Trierer Firma räumt brandgefährliche Halle

Immer wieder haben beim Trierer Abfallentsorger Steil Müllberge Feuer gefangen. Nun hat Geschäftsführer Christian Satlow reagiert.

 Rund 25.000 Tonnen Abfall lagern auf dem Gelände der Firma Steil im Trierer Hafen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Rund 25.000 Tonnen Abfall lagern auf dem Gelände der Firma Steil im Trierer Hafen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Ganz so klein, wie Steil-Geschäftsführer Christian Satlow es gerne darstellen würde, kann der Brand nicht gewesen sein. Schließlich war die Feuerwehr von Anwohnern der Kenner Ley gerufen worden. Die Rauchsäule, die aus der Lagerhalle der Firma Steil im Trie?rer Hafen am Sonntagmittag aufgestieg, war also auch vom anderen Moselufer aus gesehen noch so beeindruckend, dass Beobachter die Rettungskräfte alarmierten.
Das Feuer war das fünfte innerhalb eines Monats auf dem Steil-Firmengelände. Und das siebte in diesem Jahr. Immer wieder entzünden sich die Müllschnipsel von selbst, die beim Abfallschreddern übrig bleiben, und die in der nach einer Seite hin offenen Halle lagern. Ursache sind chemische Oxidationsprozesse, bei denen Hitze entsteht, die ausreicht, die mit organischen Stoffen durchsetzten Abfallreste zu entflammen (der TV berichtete mehrfach). Bislang waren die Brände mehr oder weniger von der Firma Steil und auch von der zuständigen Aufsichtsbehörde, der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, hingenommen worden.
Am Montag, nach dem fünften Brand in Folge, standen die SGD-Mitarbeiter allerdings bei Steil-Geschäftsführer Satlow auf der Matte. Die "auffällige Häufung von Bränden" sei "nicht tolerabel", teilte die Behörde auf TV-Nachfrage mit.Geschäftsführer Satlow reagierte prompt: "Ich habe die kompletten Schredderrückstände, die noch in der Halle lagerten, abtransportieren lassen", erklärt er. Keine Schredderhalden, keine Brandgefahr, lautet die logische Formel, an die Satlow sich auch künftig halten will.
Der Bürgerverein Pfalzel hatte schon vor dem jüngsten Brand bei der SGD Nord Beschwerde eingelegt. "Durch die ständigen Brände geraten Giftstoffe in die Luft", befürchtet Vereinsvorsitzender Hans-Jürgen Wirtz. Tatsächlich war 2012 bei einer Luftmessung im Trierer Hafen einen Dioxinwert "oberhalb des Orientierungswertes für Immissionsschutz" gemessen worden. Zu "nicht hinnehmbaren Beeinträchtigungen" oder "unvertretbaren Risiken" führe die gemessene Giftstoffmenge allerdings nicht, teilte die SGD Nord dem Bürgerverein im März 2016 mit. Eine neuerliche Messung der Dioxinwerte gab es seitdem nicht mehr. "Dabei sind Schwelbrände zwischen 300 und 600 Grad, wie sie bei solchen Selbstentzündungen in kunststoffhaltigen Abfallhalden entstehen, eine wahre Brutstätte für die Entstehung von Dioxinen", sagt Wirtz, der sich mit der Thematik seit Jahren auseinandersetzt.
Nicht nur die bis dato in der Halle gelagerten Schredderrückstände seien ein Problem, behauptet Witz. "Auf dem Steil-Firmengelände sammeln sich mittlerweile auch riesige Abfallpakete mit offenbar hohem Plastikanteil. Der Geruch, den diese Berge verströmen, erinnert jedenfalls an den Gestank, den wir in der Vergangenheit stets der Firma Eu-Rec angelastet haben", sagt Wirtz. Der benachbarte Abfallverwerter Eu-Rec verarbeitet Folien aus den Inhalten der Gelben-Sack-Wertstoffsammlung. Nach jahrelangen Anwohnerprotesten wegen des Gestanks, der insbesondere beim Reinigen der Folien entsteht, verwendet die Firma seit vorigem Sommer nur noch vorgewaschenes Material.
Bei der SGD Nord sind seitdem keine Anwohnerbeschwerden mehr eingegangen über Gestank, der vom Industriegelände ins nahe Wohngebiet wabert. "Die Abfallpakete, die wir unter freiem Himmel lagern, sehen ohnehin nur so aus, als enthalten sie viel Plastik. Tatsächlich handelt es sich dabei allerdings um vorrangig metall- und eisenhaltiges Material - so, wie wir es schon immer hier weiterverarbeiten", betont Satlow. Neuer Kindergarten neben Industriegebiet

Die Stadt plant, den wegen Bauschäden geschlossenen Pfalzeler Kindergarten in der Hans-Adamy-Straße neu zu bauen - nur rund 800 Meter vom Industriegebiet Trierer Hafen entfernt (der TV berichtete mehrfach). Steil-Geschäftsführer Satlow hat Einspruch gegen den geplanten Neubau erhoben: "Bei Betrieben, die Abfall verarbeiten, kommt es immer zu Lärm und anderen Emissionen. Das Konfliktpotenzial hinsichtlich eines Kindergartenneubaus in 800 Metern Entfernung ist groß - auch im Blick auf potenzielle Erweiterungsmöglichkeiten der Betriebe im Trierer Hafen." Kommentar
Christiane Wolff

Späte ReaktionDie brandgefährliche Lagerhalle auf dem Steil-Gelände ist nun also leergeräumt. Endlich. Schließlich hat die Feuerwehr Besseres zu tun, als wegen der immer gleichen Ursache regelmäßig zur immer gleichen Firma auszurücken - auf Kosten des Steuerzahlers übrigens. Dabei hatte es schon im Sommer 2016 etliche Male auf dem Steil-Gelände gebrannt. Trotz verstärkten Wachdienstes, kleinerer Müllberge und Thermokameras, die entstehende Schwelbrände rechtzeitig bemerken sollten. Die einzige wirkungsvolle Maßnahme - bei heißen Sommertemperaturen eben nicht tonnenweise leicht entzündliches Material zu lagern - hat Geschäftsführer Satlow erst ergriffen, als der öffentliche Druck durch die Berichterstattung im TV und die Beschwerden des Bürgervereins Pfalzel größer wurde. Eine Eskalation des Problems hätte Pfalzel auch nach dem jahrelangen und endlich beendeten Eu-Rec-Streit nicht gebrauchen können.c.wolff@volksfreund.de

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