"Wir sind keine Detektive"

Im Interview spricht der Aufsichtsratsvorsitzende der Treveri Basketball AG, Ralph P. Moog, über die sportliche und finanzielle Zukunft des Clubs und darüber, warum er vom derzeit beurlaubten Vorstand Lothar Hermeling ein graphologisches Gutachten verlangt.

 TBB-Aufsichtsrats-Chef Ralph P. Moog. TV-Foto: Andreas Feichtner

TBB-Aufsichtsrats-Chef Ralph P. Moog. TV-Foto: Andreas Feichtner

Trier. (AF) Turbulente Monate liegen hinter der noch jungen Treveri Basketball AG: Hinter den Kulissen gab es beim Trie rer Basketball-Bundesligisten jede Menge Unruhe, die Fluktuation war groß. Mit Ralph P. Moog sprach TV-Redakteur Andreas Feichtner.

Ihr Vorstand Lothar Hermeling hat sich beurlauben lassen. Hintergrund war der Verdacht, dass eine Unterschrift unter einem Vertrag von Ex-Spieler Brian Brown möglicherweise gefälscht wurde. Was haben Sie in diesem Fall ermitteln können?

Ralph P. Moog: Der Stand der Dinge ist, dass wir Lothar Hermeling aufgefordert haben, einen lückenlosen Nachweis zu erbringen, dass er mit den Vorwürfen nichts zu tun hat. Daran arbeitet er gemeinsam mit seinem Anwalt. Ich erwarte als Ergebnis entsprechende Belege - und zwar von der Zeugenaussage bis zu einem graphologischen Gutachten. Das ist seine Aufgabe. Er ist in der Pflicht. Denn er ist vom Vorwurf betroffen und muss schauen, dass er klar kommt.

Das hört sich nicht nach brutalst möglichem Rückhalt vom Aufsichtsrat an …

Moog: Wir müssen als Aufsichtsrat herausfinden, was Sache gewesen ist. Wir sind ja keine Detektive. Lothar Hermeling will mit seinem Anwalt Nachweise erbringen. Wir werden unsererseits einen Anwalt beauftragen, der das entsprechend überprüft und uns dann eine Empfehlung abgibt. Wir wollten uns zuerst auf die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen stützen, aber das wird zu lange dauern. Deshalb müssen wir da vorgreifen.

Das heißt, derzeit übernimmt Sascha Beitzel die Vorstandsarbeit allein?

Moog: Ganz so einfach ist es nicht. Unsere Struktur sieht so aus, dass der Vorstand nur Gesamtvertretungs-Berechtigung hat. Es läuft also nicht wie vorher bei der GmbH, wo der Geschäftsführer die GmbH auch alleine vertreten konnte. Jetzt haben wir das Vier-Augen-Prinzip. Zwei Vorstände müssen also unterschreiben. Das heißt dann: So lange die Beurlaubung im Raum steht, können wir z.B. keine Verträge abschließen, die langfristige Ausgaben begründen. Wir hängen in solchen Dingen etwas in der Luft. Aber das ist eine Sache von zwei oder drei Wochen.

Am Montag beginnt für die TBB die Vorbereitung auf die erste Bundesliga-Saison unter dem Dach der Treveri AG. Wenn Sie zurückblicken: Wie schwer war der Weg dorthin?

Moog: Man muss nur an unsere Ausgangssituation im letzten Jahr denken. Wir hatten damals die Wahl: Entweder sparen wir rigoros - und senken noch in der laufenden Saison die Kosten. Oder wir werden mit großer Wahrscheinlichkeit die Saison nicht zu Ende spielen. Und heute? Da haben wir eine Lizenz für die bevorstehende BBL-Saison, die Saison ist durchfinanziert, und auch die Mannschaft haben wir soweit zusammen. Es war ein mühsamer Weg. Aber über das Ergebnis bin ich froh.

Ihren ersten öffentlichen Auftritt bei der TBB hatten Sie im Dezember 2009 - damals wurde ein sofortiger Sparkurs verkündet, der Auftakt zu unruhigen Monaten. Können Sie ausschließen, dass sich so etwas im Laufe der nächsten Saison wiederholt?

Moog: Man kann bei einer betriebswirtschaftlichen Geschäftsplanung nie kategorisch irgendwas ausschließen. Gewisse Planungsunsicherheiten gibt es immer. Aber ich kann sagen, dass wir heute über ein vernünftiges Eigenkapital verfügen, das wir durch die Aktieneinlagen generieren konnten. Zudem haben wir 90 oder 95 Prozent des Gesamtbudgets bereits über feste Verträge abgesichert. Wir haben eine Zuschauerentwicklung zugrunde gelegt, die relativ konservativ ist - sie orientiert sich am Vorjahr. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit werden wir mit einem kleinen Plus am Ende des Jahres rausgehen.

Als sportliches Ziel geben Sie aus: Mit weniger Geld mehr Erfolg haben wollen - und das mit einem sicher talentierten, aber auch in der Liga reichlich unerfahrenen Team. Wie riskant ist das Projekt?

Moog: Wenn sie eine Mannschaft zu 100 Prozent aus arrivierten BBL-Spielern zusammenstellen, ist das Risiko natürlich deutlich geringer. Ein Risiko ist sicher auch, dass die Mannschaft komplett neu zusammengestellt ist. Aber wo Risiko ist, ist auch Chance. Wir haben die Chance, dass die vielen jungen Spieler - die sehr engagiert und ehrgeizig sind - in Trier zeigen, was sie können. Diese Leute wollen weiterkommen und in der BBL zeigen, was sie draufhaben. Trainer Henrik Rödl wird ihnen die Chance geben und sie entsprechend fördern. Um das Risiko beherrschbarer zu machen, haben wir auch ein gewisses Maß an Erfahrung drin - wie bei George Evans oder Dragan Dojcin.

Welche Rolle spielt heute die TBB GmbH, von der die Treveri Basketball AG die Bundesliga-Lizenz übertragen bekommen hat. Die GmbH hat hohe Verbindlichkeiten. Wie wirkt sich das auf die AG aus?

Moog: Das hat mit der AG insofern zu tun, als dass die AG einen gewissen Kaufpreis an die GmbH gezahlt hat, und dieser Kaufpreis zur Verfügung steht, die Gläubiger zu bedienen. Was im Moment läuft: Wir versuchen, mit allen Gläubigern vergleichsweise zu einer Vereinbarung zu kommen, wie sie an ihr Geld kommen oder zumindest an einen Teil.

Hat die Treveri Basketball AG zum jetzigen Stand Schulden oder Verbindlichkeiten?

Moog: Es gibt einen Zusammenhang zwischen GmbH und AG. Die Altgesellschafter sind auch Inhaber von Aktien und damit entsprechend an der AG beteiligt. Was Verbindlichkeiten angeht: Es gibt eine Teilzahlungs-Vereinbarung zwischen der AG und der GmbH - da geht es um den Kaufpreis für das Übertragen der Lizenz. Der Betrag wird noch bezahlt, das Geld haben wir aber vorliegen.

HINTERGRUND

Zur Person: Der gebürtige Trierer Ralph P. Moog (52) ist Aufsichtsratsvorsitzender der Treveri Basketball AG. Der begeisterte Motor- und Radsportler (Mountainbike) ist verheiratet und hat zwei Söhne. Über seinen Sohn Max kam auch die Leidenschaft für den Basketball. (AF)

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