Spochtipedia Der Skilangläufer wird im Sommer gemacht

Daun/Prüm/Erbeskopf · Die Region Trier ist keine Wintersporthochburg. Aber wenn genügend Schnee liegt, werden Eifel und Hunsrück auch für Skilangläufer attraktiv. Dabei sind die Talentschmieden in der Region gar nicht so auf den weißen Untergrund angewiesen.

 Thomas Kloth

Thomas Kloth

Foto: privat

Die Sonne strahlt vom stahlblauen Himmel über die perfekt-weiße Winterlandschaft. Die Luft ist kristallklar. Auf mehr als 30 Kilometer langen Loipen erwartet den Skilangläufer zwischen Erbes- und Idarkopf im Hunsrück ein einmaliges Wintersporterlebnis. Der Hunsrück, gerade rund um den höchsten rheinland-pfälzischen Berg, aber auch die Eifel - beispielsweise auf dem Schwarzen Mann bei Prüm oder dem Ernstberg bei Daun - bieten herrliche Möglichkeiten für eine der effektivsten und gesündesten Ausdauersportarten.

Zumindest in der Theorie. Denn in der Praxis fehlt zum Skilanglaufen in der Region Trier oft der Schnee. Während Schneekanonen am Erbeskopf für die Alpinen frühzeitig für die nötige Unterlage sorgen können, müssen sich die weißen Flocken für den nordischen Brettersport auf natürliche Weise auf zumindest mal zehn Zentimeter anhäufen. Als Erste schnallen sich oft Enthusiasten die Bretter unter, um wie früher üblich erste Spuren durch die Landschaft zu ziehen, noch bevor sie offiziell mit entsprechendem Gerät gespurt werden.

Das ist besonders anstrengend. Aber auch auf gut präparierten Loipen ist der Sport einer der effektivsten überhaupt. Durch die Beinarbeit und den Einsatz der Arme werden fast alle Muskelgruppen des Körpers beansprucht. Das fördert den Energieverbrauch: Rund 650 Kilokalorien pro Stunde braucht ein 70-Kilo-Mann, der halbwegs zügig über die Loipe flitzt. Da kommen andere Sportarten nur schwer heran.

Dabei ist Skilanglauf - zumindest im klassischen Stil (siehe Info) – gelenkschonender und mit verhältnismäßig geringem Verletzungsrisiko verbunden. Wer stürzt, landet meist weich. Durch den weicheren Untergrund und die gleitende Bewegung sind die Stoßkräfte, die die Gelenke abfangen müssen, geringer. Ganz anders als beispielsweise beim Laufen, wo das Körpergewicht bei jedem Schritt abgefangen und auch wieder beschleunigt werden muss.

Obwohl die Region Trier nicht gerade eine Wintersporthochburg ist, nennt Thomas Kloth sie ein „Talentnest“ in Sachen Skilanglauf. 14 Jahre lang war der 38-Jährige aus Kirchweiler bei Daun ehrenamtlich als Verbandstrainer nordisch beim Ski-Verband Rheinland (SVR) tätig. Seit April ist er Leiter der Abteilung Leistungssport beim Landessportbund Rheinland-Pfalz in Mainz. Dass mit Gina Puderbach aus Anschau (Kreis Mayen-Koblenz) und Jan Stölben aus Manderscheid (Kreis Bernkastel-Wittlich, siehe Bericht unten) derzeit zwei SVR-Nachwuchsathleten an Bundesstützpunkten trainieren, sieht Kloth als einen Beweis für die gute Arbeit. Mit Nicole Fessel stamme sogar die amtierende Staffel-Olympia-Dritte aus Rheinland-Pfalz (aus Annweiler am Trifels).

Voraussetzung, um talentierte Sportler zum Skilanglauf zu bringen, sei die Kooperation mit Schulen. So ist das Dauner Geschwister-Scholl-Gymnasium für seine Erfolge in den Skilanglauf-Wettbewerben von Jugend trainiert für Olympia bekannt. „Von Verbandsseite geben wir denjenigen in diesem Pool, die mehr Interesse an Langlauf haben, die Möglichkeit, neben Schulsport auch anderen Wettkämpfen, wie beispielsweise deutschen Meisterschaften teilzunehmen“, erläutert Kloth.

Geklärt ist damit aber noch nicht, weshalb dieses Konzept auch mit nur wenig Schnee funktioniert. Die Frage, ob Nachwuchs-Skilangläufer aus Rheinland-Pfalz denn keine riesigen Nachteile gegenüber ihren Konkurrenten aus Bayern oder Thüringen haben, sei ihm selten gestellt worden - von seinen Athleten sowieso nicht. „In Bayern und Thüringen ist es nicht viel anders als bei uns. Im Sommer haben die ja auch keinen Schnee. Zwischen Mai und November trainieren alle primär auf Skiroller, laufend und auf dem Rad. Das Einzige, was sich verschiebt, ist der Zeitpunkt, wann man das erste Mal auf Schnee trainiert“, sagt Kloth.

Während die SVR-Kader meist Ende Oktober zu einem Skilehrgang beispielsweise in den Skitunnel am Leistungszentrum in Oberhof starten, können die Bayern oft ab Ende November auf Schnee trainieren. „Bei den ersten überregionalen Wettkämpfen Mitte Dezember haben die dann einen kleinen Vorteil. Die entscheidende Zeit, in der man einen Leistungszuwachs erreichen muss, ist aber identisch“, sagt Sportwissenschaftler Kloth.

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