Gerolsteiner schrumpft wie geplant

Der Absatz des Gerolsteiner Brunnens ist auch im vergangenen Jahr zurückgegangen. Das Eifeler Unternehmen verkaufte sechs Millionen Hektoliter Getränke, sieben Prozent weniger als im Vorjahr. Trotzdem herrscht bei den Gerolsteiner-Verantwortlichen keine Katerstimmung.

Gerolstein. Das erlebt man bei der Bekanntgabe von Firmen-Jahreszahlen auch nicht alle Tage: Da verkauft ein Unternehmen (zum dritten Mal in Folge) deutlich weniger als im Vorjahr und spricht danach von einem "Absatz wie geplant". Klingt komisch, aber Axel Dahm, seit knapp anderthalb Jahren Chef des Gerolsteiner Brunnens, meint dies keinesfalls ironisch. Als Dahm die Gerolsteiner-Brücke im September 2008 erklomm, riss er das Ruder ziemlich abrupt herum: Er stoppte millionenschwere Investitionen und verordnete dem Unternehmen eine Rückbesinnung auf alte Tugenden - den klassischen Mineralwassermarkt. Dahms Vorgänger hatten dagegen noch auf starkes Wachstum gesetzt und reihenweise alkoholfreie Erfrischungsgetränke auf den Markt geworfen. Masse statt Klasse.

Unter Dahm ist der einst so erfolgsverwöhnte Brunnen jetzt in einem Konsolidierungsjahr, wie es offiziell heißt. Gemeint ist wohl eine Phase des Gesundschrumpfens. Von daher ist zumindest verständlich, wenn sich die Sorgenfalten bei den Gerolsteiner-Verantwortlichen angesichts des siebenprozentigen Absatzminus in Grenzen halten. Zumal der Umsatz zwar ebenfalls um zwölf Millionen Euro (auf 185 Millionen Euro) zurückging, allerdings weniger stark als nach dem ersten Halbjahr 2009 befürchtet.

Ab dem nächsten Jahr, "allerspätestens ab 2012" sollen laut Axel Dahm sogar beim Brunnen wieder Pluszeichen vor den Absatz- und Umsatzzahlen stehen. Was den Chef optimistisch stimmt: Von den beiden "wertmäßig bedeutsamen" Gerolsteiner-Marken Sprudel und Medium wurde bereits 2009 mehr verkauft als geplant. "Unser Ziel ist es, die Gerolsteiner Qualitätsführerschaft in den Köpfen der Konsumenten fest zu verankern und neue Käufer an die Marke heranzuführen", lautet Dahms Devise für das laufende Geschäftsjahr.

Auch das Auslandsgeschäft will der nach eigenen Angaben führende deutsche Mineralwasser-Exporteur Gerolsteiner ankurbeln. "Wir gehen davon aus, dass in diesem Jahr der japanische Markt unseren bislang stärksten Markt USA überholen wird", sagt Dahm. Das Absatzplus im Japangeschäft lag im vergangenen Jahr bei satten 25 Prozent.

Nach Angaben des Verbands Deutscher Mineralbrunnen (VDM) kaufen die Verbraucher ihren Sprudel immer häufiger beim Discounter. Hauptgrund: "die in der Wirtschaftskrise gewachsene Preissensibilität". Der Gerolsteiner-Chef will dennoch keine Billigwasser auf den Markt und in die Regale bringen: "Wir setzen auf die Hochwertigkeit unserer Produkte und halten uns aus Preisschlachten heraus", sagt Geschäftsführer Axel Dahm.

Die Zahl der Mitarbeiter wurde nach Unternehmensangaben von 760 auf 728 reduziert. Bis 2012 sollen insgesamt 135 Stellen wegfallen. Durch Umsetzungen, Streichen von nicht besetzten Stellen und Altersteilzeitregelungen soll dies "weitgehend sozialverträglich" geschehen (der TV berichtete).

Hauptgesellschafter des Gerolsteiner Brunnens ist mit 51 Prozent die Bitburger Braugruppe. 33 Prozent der Anteile hält die Buse Kohlensäuregruppe aus Bad Hönningen; 16 Prozent sind in privatem Streubesitz.

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