Kultur Stille Auktion: Ein Gebot kam per E-Mail sogar aus Schottland

Wittlich · 540 Kunstwerke von Hugo Möhl hat das Wittlicher Kulturamt versteigert. Insgesamt sind 13 000 Euro zusammengekommen.

 Zwei stolze Besitzer von echten Möhls: Hannelore Schekat aus Flußbach und Lothar Becker aus Wittlich.

Zwei stolze Besitzer von echten Möhls: Hannelore Schekat aus Flußbach und Lothar Becker aus Wittlich.

Foto: Ilse Rosenschild

Stolz schaut Lothar Becker auf zwei Gemälde: eines zeigt ein Schiff in kubistischem Stil, das andere eine Häuseransicht in Italien. Der Stil des zweiten erinnert an den griechisch-italienischen Maler Giorgio de Chirico, einem der Vorläufer des Surrealismus. Dieses Werk aus dem Atelier von Hugo Möhl (1893 bis 1974) wird bald im Wohnzimmer des Wittlicher Karate-Schiedrichters hängen. Denn: „Da ist noch ein Platz frei.“ Es sind nicht die ersten Kunstwerke, die Becker erstanden hat. Er ist ein Sammler „nur für private Zwecke“. Dass es ihm gelungen ist, im Rahmen einer stillen Versteigerung des Kulturamtes der Stadt Wittlich gleich seine zwei Lieblingsstücke zu ergattern, freut ihn sehr. „Heute ist ein sehr schöner Tag“, sagt er, schnappt seine Bilder und verschwindet. Die Stadt will sich von den Restbeständen des Nachlasses des Düsseldorfer Kunstmalers trennen (der Volksfreund berichtete am 16./17. März), den der Wahl-Wittlicher 1973 der Stadt vermachte. Im Gegenzug erhielten der Kunstmaler und seine Ehefrau eine Leibrente.

Nicht ganz zufrieden ist Hannelore Schekat. Die Witwe aus Flußbach hält zwar zwei Zeichnungen in der Hand, die sie in der Alten Synagoge ersteigern konnte, hatte aber auch Gebote für Gemälde abgegeben, bei denen sie kein Glück hatte. Die Hobbykünstlerin will sich bei den Werken aus dem Nachlass Möhls Inspirationen holen, schließlich sei der ein Allrounder gewesen. Zudem hat sie zugeschlagen, weil sie selbst wie der Künstler aus Düsseldorf stammt.

 Foto: Ilse Rosenschild

Foto: Ilse Rosenschild

Foto: Hannelore Schekat

Fünf Tage lang hatten nicht nur Becker und Schekat, sondern auch andere Kunstfreunde die Gelegenheit, auf Gemälde, Zeichnungen und andere Gegenstände zu steigern. Insgesamt gingen bei Simone Röhr vom Kulturamt und der studentischen Hilfskraft Franziska Faas mehr als 1000 Gebote im Rahmen einer stillen Auktion ein. 540 von insgesamt 829 Gegenständen aus dem Nachlass wechselten oder wechseln noch den Besitzer. Ein Bieter schickte sogar eine E-Mail aus Schottland. Erbracht hat die Aktion die stolze Summe von rund 13 000 Euro. Mit dem Ergebnis ist Röhr hochzufrieden. Viele der Auktionsteilnehmer stellen sich jetzt zwei Fragen: Was geschieht mit dem Geld und was mit den übrigen Kunstwerken? In beiden Fällen lautet die Antwort von Röhr: „Darüber entscheidet der Kulturausschuss.“ Und der tagt am 4. April.

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