Wahlkampftagebuch

Wahlkampf kann ganz schön nervend sein. Auf die vielen Plakate in der Stadt reagiert nicht jeder Zeitgenosse hoch erfreut.

Vor allem dann, wenn sie von der politischen Konkurrenz sind. Das haben auch schon einige Trierer Wirte erfahren dürfen, die sich Kritik anhören mussten, weil sie einen lebensgroßen Pappaufsteller von Hiltrud Zock, der CDU-Kandidatin, in ihrer Gaststätte haben platzieren lassen. Politisch Flagge zu zeigen, ist für Wirte oder Einzelhändler also ein zweischneidiges Schwert. Es könnte Gäste oder Kunden kosten - bringt auf der anderen Seite aber vielleicht auch Solidaritätsbesuche ein. Erinnern Sie sich an die Ice-Bucket-Challenge? Hiltrud Zock hatte sich Ende August, während des Höhepunktes dieses Internethypes, mit anderen Unternehmerfrauen einen Eimer Eiswasser über den Kopf kippen lassen und damit zugleich eine marketingtechnisch clevere Benefizaktion gestartet: Eisdielenbesitzer Ubri Calchera kreierte ein CDU-oranges Eis. Wer es kaufte, unterstützte damit die Gesellschaft für Muskelkranke. Einige Hundert Zock-Bällchen wurden seitdem geschleckt, Ubri Calchera rundet auf, und so kann die Kandidatin am Samstag eine 1000-Euro-Spende übergeben. Womit bewiesen wäre: Egal wie er ausgeht, der Wahlkampf in Trier hat schon mal mindestens ein gutes Ergebnis erzielt. Erst sprühte er, jetzt singt er auch noch: Der Kandidat der Grünen, Fred Konrad, lädt für Sonntag, 14. September, zur Matinée "Gute Musik und klare Worte" ins Textorium ein (11.30 Uhr). Landesministerin Ulrike Höfgen ist als Promi-Unterstützung mit dabei. Für den Gesang zeichnet Konrad höchstselbst verantwortlich. Der passionierte Sänger hat Musiker aus seinem Bekanntenkreis zusammengetrommelt und singt als Solist, mit einem Jazztrio und mit einem Chor. Eine für Trier zumindest ganz neue Art, um Wähler zu werben. An Dissonanzen aus dem Rathaus ist man ja gewöhnt, ob Konrad mehr Harmonie reinbringen kann, davon können sich die Wähler dann am Sonntag überzeugen. PS: Die "Sprühkreidenaffäre" Konrads ist immer noch nicht überstanden. Die Grünen haben sich gegen die städtische Verfügung, Sprühkreidenschriftzüge zu unterlassen, gewehrt. Entscheiden muss nun das Trierer Verwaltungsgericht. Eine Sprecherin kündigte gegenüber dem TV an, Anfang nächster Woche werde wohl darüber entschieden. Michael Schmitz Der OB-Wahlkampf geht in die heiße Phase. Im Wahlkampftagebuch betrachten wir in unregelmäßiger Folge mit leichtem Augenzwinkern das Geschehen.

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