Vermisstenfall Tanja Gräff: Viele Vorwürfe und keine heiße Spur

Trier · Mehr als sieben Jahre nach dem spurlosen Verschwinden der Trierer Studentin Tanja Gräff überschütten sich Angehörige und Ermittler mit Vorwürfen. Ein ehemaliger Fahnder steht nach seiner massiven Kritik an den Ermittlungen nun selbst unter Beschuss.

Könnte der mysteriöse Vermisstenfall Tanja Gräff längst geklärt sein, wenn die Ermittler allen Spuren und Indizien nur akribisch nachgegangen wären? Diesen Eindruck vermittelt ausgerechnet ein ehemaliges Mitglied der nach dem spurlosen Verschwinden der 21-jährigen Studentin eingerichteten Sonderkommission der Polizei. Der seit drei Jahren pensionierte Kriminalbeamte Günter Deschunty spricht in einem Leserbrief an unsere Zeitung von Versäumnissen und unzureichenden Ermittlungen, die zudem von Verantwortlichen teils verzögert und blockiert worden seien. Ähnliche Vorwürfe hatte zuvor auch schon Tanjas Mutter Waltraud Gräff erhoben.

Bei Staatsanwaltschaft und Polizei stößt die massive Kritik auf wenig Verständnis. Triers Leitender Oberstaatsanwalt Peter Fritzen spricht von "haltlosen Vorwürfen", Polizeisprecher Uwe Konz bezeichnet sie als "anmaßend und abwegig". Hinter vorgehaltener Hand heißt es, der ehemalige Kripobeamte erzähle "hochgradigen Schwachsinn", man habe "Zweifel an seiner Zurechnungsfähigkeit".

Ein Kritikpunkt des Ex-Soko-Mitglieds: Die sogenannte Spitzbart-Spur sei nie richtig verfolgt worden. Dabei könnte sie womöglich zu einem bis dato nicht identifizierten Mann führen, der in der Nacht ihres Verschwindens zuletzt bei Tanja gesehen worden sei. Die Ermittlungen zur Spitzbart-Spur seien eingehend geführt worden, ohne dass sich hieraus ein konkreter Tatverdacht oder weitere Ermittlungsansätze ergeben hätten, kontert Triers Chefermittler Fritzen. Auch die Generalstaatsanwaltschaft habe nach einer Beschwerde des Gräff-Anwalts keinen Anlass gefunden, weitere Ermittlungen anzuordnen.

Die Kritiker geben sich mit solchen Aussagen nicht zufrieden. Die Ermittlungen müssten weitergeführt werden, fordert auch das ehemalige Mitglied der Sonderkommission. Der pensionierte Kripobeamte ist nach seinen Äußerungen jetzt allerdings selbst ins Visier der Kollegen geraten. Man prüfe, "ob Herr Deschunty gegen dienstrechtliche Pflichten verstoßen hat", sagt Polizeisprecher Uwe Konz.

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