Prozess gegen Motorradclub "Bombholder" - Hochsitze mit Sturmgewehren ausgerüstet?

Birkenfeld · Unter starken Sicherheitsvorkehrungen hat am Amtsgericht Idar-Oberstein der Prozess gegen ein Mitglied der Motorradgruppe Bombholders aus Baumholder begonnen. Dem 45-Jährigen werden Verstöße gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz vorgeworfen.

Er soll im Besitz von fünf M 16-Sturmgewehren, einer Beretta, drei Colts Government und Munition gewesen sein. Eins der Sturmgewehre soll er an einen Österreicher verkauft haben. Belastet wird der 45-Jährige von einem Mann aus Bayern, Mitglied des Motorradclubs (MC) Born free Bavaria aus Sinzing bei Regensburg. Er tritt derzeit in ganz Deutschland bei ähnlichen Prozessen als Kronzeuge auf und befindet sich in einem Zeugenschutzprogramm. Er gab an, bei drei oder vier Besuchen in Baumholder besagte Waffen gesehen zu haben. Der nun Beschuldigte habe sie tauschen wollen - gegen deutsche Schnellfeuerwaffen der Marke Heckler & Koch.

Rückblick: Nach dem Hinweis des Bayern war es Anfang 2012 nicht nur in dem südlichen Bundesland zu Razzien gekommen, auch das Klubheim der Bombholders auf dem Breitsesterhof bei Baumholder - hier wohnt der Angeklagte - und zahlreiche Privatwohnungen wurden am 28. Februar zeitgleich durchsucht. 1500 Polizisten waren an der Aktion beteiligt. Bei der Durchsuchung in Baumholder wurden zahlreiche Magazine für M 16-Sturmgewehre gefunden, die meisten davon mit Munition befüllt und schussfertig, sowie eine Übungsgranate.

Ein Polizeibeamter aus Regensburg berichtete nun vor dem Amtsgericht Idar-Oberstein, dass durch die Aussage des Kronzeugen momentan zahlreiche ähnliche Verhandlungen laufen. Bei den Razzien Anfang 2012 seien mehr als 300 Kurz- und Langwaffen sowie 50 000 Schuss Munition gefunden worden. 31 Betroffene wurden bereits rechtskräftig verurteilt.

Mehrere Bombholder traten nun als Entlastungszeugen auf. Tenor: Die Aussagen des Kronzeugen seien Blödsinn. M 16-Gewehre im eigenen Klubheim? Das wäre den restlichen Mitgliedern doch aufgefallen, hieß es.

Der Zeuge berichtete zudem, dass bei einem seiner Aufenthalte in Baumholder mehrere Mitglieder der Bombholders Hochsitze besetzt und mit Sturmgewehren ausgerüstet hatten. Dies räumten die Baumholderer teilweise ein. Weil die Hells Angels, eine andere Motorradgang, zu dieser Zeit auf der Suche nach einem neuen Domizil gewesen seien, hätte man auf den Hochsitzen Stellung bezogen - allerdings ohne Waffen.

Was Richter Johannes Pfeifer stutzig machte: Der Angeklagte hatte sich zwei Tage vor Beginn der Hauptverhandlung mit seinem Anwalt und einem Zeugen getroffen -- angeblich, weil der Zeuge genau wissen wollte, was dem Angeklagten vorgeworfen wird.

Der Prozess am Amtsgericht Idar-Oberstein wird am Freitag, 26. Juli, ab 10 Uhr fortgesetzt. Es ist zunächst vorgesehen, weitere Zeugen zu hören.

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