Angeln in der Mosel Warum eine kleine Grundel in der Mosel das Sagen hat

Wehlen · Die invasive Schwarzmundgrundel hat Deutschlands große Flüsse im Sturm erobert. Aber nicht nur das Ökosystem der Mosel hat sich den kleinen Fischen inzwischen angepasst. Auch Angler müssen sich komplett nach den Grundeln richten.

Warum eine kleine Grundel in der Mosel das Sagen hat
Foto: Marius Becker

Sie gilt weltweit als eine der invasivsten Fischarten und gibt seit Jahren in der Mosel den Ton an: Die Schwarzmundgrundel. Kein Fisch und kein Angler kommt mehr an der unscheinbaren kleinen Grundel vorbei, die in ihrer schieren Masse die Regeln im Fluss neu aufgestellt hat. Aber wie genau haben sich Mensch und Natur dem nicht mehr ganz so neuen „Neuling“ inzwischen angepasst?

Petra Beucher ist die Vorsitzende des Sportfischervereins Wehlen und angelt seit Jahrzehnten an der Mosel. Die Art, wie geangelt wird, habe sich durch die Grundel nachhaltig verändert, sagt Beucher. Früher wurden mit der Naturangel, dem sogenannten Stipper, noch massenweise Rotaugen, Brassen und Döbel gefangen. Durch die große Menge an Schwarzmundgrundeln im Fluss ist das aber kaum noch möglich. „Es gibt kaum noch Angler, die Stipper auswerfen“, sagt Beucher. „Du wirfst die Angel aus und hast direkt eine Grundel dran. Das macht keinen Spaß.“

Schwarzmundgrundeln sind essbar - aber machen viel Aufwand

Obwohl die Schwarzmundgrundel selbst essbar ist, wird sie nur von wenigen Anglern beachtet. Der hohe Aufwand in der Verarbeitung der kleinen Fische lohnt sich kaum. „Es gibt Angler, die die gefangenen Grundeln einfrieren“, sagt Beucher. „Von den kleinen Fischen braucht man ja schon eine größere Menge, damit es Sinn macht. Sie sollen gut schmecken, ich habe aber noch keine probiert.“ Die Grundeln können auch als Köder an der Angel benutzt werden. Eine Grundel am Haken hindert andere Schwarzmundgrundeln aber nicht daran, anzubeißen.

Dementgegen lassen sich mit Kunstködern, den sogenannten Spinnen, Blinkern und Wobblern, in der Mosel immer größere Fische fangen. Durch das reichhaltige Angebot an Grundeln werden die Raubfische der Mosel immer größer. „Wir fangen inzwischen Barsche mit bis zu 60 Zentimetern“, sagt Beucher. „Als ich den ersten gesehen habe, war ich tatsächlich leicht geschockt. Das ist doppelt so groß wie früher. Auch Zander und Aale sind in den letzten Jahren deutlich größer geworden. Selbst Rapfen, die normalerweise an der Oberfläche jagen, sind jetzt am Grund bei der Grundeljagd zu erwischen.“

Durch den geänderten Speiseplan ist die Grundel für viele Raubfische ein Segen. Obwohl viele Raubfische immer größer werden, haben manche Insektenfresser, sogenannte Friedfische, das Nachsehen. Während der Breitmaulaal gezielt Jagd auf Grundeln macht und inzwischen Größen über einem Meter erreicht, ist zum Beispiel der Schnecken-jagende Spitzkopfaal immer seltener anzutreffen.

Für die Angler kommt zudem eine gewisse Trägheit bei den Raubfischen dazu. „Das Problem ist, dass Raubfische nicht so gut beißen, wenn sie satt sind“, sagt Beucher. „Warum sollte ich als Fisch irgendeinem Köder hinterherjagen, wenn ich da unten schon alles finde?“

 Manche Aal-Sorten profitieren von der gestiegenen Population der Grundeln, andere eher nicht (Symbolbild).

Manche Aal-Sorten profitieren von der gestiegenen Population der Grundeln, andere eher nicht (Symbolbild).

Foto: picture alliance / dpa/Patrick Pleul

In den nächsten Jahren sollen die Staustufen der Mosel bis Trier wieder alle für Wanderfische durchgängig gemacht werden. Dadurch könnten auch Forellen oder sogar Lachse nach Jahrzehnten wieder an die Mosel kommen. Für die Schwarzmundgrundeln steht aber jetzt schon fest: Sie sind gekommen, um zu bleiben.

(axw)
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