Obamas Jemen-Problem

Der Jemen war jahrelang ein vernachlässigter Nebenkriegsschauplatz im Kampf gegen den islamischen Terrorismus.

Ein von den politischen Strategen in Washington kaum beachtetes Land, weil man im Weißen Haus nach dem 11. September zunächst nach Afghanistan blickte, sich dann ohne Not und schlüssige Begründung in das Irak-Abenteuer stürzte und nun verzweifelt versucht, in Afghanistan wieder die Oberhand zu gewinnen. Jetzt, nach dem im Jemen ausgeheckten Airbus-Anschlag, bemerkt man die wirkliche Brisanz der Lage - und entwickelt über Nacht Aktionismus und die Bereitschaft zu höheren Hilfszahlungen, um dort die Kastanien aus dem Feuer zu holen.

Der Westen sieht sich dabei einer Herausforderung gegenüber, die der Situation in Pakistan ähnelt. Die Grenzen sind porös. Auch im Jemen gelten Teile des Geheimdienstes und Militärs als Sympathisanten radikaler Islamisten. Hinter der Stabilität des Landes stehen Fragezeichen. Und die Antiterror-Politik des Jemen ist zweifelhaft, wie die schnelle Freilassung prominenter Extremisten und die Aufnahme früherer Guantanamo-Insassen zeigt, die dort nun für eine El-Kaida-Filiale kämpfen.

Auch gibt es Indizien dafür, dass sich die schwache Regierung Extremisten bedient, die als Söldner gegen Rebellen eingesetzt werden. Diese "Stillhalteverträge" belegen, wie schwer es dem Westen fallen dürfte, auf Dauer eine wirklich von Herzen kommende Kooperation des Jemen im Antiterror-Kampf zu erreichen.

Wie also will Obama Erfolge erzielen? Vermutlich bleibt ihm nur eine Möglichkeit: den Jemen zu bitten, nicht nur mit den US-Militärs zu kooperieren, sondern ihnen weitgehend freie Hand zu geben - verbunden mit dem wenig freundlichen Hinweis, den Kampf notfalls auch ohne Absprache führen zu können.

nachrichten.red@volksfreund.de

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