Polizei Immer mehr Menschen in der Region Trier stellen Strafanzeige per Mausklick

Trier/Mainz · Bei der Online-Wache in Rheinland-Pfalz gingen im ersten Jahr mehr als 900 Fälle aus dem Raum Trier ein. Nutzer sollen bald auch Unterlagen und Bilder hochladen können.

Immer mehr Menschen in der Region Trier stellen Strafanzeige per Mausklick
Foto: dpa/Arne Dedert

Eine 39-jährige Frau meldete den Missbrauch ihrer persönlichen Daten online, weil Unbekannte versucht hatten, Überweisungen von ihrem Konto zu tätigen. Ein 64-jähriger Mann erstattete Anzeige per Mausklick, als er Kratzer am eigenen Motorroller entdeckte. Und ein 25-Jähriger zeigte einen Betrug an, weil das Smartphone nie bei ihm landete, das er auf einem Internetportal gekauft hatte.

Die Online-Wache der rheinland-pfälzischen Polizei stößt auf eine immer größere Nachfrage bei Bürgern.

Im ersten halben Jahr gingen über das Internetportal mehr als 6500 Anzeigen und Hinweise ein, teilt das Landeskriminalamt (LKA) mit. 902 Fälle meldeten Menschen davon aus der Region Trier. Anzeige erstatteten sie vor allem wegen Betrugs, Sachbeschädigung und Diebstahls.

Das Landeskriminalamt erlebt einen regelrechten Anstieg an Online-Anzeigen von Bürgern. 40 Vorgänge verzeichne die Wache momentan pro Tag, wo es zum Start noch 27 gewesen seien. „Das Serviceangebot wird vom Jugendlichen bis zum Senior genutzt“, sagt eine LKA-Sprecherin.

Rheinland-Pfälzer und Saarländer können auf dem Portal, das beim LKA angedockt ist, seit Dezember Strafanzeigen erstatten. Dafür müssen sie nicht mehr zur Polizei gehen. Die Gefahr eines Missbrauchs, den Kritiker befürchtet hatten, teilt die Behörde nicht. Es seien nur „sehr wenige Fälle“ bekannt, in denen Anzeigen-Erstatter falsche Personalien angegeben hätten. Innenminister Roger Lewentz (SPD) sagt: „Es ist gelungen, ein bürgerfreundliches, barrierefreies, gut bedienbares und leicht verständliches Onlinetool anzubieten, das zugleich die Anforderungen an die polizeiliche Sachbearbeitung und das Strafverfahren erfüllt.“

Die Zugriffszahlen zeigten, dass die Anwendung von der Bevölkerung gut angenommen werde.

Polizei-Gewerkschaften bleiben dagegen bei Vorbehalten gegen das Portal. Christian Soulier, Landeschef vom Bund der Kriminalbeamten, warnt, die Online-Wache ersetze nicht die Notruf-Nummern 110 und 112. Um Anzeigen zu erstatten, sei das Portal ein guter Weg.

Bürger müssten aber die Chance haben, auf der Seite auch Unterlagen und Bilder hochladen zu können. „Aus Bürgersicht ist es unbefriedigend, bislang keine Dokumente verschicken zu können“, sagt Sabrina Kunz, Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP).

Das LKA kündigt an, an einer solchen Möglichkeit zu arbeiten. Kunz fordert auch mehr Personal für die Online-Wache und kritisiert unnötigen Aufwand. Es sei umständlich, dass Beschwerden und Anzeigen über Mitarbeiter des Internet-Portals ausgewertet und dann zurück an die Dienststellen gegeben würden, die Bürger dann kontaktieren und einladen.

Rheinland-Pfalz und das Saarland gehören zu den letzten Bundesländern, die eine Online-Wache eingeführt haben. Brandenburg bot vor 15 Jahren als erstes Land eine Anzeige via Internet an. Nur Thüringen verzichtet bislang auf die virtuelle Polizeistation.

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