"Wir sind haarscharf an einer Katastrophe vorbeigeschrammt"

Mehring · Weshalb hat es in der Mehringer Kirchstraße und der Schulstraße gebrannt? Diese Frage bewegt viele Menschen in der Moselgemeinde. Nach einer ersten Schätzung liegt die Schadenshöhe bei rund 450 000 Euro. Die Kriminalpolizei hat inzwischen die Ermittlungen aufgenommen. Ergebnisse lagen am Sonntag noch nicht vor.

 Die Feuerwehr hat am Samstag stündlich Ausschau nach neuen Brandnestern gehalten. TV-Fotos (3): Katja Bernardy

Die Feuerwehr hat am Samstag stündlich Ausschau nach neuen Brandnestern gehalten. TV-Fotos (3): Katja Bernardy

Foto: Katja Bernardy (kat) ("TV-Upload Bernardy"

Mehring. Es riecht verkohlt in der Kirchstraße in Mehring. Vor der Pfarrkirche stehen Menschen zusammen, sie haben nur ein Gesprächsthema: der Großbrand vom Freitagabend. "Wir sind haarscharf an einer Katastrophe vorbeigeschrammt", sagt ein Mehringer, der nur ein paar Meter weiter von den Häusern wohnt, die in Brand geraten waren. Von seinem Balkon aus hätten auch einige Feuerwehrleute die bedrohlichen Flammen bekämpft. "Die Ohnmacht war das Schlimmste", sagt der ältere Herr.
Gegen 20 Uhr war am Freitagabend offenbar im Dachstuhl eines Wohnhauses mit großer Scheune in der Schulstraße ein Feuer ausgebrochen (der TV berichtete). Die Bewohnerin dieses Hauses konnte sich rechtzeitig in Sicherheit bringen, weil laut Polizei ein Spaziergänger das Feuer bemerkt und Alarm geschlagen hatte.Auch Pfarrheim geräumt


Die Flammen griffen auf die Dachstühle zwei älterer und unbewohnter Nachbarhäuser in der Kirchstraße über. Diese liegen direkt neben dem Medardushaus, dem Pfarrheim der katholischen Kirchengemeinde. Pastor Michael Meiser saß mit den Romwallfahrern zu einem Vorbereitungstreffen im Medardushaus, als gegen 20.15 Uhr plötzlich draußen jemand "Feuer, Feuer" geschrien hat. "Wir liefen raus und sahen, wie die Flammen aus dem Dach des Nachbarhauses schlugen", sagt der Geistliche. "Welch\' ein Glück, dass es nicht windig war", fügt er hinzu. Der alte Ortskern in unmittelbarer Nähe der Pfarrkirche ist sehr eng bebaut. "Wahnsinn" findet er den Einsatz der Feuerwehrleute. Denn sie haben noch Schlimmeres verhindern können.
Die Wandtemperatur des Medardushauses habe zeitweise 160 Grad betragen, sagt Alexander Loskyll, Wehrleiter der Verbandsgemeinde (VG) Schweich. Er hat den Einsatz in Mehring, an dem rund 200 Feuerwehrleute, Rettungskräfte und Polizisten beteiligt waren (siehe Extra), geleitet. Nur drei Stunden hat er Freitagnacht geschlafen. Auch am Tag nach dem Großfeuer organisiert er die noch anstehenden Arbeiten: Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Mehring etwa machen stündlich eine sogenannte Brandschau. Das ist eine vorsorgliche Maßnahme, damit eine Brand- oder Explosionsgefahr direkt erkannt werden kann. "Aber wir sehen keine Gefahr", sagt der VG-Wehrleiter.
Am Samstagmittag alarmiert Loskyll Tim Hartmann, Leiter des Gefahrstoffzugs des Landkreises Trier-Saarburg. Im Haus in der Kirchstraße müssen 5000 Liter Heizöl abgepumpt werden. Hartmann kommt nach Mehring. "Es besteht keine akute Gefahr", entscheidet er und beauftragt eine Fachenfirma. Auch Arbeiten an Stromleitungen sind notwendig. "Zeitweise waren 30 Haushalte ohne Strom", sagt Loskyll.Häuser ohne Strom und Wasser


Ebenso war die Wasserversorgung am Freitagabend teils problematisch. "Die Vielzahl der Pumpen überforderten das Wassernetz", erklärt Loskyll. Damit den Feuerwehrleuten durchweg genügend Wasser zur Verfügung stand, wurden Schläuche über die Bundesstraße bis zur mehrere Hundert Meter entfernten Mosel verlegt. Die B 53 war bei Mehring wegen der Löscharbeiten mehrere Stunden voll gesperrt.
Nach Polizeiangaben wurde durch die Löscharbeiten ein weiteres anliegendes Wohnhaus beschädigt. Insgesamt schätzt die Polizei den Sachschaden auf 450 000 Euro. Verletzt wurde niemand. Die Kripo Trier ermittelt nach der Brandursache.
Weitere Bilder im Internet unter der Adresse
www.volksfreund.de/fotosExtra

"Wir sind haarscharf an einer Katastrophe vorbeigeschrammt"
Foto: Katja Bernardy (kat) ("TV-Upload Bernardy"
 Vermutlich in dieser Scheune ist der Brand ausgebrochen (links). Für die Einsatzkräfte war der Brand eine Herausforderung.

Vermutlich in dieser Scheune ist der Brand ausgebrochen (links). Für die Einsatzkräfte war der Brand eine Herausforderung.

Foto: Katja Bernardy (kat) ("TV-Upload Bernardy"

Im Einsatz waren am Freitag und Samstag 206 Kräfte: Die Freiwilligen Feuerwehren: Fell, Föhren, Schweich-Issel, Kasel, Kenn, Kordel, Leiwen, Longuich, Mehring, Riol, Schweich, Landkreis Trier-Saarburg, Trittenheim sowie die Berufsfeuerwehr Trier. Kräfte der Atemschutzwerkstatt, des Deutschen Roten Kreuzes Schweich, Ehrang und Fell sowie der Malteser Föhren, der Feuerwehreinsatzzentrale, der Führungsstaffel und neun Polizisten. (Quelle: Feuerwehr VG Schweich) kat

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