Skulpturen aus Stein und Holz wahre Schwergewichte. Die 1983 in Trier geborene Bildhauerin, die heute in Trier und Leipzig arbeitet, thematisiert die vielschichtige Situation des Menschen.
Was an ihren Arbeiten besticht, ist der gekonnte Umgang mit der Masse und deren Oberflächengestaltung. Allerdings bleiben Eckerts Arbeiten sehr nah an denen ihrer Bildhauer-Lehrer Bruno Raetsch und Bernd Göbel. Zudem erscheint es doch arg einfach, die Vieldeutigkeit und komplizierte Struktur menschlicher Vielschichtigkeit durch das Stapeln von Brettern ins Bild zu setzen.
Zu den unbedingt preiswürdigen Arbeiten der Schau gehört Nisrek Varhonjas stille, aber tiefgründige Serie von Tuschzeichnungen "Reich voller Könige". Wohlgeraten kommt die Wettbewerbsschau im Ganzen daher. Allerdings fehlt es dieser jungen Kunst, deren Schöpfer nicht älter als 40 Jahre sind, weithin an Temperament, Risikofreude und einer Spur Besessenheit.
Die beweist noch am ehesten Alexander König, der malerisch seine Albträume ins Bild setzt. Selbst Laas Koehlers berechtigte Kritik am Kunstbetrieb wirkt recht gesetzt. Witzig: die mehrgeschossige Etagere von Martin Kleppe, auf der die Kunst wie Gebäckstücke steht.
Weniger überzeugen Daniel Schiebens Fotos und sein Umgang mit der Unschärfe. Farbmächtig, aber kompositorisch schwach wirkt Christian Hoffmanns mehrteiliges Gemälde.
Erstmals wird gleichzeitig mit der Wettbewerbsausstellung auch die ebenfalls sehr schön eingerichtete Preisträgerausstellung ein Stockwerk höher gezeigt. Bei allem geht es um Kunstförderung. "Der Ramboux Preis ist für uns eine Möglichkeit, über das aktuelle Kunstschaffen der Region zu informieren und es zu fördern", sagt Elisabeth Dühr, die Direktorin des Simeonstiftes, das den Wettbewerb ausrichtet.
Die Ausstellungen sind bis 6. April zu sehen; Öffnungszeiten: Dienstag-Sonntag 10-17 Uhr, weitere Infos unter Telefon 0651/7181459, www.museum-trier.de
Extra

Der Ramboux Preis der Stadt Trier wird seit 1961 ausgelobt. Die Auszeichnung wird alle vier Jahre vergeben. Mit ihm kann ein Lebenswerk gewürdigt oder Junge Kunst gefördert werden. Bewerben können sich Künstler, die aus Trier oder dem früheren Regierungsbezirk Trier stammen oder dort leben. Der Preis ist mit 6000 Euro dotiert. Mit dem Preis verbunden ist ein Ankauf in gleicher Höhe und eine Einzelausstellung für die Preisträger. In diesem Jahr wurde der Preis als Förderpreis zu gleichen Teilen an zwei Preisträgerinnen vergeben, die sich auch anteilig das Preisgeld teilen. Der Preis, der sich zum Ziel gesetzt hat, das regionale Kunstschaffen zu fördern, hat seinen Namen nach dem angesehenen Trierer Maler und Grafiker Johann Anton Ramboux, der von 1790 bis 1866 lebte, und an den er erinnert. Zu den Preisträgern früherer Jahre gehören unter anderem der Maler und Gründer der Europäischen Kunstakademie Erich Kraemer (1964), die Maler und Graphiker Jakob Schwarzkopf (1976), Waltraud Jammers (1984), Werner Persy (2000) und Manfred Freitag (2006) sowie der Grafiker und Objektkünstler Bodo Korsig (1995) und die Fotokünstlerinnen Rut Blees Luxemburg (1998) und Nicole Ahland (2010). er

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