Triers Warenhäuser bleiben bestehen „Jubel wie beim Eintracht-Klassenerhalt“ – So reagieren Galeria-Kaufhof-Mitarbeiter auf die Nachricht

Trier · Der Montag stürzte Trier in ein Wechselbad der Gefühle. Muss eines der Kaufhof-Warenhäuser – oder vielleicht sogar beide – schließen? Doch trotz großer Erleichterung über den Erhalt: Es bleiben Sorgen.

 Sale ja, aber kein Final Sale (Räumungsverkauf): Die beiden Trierer Galeria-Warenhäuser (hier die Filiale Fleischstraße) bleiben  erhalten.

Sale ja, aber kein Final Sale (Räumungsverkauf): Die beiden Trierer Galeria-Warenhäuser (hier die Filiale Fleischstraße) bleiben  erhalten.

Foto: Roland Morgen

Es war am frühen Nachmittag, als Michael Trittermann, Geschäftsführer der Galeria Fleischstraße, und seine Amtskollegin Sabine Clabbers von der Galeria Simeonstraße ihre Teams zu einer spontanen Personalversammlung baten. Beide Häuser schlossen dazu kurzfristig ihre Türen, und niemand möchte in der Haut der Beschäftigten gesteckt haben. „Ich fühlte mich wie beim Gang zum Schafott“, beschreibt eine Mitarbeiterin ihre Gefühlslage bis dahin. „Denn irgendwie hatten wir alle das Worst-Case-Szenario vor Augen: Beide Häuser müssen schließen – und wenn ‚nur‘ eins, dann bestimmt unseres.“

Doch statt der erwarteten „Horrornachricht“ gab es genau das Gegenteil: „Als Frau Clabbers mit strahlendem Gesicht reinkam, löste sich die Anspannung. Und als sie dann verkündete ‚Wir machen weiter! Beide!‘, da brach ein Jubel aus, als hätte die Eintracht auf den allerletzten Drücker den Abstieg verhindert“, beschreibt ein männlicher Kollege.

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Kaufhof Galeria bleibt in Trier – Das sagen Einzelhändler und Kunden zu der Entscheidung

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Große Erleichterung bei den Mitarbeitern von Galeria Kaufhof

Beide Trierer Galeria-Warenhäuser, die früher unter Kaufhof firmierten, gerettet – die „frohe Botschaft“ sprach sich in Windeseile herum, und sie löste allenthalben große Erleichterung aus. Auch bei der Kundschaft. „Ich kaufe immer sehr gerne in den Trierer Kaufhäusern ein. Vor allem Klamotten“, sagt die 14-jährige Schülerin Angelina Fries aus Konz. „Ich bin froh, dass ich das auch weiterhin tun kann und dass die Leute ihre Jobs behalten.“

Der Mann hinterm Brezelbäcker Ditsch-Tresen in der Fleischstraße reagiert auf die TV-Frage nach seiner Meinung zum Thema mit einem nonverbalen Statement: breites Lächeln und beide Daumen hoch.

Viele der Galeria-Angestellten müssen erst sacken lassen, dass nicht das befürchtete „Horrorszenario“ eintritt. „Heute Morgen habe ich mich vor meinem geistigen Auge bereits auf der Straße gesehen“, gesteht eine Mitarbeiterin aus der Fleischstraße. „Ich bin keine zwanzig mehr, und ich weiß nicht, ob ich woanders noch einmal beruflich Fuß fassen könnte.“ Und jetzt? „Tief durchatmen und realisieren, dass ich mir nun erst mal keine existenziellen Sorgen mehr machen muss.“

Andere Beschäftigte sind trotz der guten Nachricht „auch irgendwie wütend. Tausende Kolleginnen und Kollegen aus anderen Filialen stehen vor den Trümmern ihrer beruflichen Existenz. Und wir alle haben keine Schuld daran, dass der Konzern so in Schieflage geraten ist.“

Winfried Gerhard (72) aus Konz-Könen pflichtet bei: „Ich war vom 1. April 1965 bis 1. September 2012 bei Galeria Kaufhof beschäftigt, inklusive Ausbildung. In dieser Zeit kamen immer wieder sogenannte ‚Umstrukturierungsmaßnahmen‘, die unnötig Unruhe stifteten, zumal viele davon absolut nicht nachvollziehbar waren. Ich habe immer das Gefühl, dass die gute Basisarbeit des Personals, das ja nah an den Kunden ist, einfach nicht beachtet wurde, geschweige denn gewürdigt. Aber nun freue ich mich erst mal riesig, dass der Kelch der Schließung an Trier vorbeigegangen ist.“

Was eine Triererin kritisiert

Während viele vom TV Befragte verständlicherweise ihre Namen nicht öffentlich genannt wissen möchten, will eine etwa 50-jährige Triererin aus einem völlig anderen Grund anonym bleiben: „Ich bin in der Stadt nicht ganz unbekannt und möchte mich nicht unnötig kom­plett unbeliebt machen, aber meine Meinung können Sie gerne schreiben: Mich sehen die Warenhäuser meiner Heimatstadt erst wieder als Kundin, wenn die beiden Bruchbuden endlich mal gründlich saniert worden sind. Ich glaube, da müssten jeweils Millionen reingesteckt werden, um sie auf Vordermann zu bringen.“

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