Leiden ohne Leidenschaft

Nach der mit Abstand schwächsten Saisonleistung sind die Miezen auf einen Abstiegsrang abgerutscht. Beim 22:28 (8:14) gegen Göppingen fehlten Leidenschaft, Ideen und Kampfgeist.

 Sie können ihre Leistung gegen Göppingen selbst nicht fassen: Silvia Solic (links) und Top-Torschützin Jelena Popovic nach der 22:28-Niederlage. TV-Foto: Funkbild

Sie können ihre Leistung gegen Göppingen selbst nicht fassen: Silvia Solic (links) und Top-Torschützin Jelena Popovic nach der 22:28-Niederlage. TV-Foto: Funkbild

Trier. Gesichtsausdrücke sagen oft mehr als 1000 Worte: Wer die beiden MJC-Vorstände Martin Rommel und Jürgen Brech am Samstagabend in der Arena beobachtete, musste das Geschehen auf dem Feld gar nicht sehen, um zu wissen, wie es um die Miezen stand. Entsetzen, Ratlosigkeit, Frust, Enttäuschung, Verzweiflung, Resignation und Hilflosigkeit standen ihnen ins Gesicht geschrieben. Und wenn ein Trainer die öffentliche Pressekonferenz mit dem Satz "Ich hoffe, sie kommen trotzdem nochmal", an die Zuschauer adressiert, beendet, weiß man auch, was es geschlagen hat.

Willkommen im Keller! Die 22:28 (8:14)-Niederlage gegen die wahrlich nicht hochklassigen Göppingerinnen bedeutete nicht nur den erstmaligen Sturz auf einen Abstiegsplatz, sondern auch die dritte Heimniederlage der Miezen in Folge. Dass einige Spielerinnen wie Willemijn Karsten oder Jana Arnosova erkältet ins Spiel gegangen waren, entschuldigt nicht diese Leistung.

Kopflos und ideenlos im Angriff, teilweise desolat in der Abwehr - und was am schlimmsten ist: ohne jegliches Feuer, ohne Willen, ohne Kampfgeist. "Das, was uns in den vorherigen Partien noch auszeichnete - unsere Leidenschaft - haben wir heute total vermissen lassen", gab Trainer Thomas Happe zu. Ihm waren auf der Bank die Hände gebunden, er war nicht zu beneiden, er versuchte alles, wechselte ein und aus, aber - und das könnte auch ein Papagei stetig wiederholen - ihm fehlen die bundesliga-tauglichen Alternativen.

Dass Göppingens Torfrau Julia Schulz zur Matchwinnerin für die Schwaben wurde, lag wahrlich nicht an übermenschlichen Fähigkeiten, sondern an den uninspirierten, unplatzierten und harmlosen Würfen der MJC. Spielzüge und Bewegung waren Mangelware, Druck auf die FAG-Defensive selten erkennbar. Daher befanden sich die Miezen stets kurz vor dem Zeitspiel, als sie abschlossen, was zahlreiche Verlegenheitswürfe zur Folge hatte.

Und dann kamen sie auch nicht schnell genug zurück in die Defensive. Waren sie dort angekommen, fanden sie keine Mittel, dass Göppinger Trio Herr, Stelbrink und Vojtiskova (zusammen 20 der 28 Tore) zu stoppen. Da konnten einem die ebenfalls nicht überragenden MJC-Torfrauen schon Leid tun, zumindest Daniela Vogt zeigte in Hälfte zwei (als alles zu spät war) noch einige Paraden. In der 42. Minute war die Partie beim 13:20 bereits entschieden, dann schalteten die Gäste mehrere Gänge zurück, Trier ließ sich immerhin nicht komplett hängen. Aber die MJC hatte nicht den Hauch einer Chance gegen einen Gegner, dem im Höchstfall das Attribut "solide" zugeschrieben werden kann.

Schon am Mittwoch geht es nach Oldenburg, zu einem wirklich starken Gegner. Vielleicht liegen der Mannschaft ja Auswärtsspiele mehr als Heimpartien.

DJK/MJC Trier: Vogt, Monz - Cocx (4), Popovic (10/7), Schneider (0), Karsten (3), Vallet (0), Arnosova (4), Premm (0), Derbach (0), Lennartz (1), Solic (0)

Frisch Auf Göppingen: Schulz, van der Wal - Berger (0), Hilster (2/1), Stelbrink (9/2), Schröder (0), Weigelt (4), Dinkel (0), Günthel (1), Dangel (1), Herr (7/2), Vojtiskova (4)

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