... und Spaß Konzentration, Training ...

Slacklining, so nennt sich eine neue Trendsportart, die Passanten in vielen Stadtparks der Republik beobachten können. Dabei balancieren die sogenannten "Slacker" auf einem elastischen, 50 Millimeter breiten Nylon-Schlauchband, das in etwa 50 bist 90 Zentimetern Höhe zwischen zwei Bäumen oder anderen Befestigungspunkten gespannt ist. Auch in Trier finden sich erste Vorreiter, die sich mit der jungen Sportart beschäftigen. Stephan Kolle ist einer dieser Vorreiter. Zum Slacklining kam der 35-jährige Trierer 2007 auf der "Outdoor"-Messe in Friedrichshafen. Neben einen Stand des Anbieters "Gibbon-Slacklines" aus Stuttgart waren ein paar Seile gespannt. Schon beim ersten Testen war der Trierer begeistert: "Es hat mich sofort fasziniert." Wenige Tage später bestellte sich Kolle drei Slacklines, um die Seile intensiver auszuprobieren. Im Mai 2008 bot er dann schon einen Schnupper-Slacklining-Kurs an der Universität an. Im Kontakt mit dem Zentrum für Hochschulsport stand Kolle, weil er zuvor unter anderem Nordic-Walking-Kurse angeboten und eine Skifreizeit begleitet hatte. Solche Kurse gehören zu seinem Job als freier Sportdozent. Sportlich ist Kolle vielseitig interessiert. Vor allem Outdoor-Sportarten wie Kanu, Klettern und das sogenannte "Trailrunnning" (Querfeldeinlauf) haben es ihm angetan. Aus diesem Bereich, vom Klettern, kommt auch das Slacklining. Ursprung in den USA



Anfang der 1980er Jahre suchten die Kletterer im kalifornischen Yosemite-Nationalpark einen Zeitvertreib für regnerische Tage, an denen sie nicht in der Steilwand trainieren konnten. Zwei Kletterer, Adam Grosowsky und Jeff Ellington, spannten mit Hilfe ihres Klettermaterials Seile, auf denen sie balancieren konnten. Das war die Geburtsstunde des Slacklining.

Seit der Jahrtausendwende hat sich der Balancesport in andere Klettergebiete und auch außerhalb der Kletterszene verbreitet. Vor allem als Ergänzungssportart - etwa für Kletterer und Kampfsportler - ist Slacklining interessant.

Gleichgewicht schulen



"Auch im Skifahren gab es schon sehr früh Leute, die ähnlich trainiert haben", sagt Kolle. "Ingemar Stenmark, einer der besten Slalomfahrer der 70er und 80er Jahre, hat auf einem Seil Balancieren geübt, um sein Gleichgewicht zu schulen."

Der gelernte Sportwissenschaftler Kolle vergleicht das elastische Seil auch mit therapeutischen Geräten wie dem Wackelbrett, das Bänderriss patienten hilft, ihre Gelenke zu kräftigen. "Das Schöne daran ist, dass man das Gleichgewicht in jedem Alter trainieren kann", sagt Kolle. "Eine 80-jährige Frau, die noch nie Sport getrieben hat, wird sich zwar schwer tun, aber wenn man noch gut zu Fuß ist, dann kann man Slacklining - mit Unterstützung - noch trainieren."

Das heiße aber nicht, dass der Tanz auf dem nachgiebigen Seil keine Herausforderung sei. Kolle treibt jeden Tag Sport und ist von dem Trainingseffekt trotzdem beeindruckt: "Das Training auf dem Slackline kräftigt ungemein. Und wenn ich selber für eine halbe Stunde auf das Seil gehe, dann bin ich nass geschwitzt, weil es auch anstrengend ist."

Drei Tipps hat er für alle Interessierten parat: "Nicht mit gestreckten Beinen auf das Seil gehen, sich dafür einen Fixpunkt in der Ferne suchen und das Gewicht des Körpers nah am Körperschwerpunkt halten, indem man zum Beispiel nicht mit den Armen schlackert oder zu große Schritte macht!" Dadurch könne man passende Ausgleichbewegungen machen, die Schwingungen des Seils minimieren und die Balance halten, so dass das Seil sicher überquert werden kann.

Beim Spannen der Seile solle man darauf achten, dass die Bäume, die man benutzt, nicht beschädigt werden. Hier helfen zum Beispiel Schutzmatten, erklärt Kolle.

In Trier ist die "Slacker-Szene" noch klein. Nur vereinzelt zeigen sich die Fans in Parks oder an der Universität. Kolle kann sich allerdings vorstellen, dass man mithilfe von Kursen auf dem Universitätsgelände schnell eine größere Gruppe für die junge Sportart begeistern könnte. Im Wintersemester sind jedoch die Hallenkapazitäten ausgelastet, deshalb wird Kolle wahrscheinlich erst ab Mai 2009 im Sommersemester wieder Kurse anbieten.

"Ich weiß von Kollegen aus Freiburg, die Slacklining im Hochschulsport anbieten, dass die Leute denen die Bude einlaufen", berichtet Kolle. Hauptgrund für die Beliebtheit im Breisgau sei, dass die Slacklines mit 50 Euro erschwinglich seien, und dass man die Seile schnell für den Balancierspaß vorbereitet habe. Das beweisen auch die sogenannten "Flashslackers", die blitzartig mitten in der Stadt auftauchen und dann ihre "Slackline"-Show abziehen.

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