Watch Dogs 2

Verhackt und zugenäht: Der Nachfolger des einst so gehypten „Watch Dogs“ hat aus seinen Fehlern gelernt. Teil zwei ist endlich auf dem Weg, sich als grandiose Marke zu etablieren.

Was war ich doch enttäuscht vor knapp drei Jahren: Als "Watch Dogs" im Mai 2014 in die Läden kam, konnte ich es kaum abwarten, in diese Hacker-Welt abzutauchen - vielleicht spielte da auch der große Hype um das Spiel mit. Ein paar Stunden später kam die Ernüchterung: Die Hauptfigur, ein gewisser Aiden Pearce, war mir ziemlich egal, die offene Welt eine Schablone anderer Ubisoft-Titel und der Spielablauf daher ganz schön monoton, wenn man vorher "Far Cry 4" oder "Assassin's Creed" gespielt hatte. Kurz gesagt: Das Spiel fesselte mich nicht lange. Dementsprechend skeptisch blickte ich auch dem Release von Teil zwei entgegen - doch ich sollte eines Besseren belehrt werden … Cooler Einstieg: Gleich zu Beginn von "Watch Dogs 2" geht es richtig zur Sache. In der Rolle des brillanten Nachwuchshackers Marcus gilt es, eine Serverstation des größten Softwareunternehmens in der Stadt zu infiltrieren. Auch wenn ich mich anfangs etwas an die Steuerung und die Bewegungsmechaniken gewöhnen musste, versprach das hier wesentlich mehr Unterhaltung. Ein persönlicher Tipp: Am besten erst einmal drei oder vier Hauptmissionen absolvieren, um zu verstehen, wie hier alles läuft - hat mir jedenfalls sehr geholfen. Nachdem Marcus also sein Aufnahmeritual - dazu dient nämlich die erste Mission - erfolgreich überstanden hat, ist er stolzes Mitglied der Untergrundtruppe namens "Deadsec". Diese Hacker-Elite hat es sich zur Aufgabe gemacht, die gewaltige Blume-Company zu zerlegen, um den Menschen mehr (digitale) Freiheit zu ermöglichen. Weg von alten Gewohnheiten: Ein Glück, dass Ubisoft das nervige Aufdecken der Karte per Turm-Eroberung abgeschafft hat. Von Anfang an steht euch das komplette Areal eines wirklich grandios zusammengeschmolzenen Mini-San-Franciscos offen. Wahrzeichen wie die Golden Gate Bridge, Alcatraz oder die Fisherman's Wharf sind mit viel Liebe zum Detail entworfen und haben hohen Wiedererkennungswert - sofern ihr die Orte aus der Realität kennt. Dafür schon mal ein dicker Pluspunkt! Auch spielerisch hat sich einiges getan: Insgesamt drei Spielstile verfolgen die verschiedenen Fähigkeiten, die durch Forschungspunkte erlernt werden können. Hobby-Rambos gehen als "Aggressor" auf "Follower-Fang" (damit wird das Erfahrungssystem bezeichnet) und stiften explosives Chaos in der Stadt. Doch sein volles Potenzial entfaltet der Titel erst, wenn ihr euch auf eure Hacker-Stärken beruft: Ob ihr nun Feinde durch technische "Tricks" ablenkt oder euch still und heimlich als "Geist" vorbeischleicht, ist dabei euch überlassen. Jedenfalls macht das Experimentieren mit technischen Geräten in der Umgebung einen Heidenspaß - da hat Ubisoft wirklich Kreativität bewiesen. Also lasst die Schusswaffen links liegen und nutzt eure Drohne, den Miniroboter oder hackt euch in Sicherheitssysteme - der Spielspaß wird es euch danken! Auch wenn die Protagonisten teils in tiefstes Fachchinesisch abdriften, kommt dies doch sehr der Atmosphäre zugute. Wer sich nur im Entferntesten für das Genre (Open-World-Rollenspiel) und das Metier (Hacker) interessiert, findet in "Watch Dogs 2" genau das passende Spiel. Damit ist der französische Publisher auf einem äußerst vielversprechenden Weg, eine aussichtsreiche Franchise zu etablieren. Weiter so!

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