Pfarrer ist auch für Muslime da

Thalfang/Morbach · In den Dörfern im Raum Thalfang und Morbach leben nicht nur Christen sondern auch Muslime. Sie haben mit dem evangelischen Pfarrer Winfrid Krause aus Thalfang einen Ansprechpartner. Seit Jahren engagiert er sich als Islambeauftragter des Evangelischen Kirchenkreises Trier.

 Als Islambeauftragter beschäftigt sich der evangelische Pfarrer Winfrid Krause eingehend mit Fragen zum muslimischen Leben in Deutschland. TV-Foto: Ursula Schmieder

Als Islambeauftragter beschäftigt sich der evangelische Pfarrer Winfrid Krause eingehend mit Fragen zum muslimischen Leben in Deutschland. TV-Foto: Ursula Schmieder

Thalfang/Morbach. Ein gutes Miteinander von Muslimen, Juden und Christen ist dem Thalfanger Pfarrer Winfrid Krause ein großes Anliegen. Und das nicht nur als Islambeauftragter des Evangelischen Kirchenkreises Trier. Seit 2005 engagiert er sich in der damals auf seine Anregung in der Region neu geschaffenen Funktion in einem Gebiet, das etwa dem des ehemaligen Regierungsbezirks Trier entspricht (siehe Extra).
Ein sichtbarer Erfolg sind regelmäßige Treffen von Vertretern der Moscheegemeinden in der Region sowie der katholischen und der evangelischen Kirche. Nach ersten Kontakten ab 2005 kommen sie seit 2009 regelmäßig etwa viermal jährlich zu Gesprächen an wechselnden Orten zusammen. So wie im Oktober 2013 in der Haci-Bayram-Moschee in Konz (der TV berichtete). Dort näherten sie sich über Abraham, übersetzt etwa der "Vater Vieler", einander an. Die zentrale Figur des Alten Testaments ist Stammvater aller drei großen monotheistischen und daher auch abrahamitisch genannten Religionen, die ebenso die Stadt Jerusalem verbindet.
Die Themen der Gesprächsrunden sind vielfältig. Religionsunterricht an Schulen wird ebenso erörtert wie der Bau von Minaretten, Beschneidung oder Krankenhausseelsorge. Der im Wittlicher Krankenhaus dank einer privaten Initiative eingerichtete neutrale Seelsorgeraum ist für Krause ein Beispiel positiven Miteinanders. Diskutiert werden aber auch Überlegungen für einen gesetzlichen islamischen Feiertag pro Jahr. Krause hält das für angebracht: "Wir haben etwa 20 christliche, aber keinen muslimischen Feiertag in Deutschland."
Ebenfalls thematisiert wurden islamische und christliche Sichtweisen zum Fasten und zur Bedeutung "Ungläubiger" sowie Bestattungsriten oder die Darstellung des Islams in den Medien. Die Initiative, sich regelmäßig zu treffen, ging von Krause aus.
Er lädt gemeinsam mit dem katholischen Islambeauftragten Matthias Neff, Referent für Religions-, Weltanschauungs- und Sektenfragen vom Bistum Trier, dazu ein. Seit Jahren mit dabei sind Vertreter der regionalen Moscheegemeinden wie Vorsitzende, Imame oder beauftragte Vertreter. Allen voran der Dialogbeauftragte der Türkisch-Islamischen Union, Tahir Dogan von der Wittlicher Eyüp Sultan Moschee, und der Konzer Imam Eyüp Sabri Oner.
Bei den bisher 20 Treffen für Christen und Muslime wurde der Teilnehmerkreis (siehe Extra) beständig größer. Die christlich-islamische Runde in Konz lockte beispielsweise etwa 30 Menschen, in der Mehrzahl Muslime, die laut Krause sehr interessiert sind, sich auszutauschen. Oft seien jüngere Leute dabei und gelegentlich auch Frauen. Er bedauert nur, dass jüdische Vertreter bisher außen vor sind. Deshalb regte er an, auch sie einzuladen. Von muslimischer Seite sei das zwar zurückhaltend aufgenommen worden. Doch er ist zuversichtlich, dass die Runde längerfristig entsprechend wachsen wird. Es gebe nun einmal Gemeinsamkeiten, die deutlich schwerer wiegen als Unterschiede.
Was ihn darin bestärkt ist, dass es in der Region keine größeren Probleme im interkulturellen Miteinander gibt. Viele Muslime, darunter ein Großteil mit türkischen Wurzeln und vorwiegend Sunniten, leben seit Generationen in Wittlich, Konz, Trier oder Bitburg. Im Raum Morbach/Thalfang sind eher einzelne Familien oder Personen mit unterschiedlichen Wurzeln ansässig. Dass ihn diese um Rat fragen, kommt laut Krause eher selten vor. Häufiger seien Fragen von Christen, in deren Gemeinden Muslime lebten. ursExtra

In der Evangelischen Kirche im Rheinland ist der Kirchenkreis Trier der flächengrößte mit etwa 57 000 Christen in 20 Gemeinden. Sie liegen in einem 4900 Quadratkilometer großen Gebiet im Süden der Landeskirche zwischen Luxemburg, Belgien, Nordrhein-Westfalen, Saarland und Frankreich. Evangelische Christen stellen dort etwa zehn Prozent der Bevölkerung. Der Kirchenkreis spricht daher von einer Diasporasituation mit alten Kirchengemeinden in evangelisch geprägten Regionen, aber auch Gemeinden, in denen evangelisches Leben in der Minderheit ist. Im Kirchenkreis engagieren sich etwa 600 haupt- und 1400 Ehrenamtliche. Die Evangelische Kirche in Deutschland beschäftigt einen hauptamtlichen Islambeauftragten sowie Ehrenamtliche in den Kirchenkreisen. ursExtra

Beteiligte beim "Runden Tisch Christen und Muslime im Bereich Trier" sind das Islamisches Kulturzentrum Trier, die Türkisch-Islamische Union (DITIB) mit der Eyüp Sultan Moschee in Wittlich und der Haci Bayram Moschee in Konz, der Verband der islamischen Kulturzentren (VKIZ) in Wittlich, der Verein zur Betreuung muslimischer Mitbürger in Bitburg, das Bistum Trier und die Evangelische Kirche im Rheinland. Über die Zahl der Bürger muslimischen Glaubens in der Region gibt es keine statistischen Erhebungen. urs

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