K.o. in der Nachspielzeit

Trier · So grausam kann Fußball sein. Regionalligist Eintracht Trier hat gegen Borussia Mönchengladbach II eine seiner besten Saison-Halbzeiten geboten — und steht am Ende doch mit leeren Händen da. Trainer Roland Seitz sieht indes trotz einer Etat-Lücke Chancen für Verstärkungen im Winter.

 Kein Durchkommen: Lukas Mössner scheitert per Kopf an Michael Stuckmann (Mitte) und Torwart Janis Blaswich. TV-Foto: Hans Krämer

Kein Durchkommen: Lukas Mössner scheitert per Kopf an Michael Stuckmann (Mitte) und Torwart Janis Blaswich. TV-Foto: Hans Krämer

Trier. Torge Hollmann ist kein Dampfplauderer. Keiner, der verbal überspitzt. Seine Worte sind stets wohl dosiert und überlegt. "Innerlich brodelt es in mir. Es ist amateurhaft, wie wir uns verhalten haben. Wenn wir den Anspruch haben, dass uns niemand von da oben verdrängt, dürfen wir die Partie nicht hergeben", haderte er nach der 1:2-Heimniederlage gegen Borussia Mönchengladbach II. Seine Wut ist nachvollziehbar, denn die Niederlage war unnötig.

In der ersten Halbzeit hatte Trier Chancen, um mit 2:0 oder 3:0 in die Pause zu gehen. Doch es stand "nur" 1:0 (7., Alban Meha traf mit seinem fünften Freistoßtreffer aus 18 Metern Torentfernung). Thomas Kraus (10.), Piero Saccone (12.) oder Hollmann (20.) ließen beste Gelegenheiten aus. Vor allem aber ein schlecht ausgespielter Konter über Meha sorgte für kollektives Haareraufen (siehe Partie kompakt).

Die starken Gäste vom Niederrhein sahen in der zweiten Halbzeit immer mehr Land, auch weil Trier konditionell abbaute. Sie wurden für ihren Willen belohnt. Auch dank Joker Kevin Breuer, der kurz nach seiner Einwechslung mit einem Eckball und einem Freistoß Ausgangspunkt für die Treffer von Fabian Bäcker (84.) und Tim Heubach (90./+1) war. Eintracht-Trainer Roland Seitz: "Nach einer sehr guten ersten Halbzeit haben wir es nicht verstanden, bis zum Ende Power-Fußball zu spielen. Das ist aber auch verständlich. Seit Wochen müssen fast immer dieselben Spieler ans Limit gehen. Gegen Mönchengladbach waren wir zum Schluss mit der Kraft am Ende."

Auch deshalb erhofft sich der 46-Jährige in der Winterpause Verstärkungen. Trotz eines zu stopfenden Lochs in Höhe von rund 220 000 Euro im Gesamt-Etat (der TV berichtete) ist er zuversichtlich, dass neue Akteure den Kader verbreitern werden.

"Ich denke, es ist kein Thema, dass die Etat-Lücke geschlossen wird. Und ein, zwei Spieler für ein halbes Jahr kosten nicht die Welt", sagt Seitz. Angesichts des zuletzt gesunkenen Gehaltsniveaus für Spieler in der dritten und vierten Liga dürften für einen Halbjahres-Vertrag rund 15 000 bis 20 000 Euro veranschlagt werden müssen. Seitz will in dieser Saison aufsteigen - getreu dem Motto "Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen". Er ist vom Potenzial der Mannschaft überzeugt. Und die Konkurrenz aus Münster und Lotte werde auch nicht jedes Spiel gewinnen. Aber er scheint seinen Verbleib in Trier nicht an einen Sprung in die dritte Liga im Sommer 2011 zu knüpfen: "Zielsetzung war, eine Aufbausaison zu spielen. Das darf man nicht vergessen."

Gleichwohl müssen für ihn die Perspektiven stimmen. In diesem Punkt hofft Eintracht-Vorstandsmitglied Harry Thiele, dass das Wissen um ein Loch im Vereins-Etat wachrüttelt: "Es ist erfreulich, dass die Mannschaft oben steht. Wir wollen in den nächsten Wochen potenzielle Geldgeber davon überzeugen, dass es sich lohnt, jetzt den Club zu unterstützen. Damit nicht nur das Loch geschlossen wird, sondern damit wir darüber hinaus die Möglichkeit haben, uns noch im Winter verstärken zu können."

Hintergrund

Comeback von Brand? Da die beiden Co-Trainer Sascha Purket und Rudi Thömmes auch beruflich eingespannt sind, benötigt Eintracht-Trainer Roland Seitz Unterstützung in der Spiel- und SpielerBeobachtung. Vielleicht kann der Verein Eintracht-Urgestein Horst Brand dafür gewinnen. Das Gespräch wird gesucht. Ergebnis: offen. (bl)

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