Beute als Lebensunterhalt

Ein 44-jähriger Rumäne, der seit gestern vor dem Trierer Landgericht steht, hat zugegeben, vor sieben Jahren an vier Banküberfällen beteiligt gewesen zu sein. Er überfiel zusammen mit zwei Landsleuten auch die Sparkasse in Schönecken (Eifelkreis Bitburg-Prüm).

Trier. Sie sorgten Mitte der 90er Jahre für Angst: Die sogenannten Rumänenbanden überfielen auch in der Region Banken oder verschafften sich mit brachialer Gewalt Zutritt zu Postfilialen. Bevorzugtes Gebiet der organisierten Banden war die Eifel. Nachdem es der Polizei gelungen war, die Banden zu zerschlagen, war es ruhig geworden. Als sich zwischen 2002 und 2003 erneut Banküberfälle in der Eifel häuften, bestand zunächst der Verdacht, die brutalen Banden seien zurückkehrt. Zwar stammten einige der Täter tatsächlich aus Rumänien, hatten aber nichts mit den früheren Banden zu tun. Einer von ihnen sitzt seit gestern vor dem Trierer Landgericht: Ein 44-Jähriger aus der Stadt Bacau an der Moldau. Seine Geschichte ähnelt vermutlich der einiger seiner Landsleute, die vor 20 Jahren vor der Armut geflohen sind.

Trotz einer guten Schulausbildung und einer Ausbildung als Förster stand der damals 25-Jährige nach dem Zusammenbruch des Sozialismus auf der Straße. Er ließ seine Frau und seinen kleinen Sohn zurück, stellte in Deutschland einen Asylantrag, wurde ausgewiesen, kam unter falschem Namen wieder zurück. Geld verdiente er mit Diebstählen. Er wurde erwischt, floh nach Österreich, wurde dort festgenommen, verurteilt, nach Deutschland ausgeliefert, kam ins Gefängnis und wurde nach Rumänien abgeschoben.

Das Leben, dort in der Nähe der Karpaten, war aber nicht besser geworden. 2002 ging er mit seiner Frau nach Italien, wurde von rumänischen Freunden überredet, mit nach Frankreich zu gehen. In Metz habe er erfahren, dass sie die Banken in Deutschland überfallen wollten.

Am 1. April 2003 stürmten sie die Sparkassenfiliale in Schönecken (Eifelkreis Bitburg-Prüm). Er habe mit einer Luftdruckpistole an der Tür gestanden, während die beiden anderen die Angestellten in Schach hielten, lässt er über eine Dolmetscherin wissen und gesteht alle ihm vorgeworfenen Taten. 35 000 Euro erbeutete das Trio damals, 12 000 davon seien für ihn gewesen. Über einen Bruder eines der Mittäter wurde das Geld nach Rumänien gebracht. "Ich wollte ein ruhiges Familienleben führen", sagt er auf die Frage von Richter Albrecht Keimburg, was er mit dem Geld gemacht habe. Ein paar Tage nach dem Überfall in der Eifel ging das Trio in Herrschbach-Pettersheim (Westpfalz) in einer Sparkassenfiliale genauso vor, Beute: 200 Euro. Nach den Überfällen flohen sie wieder nach Metz in ein Hotel.

In den folgenden Wochen überfielen die Drei noch zwei Mal eine Volksbankfiliale im saarländischen Theley. Rund 173 000 Euro erbeuteten sie bei den vier Überfällen innerhalb von sechs Monaten. 40 000 Euro davon sei sein Anteil gewesen, sagt der 44-Jährige, übrig sei davon aber nichts mehr. Während seine beiden Komplizen bereits zu viereinhalb und zehn Jahren Gefängnis verurteilt worden waren, setzte er sich 2007 nach London ab, wo er mit seiner Frau bis zu seiner Festnahme im März lebte und sein Geld als Maurer verdiente. Ihm drohen nun zwischen sieben und neun Jahren Haft in Deutschland. Gericht und Staatsanwaltschaft hatten sich vor Beginn der Verhandlung auf das Strafmaß geeinigt, falls der 44-Jährige gesteht. Der Prozess wird am kommenden Dienstag fortgesetzt.

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