Heimat Bunte, zerbrechliche Kunstwerke aus der Vulkaneifel
Kelberg · In Kelberg (Landkreis Vulkaneifel) erschafft Hans Kaiser seit 40 Jahren Glasbilder. Der Rentner ist zudem begeisterter Läufer.
In Kelberg, in der Straße Auf dem Hermes 9, stapeln sich bunte, zerbrechliche Kunstwerke. Hans Kaiser, passionierter Glaskünstler, hat sie in Kleinarbeit geschaffen. Sein seltenes Hobby ist schon als Kunst zu bezeichnen, denn allen Gegenständen sieht man geschickte Hände und besondere Machart an.
Vor 40 Jahren hat Kaiser mit der „Glasarbeit“ begonnen, und dazu gab es einen besonderen Anlass. „Ich hatte einen Beinbruch und konnte mich kaum bewegen, suchte aber dringend Beschäftigung“, erinnert er sich. „Da hat mir ein Kumpel einen Karton mit kunterbunten Glasscherben übergeben, und es ist mir tatsächlich gelungen, aus den verschiedensten Glasstücken eine ansehnliche Lampe herzustellen.“
Anfangs hat er auch noch viele Tiffany-Werke wie Decken-, Steh-, oder Nachttischlampen gezaubert und erklärt jetzt: „Tiffany ist nicht mehr in, denn chinesische Importware überschwemmt den Markt, aber auch das Interesse ist gänzlich gesunken.“
Und so stehen bunte Reste noch immer auf einem Sortimentstisch. Zuletzt war Kaiser neben anderen Berufen wie Fliesenleger als Hausmeister tätig. Er hat mittlerweile an der Glasfachschule Rheinbach in Nordrhein-Westfalen den Beruf Glas- und Porzellanmaler erlernt – mit erfolgreichem Abschluss 1996. Diese Arbeit ist nun auch zu seiner Lieblingsbeschäfgtigung geworden, bei der er sich gern über die Schulter schauen lässt in seiner geräumigen Werkstatt.
Die betritt er allerdings nur, wenn die Lust und Liebe zu seinem Tun ihn dorthin treiben. „Im Winter werde ich hier öfter auftauchen, wenn es früher dunkel wird“, erklärt er in seinem wohlig warmen Arbeitsraum.
Wieso hat er sich in der Freizeit der Glasmalerei verschrieben? Als Grund überreicht Kaiser uns einen Din-A4-Druck mit aussagekräftigem Inhalt: „Glas ist Zauber, es hat die Kraft, die Welt zu färben. Glas ist der schönste Stein. Es ist Luft, Wasser und Feuer zugleich und der Regenbogen.“ Und der Rentner ergänzt: „Glas ist eben mein Material, mit der Farbe, die es verschönert.“
In seinem Atelier hat sich an den Fenstern, die zu bunten Flächen geworden sind, einiges angesammelt. Wie sakrale Glasabbildungen, Feuerwehrdarstellungen oder die Kelberger Gemeinde- und Verbandsgemeindewappen als Glasmalerei, die zu Jubiläen überreicht werden. Und da ist außerdem zum Beispiel eine runde Restaurationsarbeit für die Kelberger Kapelle Schwarzenberg zu erblicken. Auch für Kapellen in Luxemburg hat der Eifeler schon Aufträge entgegengenommen – farbige Kreuzdarstellungen.
Anstelle der Tiffany-Arbeiten sind heute vor allem Schalen oder Glasformen aus Echtantikglas, Artistaglas oder Bullsayglas gefragt. Bei diesen „Fusingarbeiten“ werden Einzelstücke bei verschiedenen Hitzegraden je nach Glasdicke geschmolzen und fantasievoll zusammengesetzt. „Ich arbeite nach besonderen Kundenwünschen, nach deren Zeichnungen oder Abbildungen oder nach anderen Vorlagen und eigenen Ideen, denen auch ein kunstvolles Feuerwehrfenster entstammt“, erläutert der 70-Jährige und fährt fort: „Wenn etwas im Brennofen ist, wird es spannend. Gelingt das Werk oder entstehen nur Stücke?“ Hier sei besonders darauf zu achten, „dass die Glassorten kompatibel sind, also ist auch Materialkenntnis ein wichtiger Punkt“.
Ja, in der Werkstatt fallen besondere Materialien und Werkzeuge auf: Glas in verschiedenen Stärken mit Glasschneider, Kröselsauger, Malspachtel, ein großes Pinselsortiment, Lötzinn und Lötkolben, Bleiruten in unterschiedlichen Breiten und eben spezielle Glasmalfarben in allen Variationen.
Ob er für die Zukunft noch etwas Besonderes vorhat, wollen wir wissen. „Ja, vielleicht entschließe ich mich in den nächsten Jahren nochmals zu einer Ausstellung“, sagt der Kelberger. Zu seinen Tätigkeiten zählt auch die Scherbenmalerei. Dabei stellt er Figuren und Porträts mit Glasresten dar, allerdings nur uni in dunklen Glasfarben.
Aber er hat noch ein zweites Hobby. „Ich bin begeisterter Läufer und nutze jede Gelegenheit solo oder bei einer Veranstaltung, um mich zu bewegen“, berichtet Kaiser.