650 Zuschauer Smalltalk, Shopping und Schönheitswahn - Comedy-Slam-Sieger in Trier gekührt

Trier · 650 Zuschauer haben den Sieger des 15. Master Comedy Slam gekürt. Das Experiment des ausrichtenden Vereins Kultur Raum Trier, die Veranstaltung im Theater Trier über die Bühne gehen zu lassen, hat sich offensichtlich gelohnt.

 Tobi Freudenthal, Sieger des 15. Trierer Master Comedy Slam, bei seiner Zugabe.

Tobi Freudenthal, Sieger des 15. Trierer Master Comedy Slam, bei seiner Zugabe.

Foto: Christoph Strouvelle

Tobi Freudenthal aus Köln ist Gewinner des 15. Master Comedy Slam in Trier. Vor vollbesetzten Rängen des mit 650 Besuchern ausverkauften Theaters Trier erhielt er dafür am Ende der fünfstündigen Veranstaltung von Oberbürgermeister und Schirmherr Wolfram Leibe den Constantin-Comedy-Preis und eine Geldprämie von 1100 Euro. Den mit 600 Euro dotierten zweiten Platz belegte Jamie Wierzbicki aus Köln. Dritter wurde der Aachener Udo Wolff.

Die acht Slammer, die zuvor die Veranstaltungen im Mergener Hof für sich entschieden haben, griffen bei ihren jeweils zehn Minuten währenden Vorträgen gerne auf eigene Erlebnisse zurück und überzeichneten diese. So ließ sich Sieger Freudenthal über die Kopfballkünste seiner eigenen Schwester aus, philosophierte über Smalltalk („Ich hasse Smalltalk, fange ihn aber selber an“), den Standardgruß „Mahlzeit“ und überflüssige Phrasen wie auf Bemerkungen über schlechtes Wetter („Häufigste Antwort: Am Wochenende soll es aber wärmer werden“).

Jamie Wierzbicki ließ sich über die polnische Herkunft seines Nachnamens und den Dialekt seiner Großmutter aus, die das deutsche „ü“ nicht sprechen kann und durch ein „i“ ersetzt, was zu Missverständnissen führen kann („Willst du spielen?).“

Herausragendes Thema beim Drittplatzierten Udo Wolff waren dessen pubertierende Töchter und ihr Schönheitswahn, ihre Shoppingtouren und der erste Freund.

„15 Jahre Comedy Slam in Trier bedeutet 15 Jahre Comedy Slam in Deutschland“, sagt Peter Stablo vom ausrichtenden Verein Kultur Raum Trier, der die Veranstaltung moderiert hat. „Viele, die hier aufgetreten sind, haben anschließend Karriere gemacht, und da sind wir stolz drauf.“

Aufgrund des Jubiläums hat der Verein den Master Comedy Slam auf Vorschlag von OB Leibe erstmals im Theater Trier ausgerichtet. „Es ist für uns ein Experiment. Die Akteure sind sonst nah am Publikum“, sagte er. Es sei aber schön, „dass wir Subkultur im Theater zeigen können.“ Ob sich die neue Location auf das Publikum ausgewirkt hat? Auf die Aufforderung des Moderators, alle Studenten im Publikum sollten aufzeigen, gingen lediglich rund 20 Hände in die Höhe. „Wir haben das älteste Comedy Slam Publikum ever“, war Stablos Folgerung.

Den Besuchern schien der Veranstaltungsort zu gefallen, wie Melanie Breining aus Trier. „Toll, dass man das Theater mal aus anderer Perspektive sieht“, sagt sie. Ihre Begleiterin Julia Hirsch fühlt sich im Theater wohl. „Es ist gut, dass man hier auch Subkultur genießen kann“, sagt sie.

Laurent aus Luxemburg genoss das hohe Niveau der acht Akteure beim Master Comedy Slam. Jedoch tut er sich mit dem Theater als Veranstaltungsort schwer. „Die Kellerstimmung im Mergener Hof gefällt mir besser.“

Die Künstler genossen die Atmosphäre im Theater. „Das Feedback war toll“, sagt Sieger Tobi Freudenthal. Sowohl Akteure als auch die Zuschauer seien „ein guter Mix“ gewesen. Freudenthal: „Man steht da oben und merkt: Da kommt was zurück. Dafür machen wir das.“

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