Das Buga-Gefühl soll bleiben: Die Gartenschau hat Koblenz laut Veranstalter nach vorne gebracht

Koblenz · 3,5 Millionen Besucher haben sich 2011 auf den Weg nach Koblenz zur Bundesgartenschau gemacht. Doch die Buga hat nicht nur viele Menschen angezogen, sondern sich auch positiv auf die Wirtschaft ausgewirkt. Das sagen Oberbürgermeister Joachim Hofmann-Göttig und Buga-Geschäftsführer Hanspeter Faas.

 Zur Festung Ehrenbreitstein (oben) führen seit der Bundesgartenschau neue Wege.

Zur Festung Ehrenbreitstein (oben) führen seit der Bundesgartenschau neue Wege.

Foto: Rainer Neubert

"Koblenz verwandelt" - so hieß das Motto, unter dem sich die Stadt am Deutschen Eck während der Bundesgartenschau in vollkommen neuem Gewand präsentieren wollte. Hunderttausende Blumenzwiebeln wurden dafür gepflanzt, Parkanlagen saniert, die Festung Ehrenbreitstein aufgemöbelt, riesige Hallen für Pflanzenausstellungen aufgebaut. Das alles, um den Besuchern ein riesiges Spektakel rund um Pflanzen, Kultur und Bildung zu bieten. Und die Menschen kamen in Scharen: Statt der erwarteten zwei Millionen Besucher schauten sich mehr als 3,5 Millionen vom 15. April bis zum 16. Oktober 2011 die Buga in Koblenz an. Etwa 13 Millionen Euro hat die mit der Organisation beauftragte Buga GmbH dadurch mehr eingenommen. Ein wirtschaftlicher Erfolg, mit dem noch vor der Schau die wenigsten gerechnet hätten - auch Planer und Organisatoren nicht.

Und dass sich die Rheinmetropole tatsächlich verwandelt hat, davon sind Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender der Buga GmbH, Joachim Hofmann-Göttig, sowie Chef?organisator Hanspeter Faas auch ein halbes Jahr nach Ende der Buga noch überzeugt. "Die Buga hat Koblenz als attraktives Reiseziel bekannt gemacht", sagt Hofmann-Göttig. Zudem habe es deutlich höhere Umsätze in Gastronomie und Hotellerie gegeben - sogar bis in die Landeshauptstadt Mainz.

Als "Konjunkturprogramm für Koblenz und die Region" - so sieht Hofmann-Göttig die Bundesgartenschau. Die Aufträge seien größtenteils an Unternehmen in der Umgebung vergeben worden. Ein Teil der für die Buga geschaffenen Arbeitsplätze sei inzwischen sogar in Festanstellungen gemündet, sagt der Oberbürgermeister. "Insgesamt waren etwa 800 Menschen für die Zeit der Buga auf dem Gelände beschäftigt", fügt Faas hinzu. In der ganzen Stadt seien ungefähr 2000 Jobs entstanden. "Zum Start war es sogar schwierig, an Niederlohnarbeiter ranzukommen, weil durch die Buga in diesem Segment alles aufgesaugt war." Exakte Zahlen kann der Geschäftsführer aber nicht nennen, denn "eine Statistik dazu gibt es nicht".

Die Buga ist aber immer auch ein Konjunkturprogramm, das Stadt und Land einiges an Geld kostet. Denn lediglich 25 Millionen Euro des gesamten Etats von 102 Millionen Euro musste die Buga GmbH selbst erwirtschaften. Mit 49 Millionen Euro hat das Land Rheinland-Pfalz das Event gefördert. 28 Millionen Euro betrug der Anteil der Stadt. Dieser wird sich allerdings noch einmal verringern. Denn die Mehreinnahmen von 13 Millionen Euro kommen Koblenz und dem Land zugute.

Doch die Rechnung hätte auch anders aussehen können. Nicht jede Buga erreichte bisher das gesteckte Einnahmeziel. 1991 gab es beispielsweise im Etat der Dortmunder Gartenschau ein Loch von sieben Millionen Euro, weil wesentlich weniger Besucher als geplant gekommen waren.
Für die Koblenz und die Region an Rhein und Mosel habe sich die Bundesgartenschau aber definitiv gelohnt. "Jeder Buga-Euro hat 14 weitere Euro auf dem freien Markt ausgelöst", erzählt Faas. "Es ist für mich erstaunlich, wie viele Investitionen es gegeben hat."
Hofmann-Göttig geht außerdem davon aus, dass sich die Ausgaben in weniger als einem Jahrzehnt amortisiert haben werden - "über das Plus an Gewerbesteuer und sonstige Einnahmen". Diesen Schluss legten Studien nahe, die derzeit in Arbeit seien, sagt er. Doch das ist für ihn nur ein positiver Nebeneffekt. "Die Aufwendungen der Stadt dienten ja nicht nur der Herstellung der Buga, sondern in erster Linie der Modernisierung oder Sanierung der städtischen Infrastruktur, die wir ohnehin in den nächsten Jahren hätten vornehmen müssen", sagt der Oberbürgermeister.

"Jeder Buga- Euro hat 14 weitere Euro auf dem freien Markt ausgelöst."
Hanspeter Faas, Geschäftsführer der Bundesgartenschau Koblenz


So bleiben denn auch die Buga-Anlagen wie das Konrad-Adenauer-Ufer, der neugestaltete Schlossplatz und das Festungsgelände Ehrenbreitstein erhalten. Bestimmte Flächen, die Sonderausstellungen dienten, werden sich laut Hofmann-Göttig allerdings anders präsentieren. "Wir werden den Pflegeaufwand wie bei der Gartenschau nicht aufrecht erhalten können."

Dennoch ist zusätzliches Geld nötig. Derzeit rechnet die Stadt mit etwa einer Million Euro jährlich für die weitere Pflege der neugeschaffenen Parkanlagen. Eine Summe, die bei derzeit cirka 500 Millionen Euro Schulden nicht unerheblich ist. Unterstützung bekomme die Stadt dabei aber durch den Verein Freunde der Bundesgartenschau 2011. Außerdem würde der Oberbürgermeister gerne eine Bettensteuer einführen, wie sie auch die Stadt Trier hat, um die Touristen mit an den Kosten zu beteiligen. Dies werde aber noch diskutiert.

Wie genau es mit der Seilbahn weitergehen wird, steht dagegen noch nicht fest. Sie bleibt zunächst nur für zwei Jahre bestehen. Doch die anfängliche Kritik habe sich inzwischen aufgelöst, sagt Hanspeter Faas. Auch die Unesco hat laut Faas erkannt, dass die Seilbahn das Welterbe stärkt, nicht zerstört. "Sie holt die Festung in die Stadt", erklärt der Buga-Chef. Vorher habe es 30 Minuten gedauert, um dort hinzukommen. Zudem mache sie Koblenz als Tourismusziel zu etwas Besonderem.
Deshalb arbeitet die Buga GmbH daran, die Seilbahn weiter zu erhalten. Faas: "Die Frage ist allerdings, ob sie sich auch ohne die Buga rechnet." Denn derzeit liegt das wirtschaftliche Risiko beim Betreiber. Mit Ablauf der Zwei-Jahres-Frist würde sich das ändern. "Das muss man dann abwägen", sagt der Buga-Organisator. Eine Entscheidung wird wohl in diesem Jahr noch fallen.

Insgesamt habe sich aber nicht nur die Stadt verwandelt, auch die Menschen hätten sich verändert, sagt Hanspeter Faas. Das ist für ihn besonders beeindruckend. "Es gibt eine völlig neue Identifikation mit der Stadt", sagt er. In Koblenz und der Region stelle heute wohl niemand mehr die Buga als Instrument der Stadtentwicklung infrage. Auch der Oberbürgermeister bestätigt das: "Aus Gesprächen mit Bürgern weiß ich, dass sie es kaum erwarten können, sich in den neuen Parks das Buga-Gefühl zurückzuholen."
Faas sieht aber noch einen weiteren Punkt. Denn auch das Image der Stadt habe sich gewaltig verändert, sagt er. Dies habe eine Befragung der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft von 1000 Buga-Gästen gezeigt. 69 Prozent gaben an, Koblenz in den kommenden zwei Jahren wieder besuchen zu wollen.
Daran muss die Stadt nun weiterarbeiten. Hanspeter Faas: "Man darf jetzt nur nicht wieder in die Schlafphase verfallen, die vor der Buga herrschte."

NACHNUTZUNGSKONZEPT

Von den 48 Hektar Buga-Fläche bleibt laut Oberbürgermeister Joachim Hofmann-Göttig alles erhalten. Lediglich der Pflegeaufwand wird reduziert. Neben dem gartenbaulichen Aspekt soll es weiterhin auch Aktionen geben, die an die Bundesgartenschau erinnern. Sie laufen unter dem Titel "Koblenzer Gartenkultur". Damit möchte die Stadt weiter für ihre Parks und Gärten werben. Die Reihe startet am Wochenende vom ?31. März bis 1. April mit der Saisoneröffnung. Zudem gibt es vom 11. bis 20. Mai das Buga-Festival auf dem ehemaligen
Gelände der Bundesgartenschau.

ZAHLEN

 In die Pflege der Parkanlagen wie am Koblenzer Schloss (unten) will die Stadt künftig jährlich eine Million Euro investieren.

In die Pflege der Parkanlagen wie am Koblenzer Schloss (unten) will die Stadt künftig jährlich eine Million Euro investieren.

Foto: Rainer Neubert

Genau 3. 569 269 Besucher haben sich die Bundesgartenschau in Koblenz angesehen. Dadurch erwirtschaftete die Buga GmbH statt der geplanten 25 Millionen Euro 40 Millionen Euro. Der Überschuss von 13 Millionen Euro deckt auch die höheren Kosten von 2,1 Millionen Euro ab, die beim Kartenverkauf, Einlass- und Kassenpersonal, Sicherheitsdienst sowie bei den Bus-Shuttle-Diensten entstanden sind.
Laut Buga GmbH wurden fast 77 000 Dauerkarten verkauft. Im Schnitt besuchte jeder Dauerkartenbesitzer das Gartenschaugelände
13-mal.

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