Glück Er sorgt für bequemes Schuhwerk bei Pferden

BERENBACH · Hufeisen gelten allgemein als Glückssymbol. Für Hufschmied Thomas Schüller sind es vor allem Hilfsmittel, damit Pferde gesund laufen können.

 Hufschmied Thomas Schüller kümmert sich mit -viel Fachwissen darum, dass Pferde gut laufen können.

Hufschmied Thomas Schüller kümmert sich mit -viel Fachwissen darum, dass Pferde gut laufen können.

Foto: TV/Bernd Schlimpen

Im Eifeldorf Berenbach in der Hauptstraße 16 lebt ein Mann mit zwei seltenen Berufen: Es ist Thomas Schüller, Huforthopäde und staatlich geprüfter Hufschmied. Er ist erblich vorbelastet, denn sein Opa Peter Schüller betrieb früher in Samersbach eine Hufschmiede. Angefangen hat er seine „Laufbahn“ mit der Ausbildung 2001. Berufsbegleitend endete sie 2003 als „Huforthopäde“, der Hufprobleme bei den Pferden bearbeitet und die Gesundpflege übernimmt. 2003 bis 2006 hat er seine Arbeit als Nebengewerbe angemeldet. Anschließend wurde er von 2006 bis 2007 wiederum berufsbegleitend an der Ausbildungsstätte in Höhrgrenzhausen-Sesselbach zum staatlich geprüften Hufsbeschlagschmied ausgebildet.

Der 56-Jährige hat einen Grundsatz und denkt: „Wenn wir uns neue Schuhe kaufen können, sollen auch die Pferde einen ordentlichen Beschlag haben, damit sie schmerzfrei jede Gangart wahrnehmen können!“

Wenn er bei der Arbeit ist und sein Feuer in einem Eisenbehälter entfacht, hört man das Holz knistern, das mit Luftzufuhr auf über 1000 Grad erhitzt wird. Wie bei jedem anderen Schmied erfolgt dann die praktische Arbeit mit Schmiedehammer und Amboss und geschultem Präzisionsauge.

Er denkt dann und wann an die Arbeit in früheren Zeiten, als jeder Dorfschmied auch Beschlagschmied war und Acker- und Zugpferde beschlug in seinem Notklauenpflegestand oder Nothufbeschlagstand, ein berufliches „Muss“, besonders in der Vulkaneifel, wo fast alle Familien noch von der Landwirtschaft lebten und ein Pferd im Stall hatten, bis der Traktorboom um 1950 einsetzte.

Schüller beschlägt heute nur noch eine Art „Nobelpferde“ zum Reiten, Turniersport auf Reiterhöfen oder in Reitschulen. Der Beruf ist nicht mehr „in“, wenige treten hier noch ein Lehre an. Schüller übt sein seltenes Handwerk mit „Liebe zur Arbeit und zum Pferd“ aus, meist in fremden Ställen, in die er von den Pferdebesitzern bestellt wird, im Umkreis von etwa 80 Kilometern. Dorthin fährt er mit seinem extra ausgestatteten Bus, einem „Werkstattwagen“. Dabei ist sein Hut unentbehrlich, eine Art „Talismann“.

Er überträgt seine eigene Ruhe auf dass ihm anvertraute Pferd. Zu seinen vielen Spezialwerkzeugen gehören scharfe Hufmesser, eine große Hufschneidezange, eine rauhe Raspel und ein handlicher Hufhammer neben vielen anderen Arbeitshilfen.

Bereit liegen auch die vielen Hufeisen verschiedener Größe. Neben den klassischen Hufeisen kommen heute auch Kunststoffe, Verbundstoffe oder gar Hufschuhe zum Einsatz. All das ist nötig, um die Hufe des Pferdes optimal und individuell zu versorgen.

Wichtig ist vor allem die „Beurteilung“ des Pferdes, wobei das Pferd dem Hufschmied zuerst vorgeführt werden muss. Anschließend wird der wichtige „Beschlagplan“ erstellt. Die alten Hufeisen werden nun abgenommen; die Hufe werden bearbeitet und gekürzt. Dann wird das Eisen auf dem Feuer so geschmiedet, dass es auf den Huf passt. Für einen Rundumbeschlag benötigt der Fachmann meist eineinhalb Stunden, und dabei sollte der Pferdehalter sein Tier betreuen. Dabei ist die Beschlagperiode bei jedem Pferd fast gleich, denn die Hufe müssen in Zeitabständen von sechs bis neun Wochen gekürzt werden. „Die Hufeisen beziehe ich aus dem Hufbeschlaggroßhandel in verschiedenen Größen, wobei anpassende Arbeiten oder Sonderanfertigungen in Handarbeit hergestellt werden. Dieser Beruf ist körperlich sehr anstrengend, und man muss schon ein Pferdeliebhaber sein, denn beim Beschlag ist es auch schon zu Unfällen gekommen. Wenn man nicht aufpasst, muss man Rippenbrüche hinnehmen, wenn ein Tier unnötig aufgeschreckt wurde“, sagt Schüller. Aber insgesamt verbringt er schöne, abwechslungsreiche Stunden bei der Arbeit, freut sich über gut gelaunte Pferdebesitzer und schmerzfreie Pferde, ein naturverbundener Job am Lebewesen. Einen schwer erfüllbaren Wunsch hat Schüller: „ Die Nachwuchsprobleme müssen behoben werden. Man muss unter den Schulabgängern junge Leute finden, die sich gern mit Pferden beschäftigen und eine außergewöhnliche Lehre absolvieren möchten!“

Aber er kümmert sich nicht nur um die Pferde, sondern stellt wie ein Kunstschmied gekonnt andere Sachen her, da er mit Schmiedehammer, Schmiedepferd und Schmiedeeisen vielfältig umgehen kann. Kunstvolle Gebilde, die sehr bestaunt werden, wie zum Beispiel formgetreue Eisenherzen oder Kerzenständer entstehen dabei.

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