Musik wie ein Regenbogen

Schweich · Quadro Nuevo hat im Bürgerzentrum Schweich sein neues Programm "End of the Rainbow" vorgestellt und damit rund 220 Besucher verzaubert. Das unter anderem mit zwei Echo-Preisen ausgezeichnete Instrumentalquartett brillierte mit zu Klangpoesie verdichteter Weltmusik aus Tango, Klezmer, Chanson und anderen Stilen.

 Evelyn Huber verleiht mit ihrem Spiel der Harfe eine ganz eigene Persönlichkeit, während sie von D.D. Lowka auf dem Kontrabass und an den Rhythmusinstrumenten begleitet wird. TV-Foto: Anke Emmerling

Evelyn Huber verleiht mit ihrem Spiel der Harfe eine ganz eigene Persönlichkeit, während sie von D.D. Lowka auf dem Kontrabass und an den Rhythmusinstrumenten begleitet wird. TV-Foto: Anke Emmerling

Schweich. Etliche der 220 Besucher im Bürgerzentrum Schweich haben Quadro Nuevo schon bei Auftritten in Saarburg erlebt, viele haben längere Anfahrten auf sich genommen, um sie wiederzusehen. "Für die würde ich überall hinreisen", sagt eine Zuschauerin aus dem Raum Köln zu ihrem Sitznachbarn.
Kein Wunder, die Musik des Quartetts bietet etwas, das in einer von Ratio, Technik und Kommerz bestimmten Welt oft vernachlässigt wird, Zugang zu Gefühlen, Sehnsüchten und Träumen. So auch im neuen Programm, das auf Tonträger mit großem Orchester eingespielt, auf der Bühne aber in intimen Arrangements zu hören ist.
Die Bearbeitung des Charles-Trenet-Chansons "Que reste-t-il de nos Amour" von 1940 und die Eigenkomposition "Canzone de la Strada" zum Auftakt deuten das Spektrum des an diesem Abend leuchtenden musikalischen Regenbogens an. Es changiert zwischen Wehmut, Dramatik und tänzerischer Leichtigkeit.
Blick zu den Sternen


Das ist schon thematisch bedingt, geht es doch um den traurigen Blick eines im Ghetto dem Untergang geweihten jungen Juden in die Sterne, um eine fantastische "Reise nach Batumi", ein gefahrvolles mittelalterliches Abenteuer "Aventure", die Begegnung mit einer energischen italienischen Wirtin in "Locanda del Sole", das feurige Gewürz "Paprika" oder erotisches Knistern im Tango "Oblivion". Entscheidend dafür, dass Bilder geschaffen, Geschichten erzählt und damit Gefühle freigesetzt werden, aber ist die virtuose Ausgestaltung.
Als Profis, die je zwei bis sechs teils exotische Instrumente spielen, kreieren Mulo Francel (Saxofone, Klarinetten, Mandoline), D.D. Lowka (Kontrabass, Perkussion), Andreas Hinterseher (Akkordeon, Bandoneon, Vibrandoneon) und Evelyn Huber (Harfe, Salterio) immer neue warmfarbige Klangkosmen.
Da trifft rauchiges Saxofon auf melancholisches Akkordeon, gezupfter Bass auf metallisch hämmerndes Salterio. Überragend ist, wie unter Evelyn Hubers flinken Händen die Harfe zu einer Persönlichkeit erwacht, die rhythmisch kratzend und schnarrend oder melodisch singend, schwingend und klimpernd dramaturgische Regie führt. Das geht genauso über Grenzen wie die musikalische Stilistik.
Die Gruppe verarbeitet und vereint Einflüsse aus aller Welt, Klezmer, argentinischen Tango, lateinamerikanische oder asiatisch anmutende Rhythmen finden zusammen. Was da so charmant und auch mit Witz präsentiert wird, ist Poesie pur. Die lässt niemanden kalt, rührt an tiefen Sehnsüchten, weckt Fernweh und Freude. Stehende Ovationen sind der Dank. Wer das Konzert verpasst hat, kann Quadro Nuevo am 30. August auf der Burg in Saarburg erleben. Das nächste von Station K veranstaltete Weltmusik-Konzert in Schweich führt am 25. Mai erneut die schon 2011 gefeierte mongolische Gruppe Huun-Huur-Tu in die ehemalige Synagoge.

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