Schwere Aufgabe in Kairo

Ein Außenminister ist immer im Dienst, auch wenn alle anderen Ferien machen. Erst recht, wenn es in der Nachbarschaft kriselt.

Guido Westerwelles Reise nach Ägypten wird vielleicht nicht viel bewirken. Aber sie ist, wie schon die Visite von Lady Ashton vor wenigen Tagen, ein deutliches Zeiten an die zerstrittenen Gruppen, dass Europa sich brennend interessiert für das, was im größten arabischen Anrainerland des Mittelmeers passiert. Sie ist absolut kein Wahlkampfgag.
Westerwelle hat wegen der peinlichen deutschen Enthaltung im UN-Sicherheitsrat bei der Libyen-Resolution einiges gutzumachen. Und er tut es. Elf Reisen in die Region, davon allein vier nach Ägypten, zeugen von seinem ernsthaften Engagement. Er kennt inzwischen nahezu alle Akteure.
Die Botschaft, die der Deutsche mitbringt, ist die einzige, die derzeit noch Sinn macht: Mäßigung von allen Seiten, keine weitere Gewalt, Einleitung eines demokratischen Prozesses, der alle Strömungen mit einschließt. Und dann, so die Verheißung vor allem für die Jugend Ägyptens, wird Europa helfen, das Land aufzubauen. Wirtschaftlich, aber auch, falls gewünscht, bei der Herausbildung demokratischer Institutionen. Die Frage ist nur, ob es in Ägypten überhaupt noch genug Leute gibt, die empfänglich sind für diese Vision. Die Muslimbrüder, denen Westerwelle das früher schon einmal alles sagte, lächelten damals und missbrauchten anschließend ihre Mehrheit kalt für einen Verfassungsputsch. Und die Militärs, die nun am Ruder sind, lassen ungerührt Demonstranten niederschießen. Diese außenpolitische Aufgabe wird noch sehr, sehr schwer.

nachrichten.red@volksfreund.de

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