Wenn Amateurvereine die Welt nicht mehr verstehen

Zehn Vereine des Fußballverbands Rheinland werden keine besinnliche Weihnacht feiern. Am Dienstag wurden sie aus der Verbandszentrale in Koblenz informiert, dass sie Spieler ohne gültige Genehmigung eingesetzt hatten.

Koblenz. (wir) Der Wechsel von Jan Alsbach vom FC Metternich zur SG Mülheim/Kärlich brachte den Stein ins Rollen. Als der aufnehmende Verein eine Spielberechtigung anforderte, stellten die Funktionäre fest, dass er zuvor keine hatte. Der Hintergrund: Ein Vertragsamateur - Alsbach war einer - muss eine neue Spielberechtigung beantragen, wenn er diesen Status verliert.

Jetzt waren die Funktionäre alarmiert, überprüften insgesamt 318 Spieler mit Amateurstatus (der TV berichtete).

Punktabzüge sind am wahrscheinlichsten



Das Resultat: 14 Akteure aus zehn Vereinen haben in dieser oder der vorigen Saison ohne Genehmigung gespielt. "Wir haben nur den Verstoß festgestellt", sagt Herbert Kommer, der Vorsitzender des Verbandsliga-Ausschusses. Die Sanktionen seien Sache der Spruchkammer. Am wahrscheinlichsten sind Punktabzüge. Dann träfe es den FC Metternich am schlimmsten, der mit 40 Punkten Tabellenführer der Bezirksliga Mitte und Aufstiegsaspirant Nummer eins ist.

Aber auch aus der Region Trier sind Vereine betroffen. Wie der SV Ehrang, Teil der SG Ehrang/Pfalzel (Kreisliga B). Lothar Schmitt, langjähriger Vorsitzender des SVE: "Ich kümmere mich um dieses Thema, schließlich hat das Dilemma in meiner Amtszeit begonnen."

Schmitt ist, wie die anderen Betroffenen auch, "ziemlich sauer, weil es hier nur um eine Formalie geht".

Er wundert sich, warum man jetzt auf einmal mit dieser "unlogischen Nummer kommt". Bei der SG beziehen sich die möglichen Sanktionen auf den Spieler Christopher Nospes, der aus Salmrohr kam.

"Wir machen hier alles ehrenamtlich"



"Er ist mit dem dort unterzeichneten Amateurvertrag zu uns gewechselt. Als der Vertrag auslief, blieb Christopher bei uns. Warum soll jemand, der keinen Vereinswechsel vornimmt, eine neue Spielberechtigung benötigen?", lautet die rhetorische Frage. Kommers Antwort: "Das steht so in den Statuten."

Auch Achim Welgen, Vorsitzender des SV Bischofsdhron (Kreisliga C), versteht die Welt nicht mehr: "Wenn du einen Jugendspieler unberechtigt einsetzt, bekommst du sofort eine Strafe von 30 Euro mit der Androhung eines Punktabzugs bei Wiederholung. Hier hörst du erst davon, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist."

Auch der dritte "Sünder" der Region, der SV Hinzerath, Teil der SG Hundheim (Kreisliga B), ist konsterniert. Der Vorsitzende Thomas Eck: "Wir machen hier alles ehrenamtlich, und auf der Gegenseite sitzt eine Armada von Volljuristen. Du bist als kleiner Verein praktisch gezwungen, dir permanenten juristischen Beistand zu holen. Wenn man uns die errungenen Punkte abzieht, werde ich zurücktreten."

Das Trio hat vorerst aber etwas ganz anderes beschlossen: "Wir schließen uns mit den anderen Betroffenen kurz, warten die Beschlüsse der Spruchkammer ab und werden dann über eine Strategie beraten."

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