ÖPNV Wittlicher Rufbusse befördern trotz Lockdown mehr Passagiere

Wittlich/Trier · Trotz Corona: Die Fahrgastzahlen in den beiden Wittlich Shuttles, die auf Bestellung anrollen, steigen. Aber ist das Ansteckungsrisiko in den relativ kleinen Bussen nicht deutlich höher als in einem großen Omnibus?

 Fabian Fritsch, Mitarbeiter des App-Anbieters ioki, hält ein Smartphone mit der betreffenden Software vor einem  Rufbus der Stadt Wittlich, den man mit der App auch online bestellen kann.

Fabian Fritsch, Mitarbeiter des App-Anbieters ioki, hält ein Smartphone mit der betreffenden Software vor einem  Rufbus der Stadt Wittlich, den man mit der App auch online bestellen kann.

Foto: dpa/Harald Tittel

Während die Fahrgastzahlen in den öffentlichen Verkehrsmitteln zu Pandemiezeiten generell sinken, verbuchen die beiden  Rufbusse der Stadt Wittlich dagegen mehr Passagiere. „Coronabedingt war das Fahrgastaufkommen ab März 2020 deutlich geringer. Seit Ende des ersten Lockdowns stiegen die Fahrgastzahlen wieder, liegen jedoch im gesamten VRT-Gebiet noch nicht auf dem Vorjahresniveau“, erklärt der Verkehrsverbund Region Trier (VRT), der für den Linienbusverkehr in der Region zuständig ist, auf TV-Anfrage.

„Seit Beginn des zweiten Lockdowns beobachte man beim VRT einen abnehmenden Trend. Genaue Zahlen liegen uns derzeit noch nicht vor“, erklärt die Pressestelle.

Wie kann es da sein, dass mehr Menschen den Wittlicher Bürgerbus nutzen? Denn Abstand halten, so wie es aufgrund der Coronapandemie Pflicht ist, das stellt man sich in den relativ kleinen Shuttlebussen doch eher schwierig vor.

Viele Kommunen, bei denen Seniorenbusse mit ehrenamtlichen Fahrern zum Einsatz kommen, haben ihren Bürgerbus deshalb derzeit dauerhaft geparkt. Der TV hat die Stadtverwaltung gefragt, wie der Wittlich  Shuttle  zu Coronazeiten derart erfolgreich unterwegs sein kann.

„Die Fahrt im Wittlich Shuttle ist sicherer als in den großen Omnibussen, da wir seit der Corona-Pandemie im Wesentlichen nur Personen aus demselben Hausstand befördern“, erklärt Rainer Stöckicht, Pressesprecher der Stadt Wittlich.

Zudem sei das Angebot seit Anfang August auch auf das Wochenende ausgeweitet worden. Seitdem kann das Wittlich-Shuttle nicht mehr nur werktags, sondern auch samstags in der Zeit von 8 bis 18 Uhr und sonntags von 10 bis 18 Uhr genutzt werden.

Aber ist die Ansteckungsgefahr in einem relativ kleinen Bus nicht dennoch höher als in einem relativ großen Omnibus? „Wir schätzen das Ansteckungsrisiko im Wittlich-Shuttle deutlich geringer als im Linienbus ein. Auch weil Fahrer und Kunden während der Beförderung Masken tragen müssen. Regelmäßige Flächendesinfektionen mindern ebenfalls die Ausbreitung von Keimen und Viren. Zudem steigen die Kunden nur hinten und nicht mehr auf der Beifahrerseite vorne ein“, sagt Stöckicht. Und laut aktueller Corona-Bekämpfungsverordnung der Landesregierung gilt auch an den Haltestellen eine Maskenpflicht. Doch trotz all dieser Schutzmaßnahmen, die bei der Nutzung des Rufbusses zu beachten sind, steigen die Fahrgastzahlen:

Fahrgäste Im Januar kletterte die Zahl der Passagiere nach Angaben der Stadtverwaltung erstmals auf mehr als 1000 Personen. Nach einer leichten Abnahme zwischen April und Juli ging es ab August wieder bergauf. Im September und oktober fuhren jeweils mehr als 1100 Menschen mit dem Rufbus durch die Stadt Wittlich mit ihren Stadtteilen. Im Oktober waren es genau genommen 1154 Fahrgäste.

Rufbus Das Wittlich Shuttle ist ein Gemeinschaftsprojekt der DB Regio Bus Rhein-Mosel GmbH und der Stadt Wittlich. Allerdings betreibt die DB Regio Bus Rhein-Mosel GmbH diese Verkehrsleistung als innovatives Rufbuskonzept im eigenen Namen und auf eigene Rechnung. Die Stadt Wittlich bezuschusst das Projekt. Organisiert wird es gemeinsam mit ioki, einem Tochterunternehmen der Deutschen Bahn. Die Experimentierphase endete  nach vier Jahren am 31. Juli. Aber was als Experiment begann, hat den Wittlicher Stadtrat überzeugt: Im Sommer beschloss das Gremium,  das Projekt zur Optimierung des innerstädtischen Busverkehrs weiterzuführen (unsere Zeitung berichtete). Doch das Unternehmen ioki beteiligt sich künftig finanziell nicht mehr so stark. Der Zuschuss aus der Stadtkasse beträgt für das laufende Jahr 156 000 Euro. Ab dem kommenden Jahr soll der Zuschuss auf 172 800 Euro per anno ansteigen. Als der „Rufbus Wittlich“ 2016 startete, war es laut Stadtverwaltung damals das erste On-Demand-ÖPNV-Angebot im ländlichen Raum. Das heißt: Der Bus fährt nur auf Bestellung. Zwei Shuttles steuern für maximal drei Euro pro Einzelfahrt um die 70 Haltepunkte in der Stadt Wittlich mit ihren Stadtteilen an. Seit Mai 2018 können die Rufbusse auch per App gerufen werden. Laut Stadtverwaltung wurden seit Beginn etwa 33 000 Menschen befördert. Das Shuttle sei „eine zukunftsorientierte Alternative zu den etablierten Linienverkehren“, erklärt die Verwaltung.

Region Dank des Engagements ehrenamtlicher Fahrer rollen in der Region mittlerweile schon mehrere Bürgerbusse, Rufbusse, Seniorenbusse und Ehrenmobile über die Straßen. In der Einheitsgemeinde Morbach und der VG Bernkastel-Kues sind  Seniorenbusse unterwegs. In der VG Wittlich-Land fährt ebenfalls ein Bürgerbus. In der VG Traben-Trarbach sind normaler­weise gleich drei Fahrzeuge im Einsatz, ein Seniorenbus und zwei Ehrenmobile, wobei Ehrenamtliche ihre Fahrzeuge für Fahrten zu Behörden oder Ärzten für andere zur Verfügung stellen.

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