Schüler, Lehrer und Eltern schlagen Alarm: Gravierende Mängel!

Schweich · In der Schweicher Grundschule am Bodenländchen wird nicht nur der Raum knapp, jüngst hat eine Ratte in der Schultoilette für Aufregung gesorgt. "Es reicht, es muss dringend etwas passieren", sagen Eltern und Lehrer. Denn mit der Ratte im WC häufen sich die Vorfälle: Erst kürzlich war eine Fensterscheibe aus einer maroden Halterung beim Öffnen ins Klassenzimmer gefallen.

Schweich. "Das war ekelhaft", sagt eine Erstklässlerin, die namentlich nicht genannt werden möchte. "Ratten können doch Krankheiten übertragen", fügt das Mädchen hinzu. Ihre Freundin habe das tote Tier beim Gang zur Schultoilette entdeckt und danach sofort die Lehrerin informiert. "Das stimmt", sagt die dienstälteste Lehrerin Maria-Aurelia Hofmann auf TV-Anfrage. Sie vertritt die Schulleiterin, die sich derzeit fortbildet. Eine Kollegin habe die Ratte dann entsorgt, sagt Hofmann weiter. "Allen Beteiligten ist bewusst, dass hier zügig etwas geschehen muss. Die Vorkommnisse summieren sich", betont die Pädagogin. Damit spielt sie auf die erst kürzlich zerbrochene Fensterscheibe an: Die schwere Scheibe hatte sich beim Öffnen aus dem maroden Kitt gelöst und war auf Tischen und Bänken zerschellt. "Es ist nur einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass sich gerade keine Kinder in diesem Teil des Raums befanden", hatte Alexander Hilker, ein besorgter Vater, in einem Leserbrief (TV vom 8. September) geäußert.
Auch der Zustand der Toiletten sei immer wieder Thema in Gesprächen mit seinen beiden Kindern. "Sie sprechen von einem ekelerregenden Ort, und dass sie den Gang zur Toilette lieber vermeiden", sagte Hilker gegenüber unserer Zeitung. Das kennt auch Ralf Krämer, stellvertretender Schulelternsprecher, von seinem Nachwuchs.
Firma untersucht Kanal



Auf den Vorfall mit der Ratte hat der Träger, die Verbandsgemeinde (VG) Schweich, reagiert: "Eine Fachfirma untersucht die Kanalleitung von der Toilette bis zur öffentlichen Leitung in der Straße, ob nicht in einem toten Winkel Ratten leben", sagte Wolfgang Deutsch, Büroleiter der VG-Verwaltung. An der Sauberkeit auf dem Schulhof könne das Auftauchen des Tieres nicht liegen. "Die Abfallbehälter, wo sich auch Lebensmittel wie weggeworfene Brote oder Obst befinden, werden regelmäßig in kurzen Abständen geleert", sagt Deutsch. Auch die öffentlichen Mülltonnen seien stets verschlossen.
Baulich seien die Toiletten, vor allem die Fliesen und Trennwände, in einem verbesserungswürdigen Zustand, räumt der Büroleiter ein. Die Sanitäreinrichtung, wie WC-Schüsseln und Urinale, hingegen sei neuwertig. Aber er beobachtet ein anderes Problem: Die Toiletten seien zu manchen Zeiten in einem erbarmungswürdigen Zustand - Klopapierrollen in den Anlagen, Urin auf dem Boden. "Es handelt sich bei den Verursachern weder um Lehrpersonal noch um Mitarbeiter der Verwaltung", sagt Deutsch. Auf Beschwerden wegen eines üblen Geruchs hat der Träger reagiert. Deutsch: "Die Fachfirma, die täglich reinigt, benutzt einen anderen, einen sauren Desinfektionsreiniger für die WC-Anlagen."
Und was geschieht, wenn weitere Ratten auftauchen? Deutsch: "Die VG Schweich als Schulträger ist sich ihrer Verantwortung für alle Grundschulen bewusst. Auch wenn diese Verantwortung kostet." Seit rund zwei Jahren lägen fertige Planungen zum Abriss des Toiletten- und Verwaltungsgebäudes und deren Neubau vor.
Doch diese Pläne werden nun durch die Diskussion über einen Schulneubau durchkreuzt. (der TV berichtete). Deutsch: "Bevor keine zukunftsfähige Lösung beschlossen wird, ist es schwierig, Steuergelder in Objekte zu investieren, die eventuell in zwei bis drei Jahren abgerissen werden. Da können nur noch akute Gefahrenstellen beseitigt werden."
Protest beim Stadtfest


Die Geduld mancher Eltern hingegen ist am Ende, und ihre Sorge wächst: "Was soll noch alles passieren?" fragt der Vater einer Erstklässlerin, der anonym bleiben möchte. "Eine Schulklasse wollte am Sonntag den Erntedankumzug nutzen, um auf die maroden Zustände aufmerksam zu machen", sagt Ralf Krämer. Die Kinder hätten als zerborstene Fensterscheiben gehen wollen. Der Umzug fiel wegen eines Umwetters zwar aus, aber einige Kinder nutzten den bunten Nachmittag am Montag zur einer kleinen Demonstration auf der Bühne (der TV berichtete).Meinung

Die Stadt muss handeln
Alle salbungsvollen Politikerworte über die zukunftsweisende Bedeutung der Schul- und Bildungspolitik oder von der "Verantwortung für die kommende Generation" werden am Schweicher Bodenländchen täglich ad absurdum geführt. Eine überfüllte und marode Grundschule, die bald aus allen Nähten platzt - ist dies die Schweicher Antwort auf die politische Verantwortung gegenüber der jüngsten Generation? Mit Vorwürfen gegen die Verbandsgemeinde (VG) als Schulträger wird aber der falsche Hund geprügelt. Die VG würde lieber heute als morgen den Bau einer neuen Grundschule in Angriff nehmen. Doch ein städtisches Grundstück fehlt, und die Verhandlungen mit der Stadt ziehen sich seit Monaten zäh dahin. Daher an dieser Stelle der erneute Appell an die Verantwortlichen der Stadt Schweich: Zur Planung und Finanzierung braucht die VG zunächst ein Grundstück. Bitte handeln, die Zeit drängt! f.knopp@volksfreund.de

307 Kinder besuchen im Schuljahr 2011/2012 die Grundschule am Bodenländchen, davon 155 ganztags. Damit hat die Grundschule ihre räumliche Grenze erreicht. Die Prognose: weiter steigende Schülerzahlen, vorwiegend aufgrund der Zuzüge junger Familien ins Neubaugebiet Ermesgraben. Die Verbandsgemeinde Schweich als Träger weiß um das Problem, und ein Schulneubau ist schon im Grundsatz beschlossen (der TV berichtete). Das Problem: Das Grundstück fehlt. Der Schweicher Stadtrat hatte im Oktober 2010 die Bitte der VG abgelehnt, ein Grundstück anzubieten. Die Begründung lautete, man wolle den alten Standort erhalten. Auch fast ein Jahr später ist ungewiss, wie es weitergehen wird. In der jüngsten Sitzung des Verbandsgemeinderates wurde der Kauf von zwei mobilen Klassenräumen (Containern) beschlossen, um die Raumnot in der an "Altersschwäche" leidenden Schule zu beseitigen. kat

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