Wer bei den Schrecken, den der russische Einmarsch in die Ukraine auslöste, so reagiert, wie es die heutigen Politiker bei uns und anderswo tun, handelt sicher nicht ganz unverständlich.

Das gilt für die enthemmte Beschimpfung von Putin aus dem Munde Bidens und für die militärischen Hilfsangebote an die angegriffene Ukraine, natürlich auch für die wirtschaftlichen Strafmaßnahmen gegen Russland und seine doch an allem wohl eher unschuldige Bevölkerung.

Vergessen wird dabei von unseren heutigen Politikern, dass gerade solche kollektiven Strafmaßnahmen eine betroffene Bevölkerung vor allem zu einem veranlasst: Die Menschen rücken enger hinter ihrer Regierung zusammen, selbst wenn sie diese gar nicht mögen, sie aber für sie doch unter dem Strich diejenige Stelle ist, von der sie noch heiß ersehnten Schutz erfahren. Dies haben in der Vergangenheit etwa die amerikanischen Wirtschaftssanktionen gegen Nordvietnam im Vietnamkrieg  oder die brutale Bombardierung Deutschlands durch Flieger des westlichen Bündnisses gezeigt.

Nicht bedacht von unseren geschichtlich offenbar nicht so wackeren Politikern wird auch, dass alle, die in einem handfesten Streit Partei allein  für eine Seite ergreifen, aus dem Kreis derer ausscheiden, welche mit Erfolg versuchen können, die beiden Streitenden zu einem gütlichen Einlenken zu veranlassen. Das offenbar von unseren Entscheidern nicht beachtete Ergebnis ihres jetzigen Handelns gegenüber Russland  ist eine politische Selbstfesselung ihrer eigenen Person. Das kann lediglich dem begonnenen Krieg, aber niemals dem erhofften Frieden dienen.

Gleich von Anfang an hätten von der deutschen und der europäischen Seite jeder Streitseite Wirtschaftsanreize und sonstige Hilfen und Vorteile angeboten werden sollen – die alle vernünftigerweise nicht hätten abgelehnt werden können – , um die Verfeindeten zu einem erfolgreichen Friedensschluss zu veranlassen. So aber bleibt dem traurigen Betrachter ob der auf höchster Ebene so zutage getretenen Unfähigkeit wohl nur bittere Resignation übrig.

Armes Deutschland, armes Europa.