Geschichte Erlebtes und Bewegtes: Ignaz Bender stellt neues Buch vor

Trier · Ignaz Bender war 31 Jahre lang Kanzler der Universität Trier. Sein einflussreiches hochschulpolitisches Engagement reicht aber viel weiter zurück. Davon und von vielen anderen Dingen erzählt er in einem sehr persönlichen Buch.

 Stationen aus dem Leben des Uni-Kanzlers.

Stationen aus dem Leben des Uni-Kanzlers.

Foto: Arciv Ignaz Bender/Archiv Ignaz Bender

Die Universität Trier wollte ihren 50. Geburtstag in diesem Jahr mit zahlreichen Veranstaltungen und vielen Gästen feiern. Doch die Corona-Pandemie verhindert das. Iganz Bender wäre einer der gefragten Gäste gewesen. Denn wer auf die Geschichte der größten Forschungs- und Lehreinrichtung der Region blickt, kommt an seinem Namen nicht vorbei. Der 1937 in Freiburg im Breisgau geborene Jurist hat auf Verwaltungsebene die Weichen für die Neugründung der Doppeluniversität Kaiserslautern/Trier mit gestellt. Seinen Ruf als Brückenbauer erhielt er nicht zuletzt wegen der Idee, die neue Unibibliothek durch Fußgängerbrücken mit den anderen Gebäuden auf dem Campus zu verbinden.

In dem nun im Deutschen Wissenschafts-Verlag aufgelegten Taschenbuch „Erlebtes und Bewegtes – in Hochschule, Europa und Welt“ ist das allerdings nur ein kleines Detail der teilweise tagebuchartigen Erinnerungen, die mit der Bombardierung von Freiburg am 27. November 1944 beginnen und nach 111 Seiten mit der Schilderung des bis heute andauernden Engagements in der Internationalen Hochschulkonferenz, der Otto Benecke Stiftung und dem Ruanda-Komitee Trier enden.

121 kurze Kapitel geben einen faktenreichen und auch spannenden Einblick in ein bewegtes Leben. Eine komplette Biografie habe er damit nicht verfassen wollen, verrät Bender in seinem kurzen Vorwort. Dazu fehlten die familiären Bezüge. „Es sind „die Begebenheiten, namentlich aus meiner Freiburger Studentenzeit, aufgezeichnet, die mich prägten. Sie mögen erklären, was mich veranlasst, mich für eine besser geordnete Welt einzusetzen.“ Was er sich darunter genau vostellt, hat er vor kurzem in einem anderen Buch niedergeschrieben („Weltordnung – Der Weg zu einer besser geordneten Welt“), das inzwischen auch in englischer Sprache erschienen ist.

Doch zurück zum aktuellen Buch und seinen vielen Einblicken in die Entwicklung des deutschen Hochschulwesens nach dem Zweiten Weltkrieg, die Bender auch 31 Jahre lang – bis zu seiner Verabschiedung im Jahr 2001 als Kanzler der Universität Trier mitgeprägt hat. In den sehr persönlichen Erinnerungen spannt er die Bogen von der Schulzeit zum Studium, vom Studium zum Beruf und von dort bis zum Jetzt. Er erzählt von der Organisation des ersten europäischen Schülerlagers nach dem Weltkrieg, von Begegnungen mit Konrad Adenauer, Ulrike Meinhoff, Hans Filbinger oder Rudolf Dutschke. Er berichtet von seiner Blitzkarriere als Student im Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta) in Bonn und den Erlebnissen im Internationalen Ausschuss der deutschen Studentenschaft in den 1960er Jahren. In jenen auch außenpolitisch äußerst bewegten Jahren führte ihn das unter anderem nach Frankreich, Algerien, Tunesien, Marokko, Rumänien, Ungarn und auf die Britischen Inseln. Es ging darum, die Belange der deutschen Studenten im Ausland zu vertreten. Im Auftrag deutscher und europäischer Institutionen war er auch am Aufbau eines demokratischen Hochschulwesens in der Mongolei und Kasachstan beteiligt.

In Bonn bewahrte der junge Ignaz Bender die Studentenzeitung ebenso vor dem Untergang wie später an der Universität Freiburg. Wer nachvollziehen will, wie bewegt das Studierendenleben in den 1968er Jahren war, findet in den Schilderungen des Autors authentische Zeitberichte.

Aber natürlich darf in solch einer Bilanz eines Lebens an, mit und für die Hochschule nicht die Zeit der Trierer Universitätsgründung fehlen. Denn nach dem Staatsexamen und der Mitarbeit beim Kultusministerium Baden-Württemberg sowie als Assistent des Rektors der Universität Konstanz war Ignaz Bender 1969 Leiter einer Sonderdienststelle zur Gründung der Doppeluniversität Trier-Kaiserslautern im Jahr 1970, die fünf Jahre später zu zwei eigenständigen Einrichtungen führte. Das Konzept zur zentralen Verwaltung stammt aus seiner Feder.

„Eine Universität verwalten, so mein Credo, bedeutete, dafür zu sorgen, dass diejenigen, die studieren, lehren und forschen, dafür möglichst optimale Bedingungen vorfinden.“ So beschreibt der Autor das Credo für seine 31-jährige Wirkenszeit als Uni-Kanzler. Doch auch im Ruhestand bleibt der Jurist aktiv. Seit 1989 bis heute ist er Präsident der Internationalen Hochschulkonferenz (International Conference on Higher Education ICHE).

 Buch

Buch

Foto: Rainer Neubert

„Erlebtes und Bewegtes – in Hochschule, Europa und Welt“,
ISBN978-3-86888-154-7,
Deutscher Wissenschaftsverlag,
18,95 Euro.

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