Kultur Leben und kämpfen wie die alten Römer

Trier · Trier – blühende Metropole in Deutschlands Westen im 21. Jahrhundert. Ganz Trier? Nein – ein beträchtlicher Bereich bei den geschichtsträchtigen Kaiserthermen befindet sich fest in der Hand der Römer. Hier lebt die Antike! Zumindest zwei Tage lang, denn Trier hat zum Römerfest geladen.

 Faszinierender Blick in die Antike: Die römische Legion marschiert auf. Bei den Kaiserthermen fand das vierte Römerfest statt.

Faszinierender Blick in die Antike: Die römische Legion marschiert auf. Bei den Kaiserthermen fand das vierte Römerfest statt.

Foto: tv/Dorothee Quaré

An den Kaiserthermen bekommt man den Eindruck, in einen Historienfilm geraten zu sein. Da wallen die römischen Gewänder und blinken die prächtigen Helme der Legionäre. Die einfachen braunen Soldatenzelte kontrastieren mit den hellen Tüchern der Stände, an denen es römisches Leben zu entdecken gibt. Bereits zum vierten Mal veranstaltet die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) das Römerfest.

Gerade finden Gladiatorenkämpfe statt. Die versammelte Zuschauermenge erfährt dabei Wissenswertes zum Thema. So haben die Gladiatoren zusammen gelebt und waren daher oft befreundet. Wenn aber der Kampf anstand, wurde der Freund zum bloßen Gegner. Helios aus Thrakien ringt mit Aeneas aus Confluentia – Koblenz. Der schlanke Cerberos gegen den mächtigen Draco. Alle in jeweils unterschiedlicher Kampfmontur. Was damals bitterer Ernst war und zu Millionen Toten führte, ist hier und heute ein toller Spaß und wird begeistert beklatscht. Der unterlegene Gegner bekommt vom Publikum einen gnädigen Daumen hoch – vita statt mors. Später laden die Gladiatoren zur Kinderanimation – die passende Kampfausrüstung kann natürlich auch erworben werden.

Wer es weniger martialisch möchte, kann etwa bei Maria Castka aus Speyer seine eigene Creme herstellen und dafür aus rund 30 edlen Düften wählen. Auch bei Klaus dem Schmied, im realen Leben Museumsleiter in Oberschwaben, darf der Nachwuchs Hand anlegen. Mit zwei großen Blasebälgen facht er die Esse an.

Nun darf Levi (7) mit dem Hammer das glühende Eisenstück flach schlagen. „Ich finde es toll, dass die Kinder hier so viel machen können“, sagt sein Vater Marc Schneider aus Oberbillig: Edelsteine schleifen, Knochenstücke feilen, Halsketten herstellen. Doch auch für Erwachsene lohne sich der Besuch des Römerfests. „Beim Aufmarsch der Legionäre zum Beispiel wurde vieles dazu erklärt. Faszinierend finde ich auch, wie damals schon Tinte hergestellt wurde.“

Mirjam Walter aus Filzen, die mit ihrer Familie die Schneiders begleitet, stellt fest: „Meine Kinder sind vom Gesamtpaket begeistert.“ Sie selber fasziniert der detaillierte Einblick in römisches Leben. „Die Leute übernachten ja auch hier in den Zelten“, stellt sie anerkennend fest.

Wie für Klaus, den Schmied, ist die Teilnahme am Römerfest auch für die Archäologin und Museumsleiterin Britta Hallmann-Preuß aus Bad Dürkheim ein liebgewonnenes Hobby. In ihrer „Schola Romana“ erklärt sie antikes Schülerleben; Kinder dürfen ihren Namen auf Wachstafeln ritzen. „Vor allem in Städten und im Umfeld römischer Kastelle konnte damals fast jeder lesen und schreiben“, sagt sie. In Trier ist sie immer wieder gerne: „Es ist herrlich hier, und das Publikum ist sehr interessiert.“

 Bei den Gladiatorenkämpfen geht es auch hier nicht ganz zimperlich zu - allerdings nicht ohne Spaßfaktor.

Bei den Gladiatorenkämpfen geht es auch hier nicht ganz zimperlich zu - allerdings nicht ohne Spaßfaktor.

Foto: TV/Dorothee Quaré

Am späten Samstagnachmittag blickt Ursula Geiben von der GDKE auf einen erfolgreichen ersten Tag zurück: „Das Wetter stimmt, die Gäste sind glücklich – wir auch!“

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